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Hans-Christian Kirchmeier © IG-Holzkraft

Biomasse für Klimaziel unverzichtbar

Ein Artikel von Emanuella Libal-Zitzmann | 09.03.2016 - 07:38
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Hans-Christian Kirchmeier © IG-Holzkraft

Wer ist die IG-Holzkraft und was ist ihr Ziel?
Die IG-Holzkraft ist die Interessenvertretung der Betreiber von Ökostromanlagen auf Basis fester Biomasse in Österreich. Die Betreiber dieser Anlagen leisten einen erheblichen Beitrag zur Produktion von Energie aus erneuerbaren Ressourcen und tragen daher sehr wesentlich zum Schutz unseres Klimas bei. Ziel ist die nachhaltige Absicherung der Energieproduktion aus fester Biomasse für unsere Mitglieder. Dazu brauchen wir sichere rechtliche Rahmenbedingungen, um die richtigen unternehmerischen Entscheidungen treffen zu können.
In welcher Situation befindet sich die Branche derzeit?
Für fast alle Anlagen laufen die geltenden Tarife im Zeitraum 2016 bis 2020 aus. Es gibt bis jetzt keine befriedigende Nachfolgeregelung. Es ist klar, dass ohne Nachfolgeregelungen zahlreiche Anlagen stillgelegt werden müssen. Die aktuelle Unsicherheit führt zu der unternehmerischen Situation, dass viele notwendige Entscheidungen nicht getroffen werden können.
Die Papier- und Plattenindustrie fährt eine massive mediale Kampagne gegen die Verstromung der Biomasse? Was ist aus Ihrer Sicht der Grund dafür?
Letztlich geht es um den Rohstoff Holz. Fakt ist, dass im weit überwiegenden Ausmaß Holz energetisch genutzt wird, das bereits zuvor den stofflichen Nutzungspfad durchlaufen hat oder für die stoffliche Verwertung aus Qualitätsgründen überhaupt nicht geeignet ist. Experten gehen davon aus, dass Nutzungskonkurrenz im Prinzip nur bei etwa 5 % der gesamten energetisch zu verwertenden Menge infrage kommt. Besonders hervorzuheben ist der Beitrag der energetischen Verwerter zur Waldhygiene. In den vergangenen Jahren kam es aufgrund von Stürmen und des Befalls durch Borkenkäfer zu einem großen Anfall an Schadholz. Diese Mengen werden großteils energetisch genutzt. Damit leisten unsere Mitglieder einen hohen Beitrag zur Gesundheit und Sicherung unserer Wälder und damit auch zur langfristigen Rohstoffsicherheit für die Papier- und Plattenindustrie. Ein konstruktives Miteinander ist möglich und wesentlich zielführender, als uns über die Medien gegenseitig die Existenzberechtigung abzusprechen.
„Ein konstruktives Miteinander ist möglich und wesentlich zielführender, als uns über die Medien gegenseitig die Existenzberechtigung abzusprechen.“
Hans-Christian Kirchmeier, Vorsitzender des Vorstands der IG-Holzkraft
Welche Vorteile hat die Biomasse gegenüber anderen erneuerbaren Energien?
Jede Form der erneuerbaren Energie hat ihre Berechtigung und ihre Vorteile. Die Vorteile der festen Biomasse hat Josef Plank, Präsident des Biomasseverbandes, mit dem wir kooperieren, anlässlich einer Tagung der Branche auf den Punkt gebracht: „Die Verstromung von Biomasse bildet das Rückgrat der Energiewende. Durch die Grundlastfähigkeit und die Möglichkeit der bedarfsgerechten Strom- und Wärmebereitstellung sind Ökostromanlagen auf Basis von Biomasse unverzichtbare Bestandteile der künftigen Energieerzeugung und damit wesentliche Teile der Lösung der Klimawandel- problematik.“
Wem nützt die Förderung von Stromproduktion aus Biomasse?
Die Energiewende war politisch gewollt, deshalb entstand das Ökostromgesetz. Man hat sich dazu bekannt, die Energieerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen zu fördern, um den Klimawandel einzudämmen und die Abhängigkeit Österreichs von fossilen Energieträgern zu reduzieren. Ein positiver Nebeneffekt war der Impuls für zusätzliche österreichische Wertschöpfung. Es wurden neue Technologien entwickelt, zahlreiche Arbeitsplätze, oftmals in strukturschwachen Regionen, geschaffen. Es entstanden neue Unternehmen, welche als Dienstleister, zum Beispiel in der Rohstoffaufbereitung, am Markt teilnehmen. Die Forstwirtschaft fand einen Abnehmer für stofflich nicht verwertbares Holz. Zahlreiche regional verankerte Klein- und Mittelbetriebe profitieren als Lieferanten und Dienstleister, etwa bei Instandhaltungen und Investitionen.
Was passiert nach dem Auslaufen der Tarife, falls es keine befriedigende Nachfolgeregelung gibt?
Funktionierende Werke werden stillgelegt und es bleiben Industrieruinen. Die Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze und die Lieferanten und Dienstleister ihre Kunden. Die Forstwirtschaft verliert einen Abnehmer von Schadholz, was die Waldhygiene erschwert. Der Staat und die Kommunen verlieren Steuern und Abgaben. Das alles führt zu einer Verringerung von regionaler Wertschöpfung – und das in wirtschaftlich ohnehin schwierigen Zeiten.
Welche Bedingungen benötigt die Branche, um weiterhin Ökostrom liefern zu können?
Die österreichische Bundesregierung hat nach dem Klimagipfel in Paris das Ziel kommuniziert, dass bis 2030 in Österreich 100 % des Stroms aus erneuerbaren Energien produziert werden sollen. Zur Erreichung dieses Ziel ist die feste Biomasse unverzichtbar. Wenn die Politik zu diesem Ziel steht, dann muss sie auch einen nachhaltig sicheren gesetzlichen Rahmen schaffen, der gewährleistet, dass ein wirtschaftlicher Betrieb der betreffenden Anlagen möglich ist.
Es scheint mir dringend geboten, zwischen Neuanlagen und bestehenden Anlagen zu differenzieren. Neue Anlagen können sich an neuen gesetzlichen Anforderungen leichter orientieren. Bestehende Anlagen sind aufgrund ihrer technischen Konfiguration, die auf einer anderen Gesetzeslage basiert, darauf angewiesen, dass das in Nachfolgeregelungen ausreichend berücksichtigt wird. Wir wollen weiterhin unsere wertvollen Beiträge zur regionalen Wertschöpfung, zur Waldhygiene und zur Lösung der Klimaprobleme leisten.