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Dr. Rudolf Freidhager © Archiv

Boden erreicht,

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 11.06.2009 - 17:18

Kein schlimmes Käferjahr

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Dr. Rudolf Freidhager © Archiv

Aus gegenwärtiger Sicht wird auch der Käfer daran nichts verändern: „Es wird für uns kein schlimmes Käferjahr. Wir gehen von 800.000 fm Käferholz aus. Da gab es in den vergangenen Jahren schon viel ärgere Kalamitäten. Die Menge wird in die bestehenden Verträge einfließen.“ Zum Vergleich: 1,2 Mio. fm waren es 2004.
Dass sich die BaySF nicht stärker dem Nachhaltshiebsatz von 5,2 Mio. fm nähern, hat laut Freidhager mit dem gegenwärtigen Preisniveau zu tun. „Es macht jetzt keinen Sinn, gutes Holz in einen schlechten Markt zu werfen. Erst wenn es uns der Markt ermöglicht, die entsprechenden Mehrnutzungen preislich abzubilden, werden wir mehr machen.“

Exakte Zuwachsermittlung

Zum revidierten Hiebsatz von 5,2 Mio. fm/J kam man dank einer intensiven Stichprobeninventur. In der „Planung 2006 bis 2011“ war man noch von einer Steigerung der Produktionsmenge auf 5,6 Mio. fm/J ausgegangen.
„Die Planung war deshalb so hoch, weil die Bundeswaldinventur 2 (BWI2) 6,9 Mio. fm/J Zuwachs erkannte. Unser Stichprobennetz ist aber Hundert Mal dichter als das der BWI2. Unsere Zuwachsermittlung ist auf 6,1 Mio. fm/J gekommen“, so Freidhager.
Freidhager bekennt sich trotz Minderernte ausdrücklich zur Versorgerfunktion der BaySF. „Alle bestehenden Verträge werden ausgeliefert. Mir ist sehr an guten Kundenbeziehungen gelegen.“ Als Beispiel führt er an, dass die Lieferungen an die regionalen Kleinkäufer in den Vorjahren zugenommen hätten. 2004 waren es 15 % regionale Vermarktung, derzeit sind es 22 %.

Jetzt kommt Hauptverfahren

Bezüglich des vom Fachverband der Holzindustrie angestrengten Verfahrens über die „Klausner“-Verträge sagt Freidhager nur, dass man das Eilverfahren verloren hätte. Nun geht es um das Hauptverfahren, das in den nächsten Wochen am zuständigen Gericht in Wien beginnt. „Wie auch immer dieses ausgeht, wir werden eine Verkaufslösung finden, die dem Urteil entspricht“, betont Freidhager.
Derzeit werden aus dem Vertrag keine Mengen ausgeliefert – auch nicht zum neuen, vom Gericht festgelegten Preislimit von „maximal 5 % unter dem Preisniveau anderer Großkunden“. Grund ist der Stillstand bei Klausner Holz Bayern in Landsberg. Diese Mengen gehen nun an „größere Käufer in der Region“. Mit der Klausner-Gruppe stehe man in ständigem Kontakt. Auch darüber, wann wieder geliefert werden soll.

Boden scheint erreicht

Für das Geschäftsjahr 2010 (endet mit 30. Juni 2010) ist Freidhager vorsichtig optimistisch, was die internationalen Holzmärkte betrifft. Derzeit wäre ein Absinken der Schnittholzlager erkennbar, gewisse Schnittholzsortimente ziehen im Preis an. „Der Boden ist erreicht. Es wird keine großen Sprünge nach oben geben. Ich gehe für die nächsten Monate von einer mengen- und preismäßigen Seitwärtsbewegung aus“, analysiert der BaySF-Boss.

Verständnis für Kleinwald

Dass der Kleinprivatwald sich derzeit bei der Ernte zurückhält, versteht Freidhager. „Wenn einer gewisse Preiserwartungen hat und diese nicht erfüllt werden, dann hat er das Recht zuzuwarten.“ Anders stellt sich die Situation für die BaySF dar: „Wir haben eine Branchenverantwortung, die Kunden müssen beliefert werden. Außerdem haben wir Fixkosten, die wir decken müssen. 130 Mio. €/J sind es alleine beim Personal.“
Betriebsintern sieht man sich sehr modern aufgestellt. „Bei der IT-Technik sind wir sicherlich weltweit mit an der Spitze“, betont Freidhager. Als Erfolg verbucht er die sukzessive Umstellung auf „frei-Werk-Lieferungen“. 2006 waren es 280.000 fm, die so geliefert wurden. Auf 1,8 Mio. fm kam man im Vorjahr, über 2 Mio. fm werden es 2009 sein.

Erzeugungsprozess verkürzen

IT und frei-Werk-Lieferungen helfen noch woanders: Rund 400.000 fm befinden sich permanent in der Produktionspipeline der BaySF. Bei einem wöchentlichen Einschlag von 100.000 fm würde das heißen, dass das Holz rund vier Wochen vom Stock bis zum Sägewerk benötigt. Hier wünscht sich Freidhager eine Verkürzung der Produktionszeit in den BaySF-Forstrevieren auf dann maximal 20 Tage.

Langfristverträge versus Messer-im-Mund

Mit den Langfristverträgen sieht man sich bestätigt. „Unsere Kunden sind vertragstreu. Genauso haben sie die Gewissheit, dass sie sich auf uns verlassen können, wenn sie uns brauchen – etwa mit zusätzlichen, spontanen Lieferungen“, kommentiert Freidhager. „Die Zeiten, als man Messer zwischen den Zähnen hatte, sind vorbei.“
Dass die wirtschaftliche Situation der Holzernte-Unternehmer deren Preise sinken lässt, glaubt Freidhager nicht: „Wir sind ein abgepuffertes System mit langfristigen Verträgen. Als Leitbetrieb müssen wir außerdem Qualitätskriterien für die Holzernte einfordern – die kosten auch Geld.“ Dumpingangebote, die nicht ins übliche Preisbild passen, werden abgelehnt.