14004800470270.jpg

Christoph Kulterer © Hasslacher Norica Timber

Bewegtes Jahr

Ein Artikel von Gerd Ebner | 22.12.2014 - 08:48
14004800470270.jpg

Christoph Kulterer © Hasslacher Norica Timber

Heuer war Österreichs Sägeindustrie von großen Marktschwankungen geprägt – sowohl preislich als auch mengenmäßig. Christoph Kulterer, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie, glaubt nicht, dass das einmalig war: „Es befindet sich immer weniger Holz in der Produktionspipeline. Es wird weniger zwischen den Verarbeitungsstufen gepuffert. Lager bindet Liquidität – jeder will dieses so tief wie möglich halten.“

Bedarfsausschläge heftig

Diese Entwicklung hat zur Folge, dass die Ausschläge zwischen sehr starker Nachfrage (Sommer) und geringerem Bedarf im Winter heftiger werden – entsprechend wird ein- oder vierschichtig gearbeitet. Übers Jahr gesehen, geht Kulterer davon aus, dass die Nadelschnittholz-Produktion in Österreich am Vorjahreniveau liegt. Das wären rund 8,5 Mio. m3. „Im Mai und Juni lagen wir bereits um 10 % über dem Vergleichszeitraum – und trotzdem kommt es im Gesamtjahr zu keinem Zuwachs“, bedauert Kulterer. Ähnlich sieht er die Situation etwa bei BSP. „Auf fast 20 % Zunahme bis Juli folgt mengenmäßig ein Jahresergebnis von plus/minus null.“

Flauten und Hype – häufiger, heftiger

Flexibilität gilt es laut Kulterer auch bei Brettsperrholz zu beweisen. Die eigene Anlage läuft im Sommer vierschichtig, nun im Winter wird an drei, vier Tagen zweischichtig gefahren. „Dafür reichen die arbeitsrechtlichen Möglichkeiten gerade noch aus“, meint Kulterer. „Künftig wird sich die Abfolge von Hypes und Flauten wohl häufen und die Amplitude der Ausschläge wird größer. Dafür bräuchten wir Produzenten noch anpassungsfähigere Beschäftigungsmodelle.“

Ungewohnte Flaute im September

Die Kunden haben sich bei fast allen Produkten an prompte Just-in-time-Lieferung gewöhnt. „Das ist für die Lieferanten eine enorme Herausforderung. Speziell wenn, wie heuer im September, plötzlich so die Stimmung kippt – und es im Gegensatz zu all den anderen Jahren zu einer sinkenden Nachfrage nach den Sommerurlauben kommt“, analysiert Kulterer, der dann im Oktober und November wieder eine bessere Nachfrage erkannte.
Beim Marktgeschehen gibt es für Kulterer also eine Konstante: ständige Veränderung. Während seinem Unternehmen 2013 KVH im Herbst regelrecht aus der Hand gerissen wurde, war es heuer – mit extra dafür vorgehaltenen Mengen – merklich schwieriger.

Passables Jahr

Kurz vor Weihnachten resümiert Kulterer ein zufriedenstellendes Jahr, das besser begann, als es jetzt endet. Für sein Unternehmen geht er von einem „passablen Ergebnis“ aus. Das Produkt des Jahres war wohl erneut Brettsperrholz. „Daran sollte sich auch 2015 nicht allzu viel verändern.“ Stolz ist Kulterer, wie sehr sich seine Branche auf die Marktveränderungen der Vorjahre eingestellt hat. „Der Rückgang in Japan war nicht einfach zu verdauen.“
„Bei geringer Nachfrage tun sich skandinavische Anbieter derzeit in Japan leichter.
Sie haben günstiges Rundholz in ausreichender Menge zur Verfügung und eine weiche Währung. Das nützt auch den Russen in der Levante – wo sie ihre 50 % Rubelabwertung ausspielen können“, meint Kulterer.
Trotzdem konnten die produzierten Mengen rasch umdirigiert werden – insbesondere in den naheliegenden Märkten. „In Europa liegt auch unsere Zukunft. Wir müssen alle zusammen für einen starken europäischen Holzbau kämpfen. Überseemärkte können sich aufgrund der Währung und des Transports sehr rasch verändern.“

Italienausfall kompensiert

Mit großen Nachbarn im Norden und Süden, neuen Möglichkeiten – etwa Großbritannien und Osteuropa – sieht Kulterer seine Klientel innereuropäisch breit aufgestellt. „Wir haben 50 % Marktrückgang in Italien kompensiert“, erkennt Kulterer.

Schweiz ist Vorbild

Als Vorbild im Holzbau nennt Kulterer die Schweiz. „Die haben zehn Jahre lang 1 Mio. CHF jährlich in die Normung investiert – jetzt funktioniert das“, nennt er ein konkretes Beispiel, wofür sicher der Mitteleinsatz auszahlt.

Mittel gesichert

Umso wichtig er sei für ihn, dass die 30 Cent-Regelung beibehalten werde (s. Kasten). „Es ist die – trotz Schwächen – derzeit bestmögliche Art der Mittelaufbringung. Wir werden uns bemühen, weitere Teile der Wertschöpfungskette einzubeziehen. Möglicherweise kämen so um bis zu 20 % mehr Mittel hinzu.
Das Gefühl der Fairness muss wieder steigen. Bei Brettsperrholz, der industrieller Leimholzproduktion, Konstruktionsvollholz oder Pellets – überall war Österreich führend. Das dürfen wir nicht gefährden“, appelliert er an seine Kollegen.