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Standorte RZ © Holzkurier / Hannes Plackner

Besser ohne Wiesenau

Ein Artikel von Hannes Plackner | 14.07.2015 - 08:23
Die Pleite der RZ Holzindustrie GmbH hat die Firmengruppe von Dietmar Riegler und Otto Zechmeister in die Medien gebracht. Am 30. Juni beantragte das Sägewerk in Wiesenau im Lavanttal ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Der Antrag war nötig, nachdem die Fortführungsgespräche mit der Heta (Abbaugesellschaft der ebenfalls insolventen Bank Hypo Alpe Adria Bank International) gescheitert waren (s. Holzkurier Heft 27, S. 4). Bezüglich der Sanierung geben die beteiligten Parteien wenig preis. Die Heta beruft sich auf das Bankgeheimnis. Zu den Verhandlungen heißt es lediglich, dass man für tragfähige Vorschläge, welche die Sanierungsfähigkeit beweisen können, offen sei. „Bisher liegt kein schlüssiges Sanierungskonzept vor. Ein zuletzt vorgelegtes wurde wieder zurückgezogen“, erklärt die Heta auf Anfrage.

Insolvenz bringt Entlastung

Die Eigentümer sind überzeugt, dass durch die Insolvenz der Säge Wiesenau die restliche Gruppe entlastet werde. Gegenüber der Abbaubank hat die RZ-Gruppe ein Obligo von weiteren 60 Mio. €. Die „Bad-Bank“ der Hypo ist nicht nur Kreditgeber des Sägewerks Wiesenau, sondern auch von weiteren RZ-Gesellschaften, die Eigentümer von Biomasse-Heizkraftwerken sind. Deren Betrieb war laut RZ-Management operativ stets positiv. Die Neuverhandlung der Ökostromvergütung bringt das Geschäftsmodell in Gefahr (s. Kasten unten). Nach Einschätzung von Riegler und Zechmeister sei aber der Fortbetrieb trotz der Heta-Situation nicht gefährdet. „Gemeinsam mit operativen Partnern, wie Stora Enso oder den Stadtwerken Klagenfurt, sind wir überzeugt, dass auch nach dem Auslaufen der aktuellen Ökostromverträge ausreichend Cashflow für die vollständige Bedienung der Heta-Verbindlichkeiten generiert wird“, erklärt Zechmeister. „Alle Heizwerke sind in der Lage, Lieferanten und die Heta-Verbindlichkeiten zu bezahlen.“

Neuprojekt in Klagenfurt

Die Pleite der Säge Wiesenau im Kärntner Lavanttal kommt ungelegen, denn seit Jahren herrscht ein Konflikt um das Heizkraftwerksprojekt, welches die RZ-Gruppe in der Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt realisieren möchte. Trotz der Turbulenzen ist Zechmeister optimistisch, dass das von der Papierlobby heftig bekämpfte Biomasse-Heizkraftwerk Klagenfurt-Ost errichtet wird.
Gegenwärtig hängt die Umsetzung an der Frage der Notwendigkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung.
Das RZ-Management erwartet eine baldige Entscheidung beim Bundesverwaltungsgericht „pro RZ“ (sprich: keine UVP). Für diesen Fall würde der Bau, wie geplant, noch dieses Jahr starten.
Bei einer von RZ verschuldeten Verzögerung der Wärmelieferung droht eine Pönale von bis zu 3,5 Mio. €. „Bezüglich dieser Vertragsstrafe gibt es Lösungsansätze, welche aktuell mit den Stadtwerken verhandelt werden“, erklärt Zechmeister. Laut seiner Einschätzung trage aber vor allem die Papierindustrie Schuld an den Verzögerungen. „Tatsache ist, dass die von der Papierlobby verursachten Genehmigungsturbulenzen zu Verzögerungen des Baustarts geführt haben. Daher konnten RZ und die Stadtwerke die Verpflichtungen aus dem Vertrag nicht zeitgerecht erfüllen.“

