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Futuristisch: Die Logistikhalle in Rankweil wurde außen mit Compactplatten gestaltet © Tschabrun

Beständiges Wachstum

Ein Artikel von Martina Nöstler | 09.12.2015 - 07:52
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Futuristisch: Die Logistikhalle in Rankweil wurde außen mit Compactplatten gestaltet © Tschabrun

Über die Grenzen Vorarlbergs hinweg eilt der gute Ruf des Holz- und Baustoffhändlers Tschabrun, Rankweil, ihm voraus. Und das nicht nur, weil man – neben Rankweil und Bürs – auch in Innsbruck einen Holzfachmarkt betreibt. Tschabrun ist bei den Kunden als umfassender und zuverlässiger Partner bekannt. Diese prompte Lieferfähigkeit erfordert einen durchdachten Logistikprozess. Zudem gilt Geschäftsführer Helmut Khüny als Lobbyist für den Holzbau – auch in seiner Funktion als Mitglied des Bundesgremiums Holzhandel. Das sind für die Holzkurier-Redaktion umfassende Gründe, das Unternehmen Tschabrun zum Holzhändler des Jahres 2016 zu küren.

Das Familienunternehmen wurde von Hermann Tschabrun sen. ursprünglich in Bludenz gegründet. Seine Söhne, Arno und Hermann Tschabrun, übernahmen das Geschäft, zogen sich allerdings 1996 aus den operativen Tätigkeiten zurück. Drei Jahre später übertrug man Khüny die Geschäftsführung. Schon dem Unternehmensgründer war ein Fortbestand des Handelsbetriebs wichtig. Darum rief er eine Stiftung ins Leben, welche die Zukunft des Handelsunternehmens garantieren sollte. „Ich habe einen gesunden Betrieb übernommen und diesen ausgebaut“, sagt Khüny.

Lagerhaltung und Logistik im Fokus

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Geschäftsführer Helmut Khüny leitet die Geschicke von Tschabrun seit über 15 Jahren © Martina Nöstler

Eines der größten Projekte war wohl der Neubau in Rankweil. „In unserem Geschäft sind die rasche Lieferfähigkeit und die hohe Flexibilität das Um und Auf“, verdeutlicht der Geschäftsführer. Aus diesem Grund hat man ein Jahr in die Prozessplanung gesteckt, bevor man 2005 in die neuen Räumlichkeiten samt 13.000 m² großer Lagerhalle übersiedelt ist. Lagerhaltung und Logistik stehen im Fokus der Bemühungen bei Tschabrun. Beim Neubau wurde die komplette Lager- und Auslieferungslogistik überarbeitet.
„Unsere Stärke ist, dass wir sehr nahe am Markt sind“, erklärt Khüny und ergänzt: „In Vorarlberg sind wir führender Händler. Diesen Erfolg kann sich unsere starke Vertriebsmannschaft auf die Fahnen heften.“ Bei Tschabrun ist man hinsichtlich Lagerverwaltung und Logistik äußerst effizient aufgestellt und versucht, diese ständig weiterzuverbessern. „Wir haben in den vergangenen Jahren den Umsatz deutlich ausgebaut. Durch Optimierung der Logistik konnte das ohne Vergrößerung des Fuhrparkes realisiert werden“, beschreibt der Geschäftsführer.
Die Prozesse entwickelt man bei Tschabrun ständig weiter: Mittlerweile wird die Auftragsabwicklung - von der Annahme des Kundenauftrages bis zur Anlieferung der Ware – komplett im Warenwirtschaftssystem Microsoft Dynamics und den Logistikmodulen Tourbosoft abgebildet. „Unser Fuhrpark kann seitdem besser disponiert und ausgelastet werden, da der Fortschritt jeder Tour für den Disponenten am System jederzeit einsehbar ist und so Fahrzeuge schneller wieder vorbereitet und verladen werden können.“

Fast rund um die Uhr im Einsatz

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Perfekte Logistik: Der induktionsgeführte Vakumat kommissioniert die Ware selbstständig © Martina Nöstler

Kunden, die bis 16 Uhr bestellen, bekommen die Ware am nächsten Tag zugestellt. Ab 7 Uhr sind die Lkw auf der Straße. Teilweise ist auch eine Anlieferung am selben Tag möglich (bei Bestelleingang bis 9 Uhr). Das bedingt ein optimiertes Lagersystem – und Verladetätigkeiten bis in die Nacht hinein.
Eine weitere Konsequenz der Prozessoptimierung: Die Umstellung auf ein nahezu papierloses Büro. „80 % der Handelsware sieht unsere Buchhaltung gar nicht mehr. Sämtliche Prozesse werden automatisch generiert – bis hin zum Rechnungsversand“, führt Khüny aus. Der Fahrer bestätigt die ordnungsgemäße Warenzustellung im Bordcomputer. Die Fakturierung erfolgt ohne manuellen Eingriff während der Nacht. Der Rechnungsversand wird am nächsten Tag per E-Mail oder – wenn vom Kunden ausdrücklich gewünscht – in Papierform von einem externen Dienstleister erledigt.

