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Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasseverbandes © Günther Jauk

Biomasse als Klimaretter?

Ein Artikel von Günther Jauk | 30.06.2015 - 08:26
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Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasseverbandes © Günther Jauk

„Ohne Biomasse keine Energiewende.“ Mit diesem Satz eröffnete Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasseverbandes, die Branchenveranstaltung „Mehrwertfaktor Bioenergie“ in der Wiener Urania. Für ihn ist der vermehrte Einsatz von Biomasse für das Erreichen der Klimaziele unabdingbar. Deshalb setzt der Biomasseverband auch weiterhin auf die nachhaltige Nutzung und Förderung von klein- und mittelgroßen Biomasse-Anlagen.
Im historisch hohen Holzvorrat Österreichs sieht Plank ein weiteres Argument für den vermehrten Einsatz von Bioenergie. Er sprach sich für die kaskadische Nutzung von Holzprodukten aus, betonte jedoch, dass es keine Lenkung des Rohstoffes geben dürfe.
 
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Kasimir Nemestothy vom Energiereferat der österreichischen Landwirtschaftskammer © Günther Jauk

Kasimir Nemestothy vom Energiereferat der österreichischen Landwirtschaftskammer war derselben Meinung. „Derzeit werden in Österreich 80 % des Holzes kaskadisch verwertet. Das funktioniert unter marktwirtschaftlichen Bedingungen sehr gut. Alles andere würde das Marktgefüge durcheinanderbringen“, erläuterte Nemestothy und wies auf die konstanten Liefermengen von Industrierundholz aus dem Wald sowie auf die starken Mengenschwankungen von Sägenebenprodukten in den vergangenen Jahren hin.

Klimawandel und Ökostrom

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ÖBf-Vorstand Dr. Rudolf Freidhager und Austropapier-Präsident Alfred Heinzel (v. li.) © Günther Jauk

Dr. Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) und seit Kurzem auch Vizepräsident des Österreichischen Biomasseverbandes, glaubt an den Klimawandel und sieht in ihm eine Gefahr, vor allem für die Forstwirtschaft. Hohe Schadholzanteile von bis zu 92 % des Einschlags sowie die steigende Durchschnittstemperatur seien klare Anzeichen dafür. Die energetische Verwertung von Biomasse sieht Freidhager als Teil der Problemlösung.
Als ÖBf-Chef ist er froh, dass „man die oligopolistischen Verhältnisse eines reinen Käufermarktes bei Faserholz überwunden hat“. Er freute sich über die neuen Kunden aus dem Biomasse-Sektor. Eine mengenmäßige Gefahr für die Papier- und Zellstoffindustrie sieht Freidhager in der vermehrten Biomassenutzung nicht: „Beides hat gut nebeneinander Platz.“ Die Ökostromförderung für Elektrizität aus Biomasse erachtete er als sinnvoll und sprach sich für eine Weiterführung aus.

Verzerrung des Marktes

Anderer Meinung war Austropapier-Präsident Alfred Heinzel. Er sieht in der Ökostromförderung für Biomassekraftwerke eine Marktverzerrung. „Wir sind der größte Biomasseverwerter des Landes und erhalten keine Ökostromförderung. Wir benötigen auch keine, nur sollten alle anderen auch keine bekommen“, machte Heinzel seinen Standpunkt klar.
In dem Punkt, dass in Österreichs Wäldern genug Biomasse vorhanden sei, stimmte Heinzel Freidhager zu, sprach jedoch das Mobilisierungsproblem im Kleinwald an. Als langfristiges Ziel nannte er einen Jahreseinschlag von 24 Mio. fm, welchen Freidhager als „sehr ambitioniert“ bezeichnete. Derzeit liegt der Jahreseinschlag in Österreich bei rund 17 Mio. fm.

Klare Strategie vermisst

Von der österreichischen Politik vermisst Heinzel ein klares, innovatives Energiekonzept. „Es geht immer nur von unten nach oben. Die Entscheidungen des Bundes sind immer ein Kuhhandel mit den Ländern. Dieser Föderalismus lässt innovative Lösungen nicht zu“, argumentierte der Vertreter der Papierindustrie.
Auch Stefan Moidl von der IG Windkraft und Johannes Wahlmüller von Global 2000 vermissten ein langfristiges Energiekonzept des Bundes. „Wir erschöpfen uns an der Förderdiskussion und vergessen dabei das Konzept“, bedauerte Wahlmüller.