Wiesenau war ein Fehler

Die Übernahme des Sägewerks Wiesenau vor acht Jahren ohne vorherige Insolvenz und mit hoher Verschuldung bei der Hypo bezeichnet Zechmeister mittlerweile als Fehler. „Danach ist man immer klüger. Die negative Entwicklung der Rahmenbedingungen in der Holzindustrie hat viele andere Unternehmen auch überrascht.“
Der RZ-Hälfteeigentümer betont, dass gegenüber der Hypo beziehungsweise der Heta über Jahre sämtliche Verpflichtungen erfüllt wurden. Aufgrund der jetzigen Situation der Heta wäre eine weitere Stützung der Säge Wiesenau über die RZ-Gruppe nicht mehr möglich. Das machte die Insolvenz nötig. Dadurch können negative Auswirkungen auf die weiteren RZ-Standorte (s. Karte unten) abgewandt werden.

Negatives Eigenkapital

Laut Zechmeister war Wiesenau der einzige Standort in der Gruppe, wo kein positives operatives Ergebnis geschafft wurde. Die Bilanzen des Sägewerks in Wiesenau waren seit Jahren tiefrot. Laut jüngst verfügbarem Jahresabschluss betrug der Verlust 2013 1,52 Mio. €. Die Bilanz wies ein negatives Eigenkapital von 7,08 Mio. € aus. Um das Unternehmen fortzuführen, sprang die Muttergesellschaft (Riegler & Zechmeister GmbH) mit einer Patronatserklärung ein. Damit stützte die Gruppe das Sägewerk. Das Sägewerk „aus der Gruppe heraus am Leben zu erhalten“ (Zechmeister zur Kleinen Zeitung), hatte aber nun ein Ende.

Vöcklamarkt „langfristig zukunftsfähig“

Ein weiterer Standort der RZ-Gruppe ist Vöcklamarkt. Das Schicksal der Vöcklamarkter Holzindustrie steht laut Zechmeister in keinem Zusammenhang mit Wiesenau. Das integrierte Säge-, Pellets- und Biomasse-Heizkraftwerk (mit drei gesellschaftsrechtlich unabhängigen Betrieben) arbeite weiter im Zweischichtbetrieb.
RZ nahm am Standort erst Anfang des Jahres ein Pellets- und Biomasse-Heizkraftwerk in Betrieb. „Die beiden Unternehmen arbeiten mit dem Sägewerk am Standort aktiv zusammen. Sie sind in Summe wirtschaftlich zukunftsfähig“, erklärt Zechmeister. Einer kolportierten Schließung des oberösterreichischen Werks erteilt er eine Absage: „Zur Strukturbereinigung in der Sägeindustrie wird nur Wiesenau beitragen.“

Kritik vonseiten der Gewerkschaft

Mit 17,5 Mio. € Passiva ist Wiesenau die drittgrößte Insolvenz in Österreich seit Jahresbeginn. Für den Ablauf der Pleite wird RZ von der Gewerkschaft Bau-Holz kritisiert. Im März wurden 53 Mitarbeiter mit Aussetzungsverträgen freigestellt – temporär, wie es damals hieß. Das Management wollte das Konzept des Standorts überarbeiten und einen Investor suchen. Letztendlich verhinderte „die Situation der Heta aber jedes Fortführungsszenario“ (Zechmeister). Die Mitarbeiter hätten an den Neustart geglaubt, überwiegend noch nicht mit der Jobsuche begonnen und stünden nun überrascht vor dem endgültigen aus, schimpften die Arbeitnehmervertreter gegenüber orf.at. Eine Wiederinbetriebnahme ist nicht geplant. Allerdings werden das gesellschaftsrechtlich getrennte Biomassekraftwerk und Pelletswerk in Normalkapazität weiterbetrieben.
Insolvenzverwalter ist Dr. Egbert Frimmel, der mit der Holzindustrie schon Erfahrung hat. 2011 betreute er etwa die Pleite des Kärntner Parkettproduzenten Vito, St. Veit an der Glan.