Komplettprogramm

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Tschabrun führt ein breites Programm - wie etwa Wandpaneele der Mareiner Holzindustrie © Mareiner

Tschabrun bietet ein volles Sortiment - vom klassischen Nadel- und Laubschnittholz über Leimholz, Holzwerkstoffe und Furniere bis hin zu Tischlerbedarf, Parkett und Laminat. Zudem können Kunden auch Baustoffe, wie Gipskarton- oder Brandschutzplatten, bei Tschabrun beziehen. Die Artikel sind fast unzählig und das Lager in Rankweil ist mit 13.000 m² riesig. Genau darum kann man aber eine rasche Lieferfähigkeit garantieren. Umsatzmäßig nimmt das Tischlergeschäft mit rund 60 % den größten Anteil ein. Der Rest verteilt sich auf Holzbau, trockenen Innenausbau, Bodenleger und Private.
Das Liefergebiet bewegt sich in einem Umkreis von 150 km um Rankweil. Der Export beträgt rund 15 % – hauptsächlich in die Schweiz.

Messehalle in Holz günstiger

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In dieser Schule in Klaus kamen ebenso Produkte von Tschabrun zum Einsatz © F. Böhringer

Die Vorarlberger Handelsspezialisten erfahren oft von schönen Holzbauprojekten, bei denen das nötige Baumaterial von Tschabrun geliefert wurde. Khüny ist der Meinung, dass nicht nur für die heimische Wertschöpfung, sondern für den Holzbau als solchen mehr Lobbyarbeit betrieben werden müsse. Khüny geht in diesem Fall mit gutem Beispiel voran. Er ist neben seiner Geschäftsführertätigkeit bei Tschabrun im Aufsichtsrat der Messe Dornbirn. „Für einen Hallenneubau war das Siegerprojekt der Architekten Marte.Marte in einer Beton-Stahlvariante geplant. Der Aufsichtsrat der Dornbirner Messe bat die Architekten, das Projekt als Holzvariante zu prüfen. Das Ergebnis: Die Kosten lagen um fast 30 % unter dem ersten budgetierten Preis“, führt Khüny aus. Als Grund für die deutlich günstigere Holzbauvariante nennt er den Brandschutz. „Fakt ist: Wird Holz richtig eingesetzt, sind die Kosten kein Argument. Das muss auf jeden Fall kommuniziert werden“, fordert Khüny. Neben dem Preis ist die neue Messehalle ein optisches und statisches Highlight: Mit einer Fläche von 4800 m² wird sie die größte Veranstaltungshalle Vorarlbergs. Die Leimholzkonstruktion wird 60 m stützenfrei ausgeführt. Die Bauarbeiten begannen im September. Die Fertigstellung ist 2016 geplant.
Khüny setzte übrigens auch beim Neubau in Rankweil auf einen Holzbau: „Bei der Errichtung war eine schnelle Abwicklung erforderlich“, lautet eine der Begründungen Khünys. Und: Als Holzhändler sei es ja quasi eine Pflicht, in Holz zu bauen.

Weiterer Ausbau möglich

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Auch für das Kongress- und Kulturzentrum Montforthaus stammt das Holz von Tschabrun © Daniel Mock

Auf die Frage, ob weitere Standorte angedacht seien, antwortet Khüny: „Natürlich ist eine Expansion für uns denkbar – aber nur in Österreich. Wir wollen nicht bei null beginnen. Wenn sich eine Chance ergibt, einen vorhandenen Standort zu übernehmen, werden wir uns das überlegen.“ Eigene Holzmärkte in Deutschland oder der Schweiz hält er nicht für zielführend.
Der Holzbranche attestiert er eine positive Zukunft: „Ich bin überzeugt, dass für einen ökologischen Baustoff immer ein Platz in der modernen Architektur sein wird.“

Tschabrun

Gegründet: 1946
Gesellschafter: Familie Tschabrun (Arno und Hermann Tschabrun, Tschabrun Familienstiftung)
Geschäftsführer: Helmut Khüny
Standorte: Rankweil, Bürs, Innsbruck
Mitarbeiter: 110
Umsatz: rund 40 Mio. €/J
Produkte: sämtliche Holz- und Baustoffe für den Holzbau und die Möbelfertigung