Struktur - Unternehmensgruppe mit zahlreichen Gesellschaften

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Standorte RZ © Holzkurier / Hannes Plackner

Das verzweigte Netz der RZ-Gruppe umfasst zahlreiche Aktivitäten. Kerngeschäfte sind die Errichtung und der Betrieb von Biomasse-Heizkraftwerken und Pelletswerken. Wichtigste Standbeine sind seit 20 Jahren das Engineering und der Anlagenbau – vor allem gemeinsam mit dem Partner Urbas, Völkermarkt. Nachfolgend eine Übersicht über die zehn RZ-Heizkraftwerke und Pelletswerke in Österreich und die Auslandsbeteiligungen (Eigentumsgesellschaften in Klammer):

1 Vöcklamarkt:  – Biomasse-Heizkraftwerk Vöcklamarkt, 7,5 MWel (RZ Ökostrom Vöcklamarkt GmbH)
– Pelletswerk Vöcklamarkt, 80.000 t/J ( RZ Pellets Vöcklamarkt GmbH)

2 Liebenfels:  – Biomasse-Heizkraftwerk Liebenfels, 2 MWel (KWH Liebenfels Kraft & Wärme aus Holz GmbH)

3 Klagenfurt:  – Biomasse-Heizkraftwerk Klagenfurt-Südring, 5 MWel (Bioenergiezentrum GmbH)
– Biomasse-Heizkraftwerk Klagenfurt-Ost, 10 MWel (RZ-Neuprojekt)

4 Bad St. Leonhard/Wiesenau: – Biomasse-Heizkraftwerk Bad St. Leon hard, 4,4 MWel (KWH Kraft & Wärme aus Holz GmbH)
– Biomasse-Heizkraftwerk Wiesenau, 2,4 MWel (RZ Energieproduktions GmbH)
– Pelletswerk Wiesenau, 70.000 t/h (RZ Pellets Wiesenau GmbH)

5 Amstetten:  – Biomasse-Heizkraftwerk Amstetten, 5 MWel (Bioenergieverbund Amstetten GmbH)
– Pelletswerk Amstetten, 20.000 t/J – in Bau (RZ Pellets Amstetten GmbH)

6 Ybbs:   – Biomasse-Heizkraftwerk Ybbs 1, 5 MWel (Biomasse-Heizkraftwerk Ybbs GmbH)
– Biomasse-Heizkraftwerk Ybbs 2, 1,8 MWel (R&Z Energie GmbH – Pelletswerk Ybbs, 80.000 t/J (RZ Pellets GmbH)

7 Leiben:  – Biomasse-Heizkraftwerk Leiben, 2,4 MWel (Biomasse-Heizkraftwerk Leiben GmbH)
– Pelletswerk Leiben, 35.000 t/h (Biomasse-Heizkraftwerk Leiben GmbH)

8 Brand:   – Biomasse-Heizkraftwerk Brand, 4,4 MWel (Biomasse-Heizkraftwerk Ybbs GmbH)

9 Sollenau:   – Biomasse-Heizkraftwerk Sollenau, 4,4 MWel – stillgesetzt (Biomasse-Heizkraftwerk Ybbs GmbH)

Bardejov (Slowakei): – Biomasse-Heizkraftwerk Bardejov, 8,2 MWel (51 % RZ-Beteiligung)
– Biomasse-Heizkraftwerk Topo??any, 8,2 MWel (51 % RZ-Beteiligung)

Suceava (Rumänien): – Biomasse-Heizkraftwerk Suceava 30 MWel (25,5% RZ-Beteiligung)

Hintergrund – Ökostromvergütung wird neu gestaltet



Ob und wie in Österreich Ökostrom zukünftig vergütet wird, ist offen. Die Gestaltung der Nachfolgetarife für Altanlagen ist Gegenstand heftiger Diskus- sionen. Der über 13 Jahre gesicherte Abnahmetarif mit der Abwicklungsstelle OeMAG läuft bei zahlreichen Heizkraftwerken aus – auch bei RZ-Standorten. Wie es weitergeht, steht laut Österreichischem Biomasseverband „in den Sternen“.