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Rundholzimporte steigen: Erhielt man 2010 noch 86% in Rumänien, werden es heuer bestenfalls 52?% sein © Holzindustrie Schweighofer

Beschaffung dominiert alles bei Schweighofer

Ein Artikel von Gerd Ebner | 19.02.2016 - 14:15
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Rundholzimporte steigen: Erhielt man 2010 noch 86% in Rumänien, werden es heuer bestenfalls 52?% sein © Holzindustrie Schweighofer

Sehr detailliert konterte Dr. Georg Erlacher als Sprecher der Holzindustrie Schweighofer-Geschäftsführung in einem „Hintergrundgespräch“ mit Journalisten die Anschuldigungen der US-Umweltschutzorganisation EIA hinsichtlich der Rundholzeinkaufspraxis in Rumänien: Holz aus illegalen Quellen, unmarkierte Stämme, Toplieferanten mit illegalen Geschäftspraktiken … Jeder Fall wurde in einer Detailbroschüre aus Sicht der Holzindustrie eindeutig widerlegt.

Marktdominantes Drittel

Bei Nadelholz benötigte die Holzindustrie 2014 bereits 28 % des rumänischen Inlandsaufkommens. Einen zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Sägewerksstart in Reci und den Anschuldigungen wollte Erlacher nicht ausschließen. Mit dem Start des dritten Sägewerksstandortes (800.000 fm/J Einschnittskapazität) benötigt Schweighofer mehr als 30 % der rumänischen Nadelholzernte – eine Marke, die bereits im neuen Waldgesetz implementiert ist: Kein Unternehmen darf in Rumänien mehr als 30 % eines Holzsortiments erhalten.
Beim österreichisch-rumänischen Unternehmen sieht man ein klares „Lex Schweighofer“ (kein anderer Nachfrager kommt auf eine ähnliche Prozentzahl).
Erlacher verweist darauf, dass in Rumänien ein höherer Einschlag leicht möglich und nachhaltig wäre: „Bei der 1,5fachen Waldfläche Österreichs erntet man nahezu genauso viel: 18 Mio. fm/J.“

Romsilva-Verkauf „implodierte“ 2016

Die Holzindustrie Schweighofer geht davon aus, heuer nur noch 1,6 Mio. fm in Rumänien zu bekommen – bei einem Bedarf von 3,1 Mio. fm. Dass man nicht mehr die 2 Mio. fm/J der Vorjahre erhält, hat für Erlacher aber nichts mit den Vorwürfen, sondern mit der geänderten Verkaufspraxis der staatlichen Romsilva zu tun: Erste Holzversteigerungen führten 2016 aufgrund „utopischer Ausrufungspreise“ (Erlacher) zu keinen Verkäufen. Erlacher ist überzeugt: „Mittlerweile hat Rumänien die höchsten Rundholzpreise der Welt.“ Genaue Zahlen nannte er nicht. Nur soviel: „Wir zahlen deutlich mehr als in Deutschland.“

Einkaufskreise wurden weiter

Schon jetzt zapft man alle nur erdenklichen Rohstoffquellen an: die Slowakei, Tschechien, die Ukraine, Russland und Slowenien.
Ändert sich der Verkauf der Romsilva nicht, wird das für alle Sägewerke in Rumänien – 6630 an der Zahl – gravierende Auswirkungen haben. Die Holzindustrie Schweighofer stellt sich auf verstärkten 2-Schicht-Betrieb in allen Werken ein. „Wir wissen mit den Einschränkungen umzugehen“, sagt Erlacher.

Herausforderung Einkauf

„Es bedarf großer Anstrengungen die legale Herkunft jedes Blochs sicherzustellen. Bei 90 % der Menge übernehmen wir die Verantwortung am Werktor. Diese Mengen kaufen wir von Subunternehmern zu, die uns zweifelsfreie Papiere übergeben müssen“, betont der Ex-ÖBf-Vorstand Erlacher. „10 % erwerben wir direkt.“
Laut Erlacher würde die Holzindustrie Schweighofer mithelfen, effizientere Kon-trollen zu implementieren – etwa ein (freiwilliges) GPS-Tracking aller Rundholzanlieferungen. Weiters rät man dem rumänischen Staat, die im Transportgesetz fest-gehaltene Transportzeiten drastisch zu reduzieren. Das würde den Missbrauch korrekter Papiere für unkorrekte Lieferungen stark einschränken. Erlacher führt das aufwändige Lieferscheinsystem in Rumänien mit wenig Digitalisierung als weitere potenzielle Fehlerquellen (Kommafehler bei Zahlenangaben etc.) an.

Go West

800 Mio. € hat die Holzindustrie Schweighofer bisher in Rumänien investiert. Aber eines ist für Erlacher nun klar: „Es wird kein viertes rumänisches Schweighofer-Sägewerk mehr geben.“ Der Paradigmenwechsel wurde mit dem Kauf des Klausner-Sägewerkes in Kodersdorf im Herbst 2015 sichtbar. Also kein Neubau, sondern ein bestehendes Sägewerk mit unverändertem Einkaufsvolumen.
Weitere Expansion steht also außerhalb Rumäniens an. Der Jahresumsatz soll von derzeit 650 Mio. € auf 1 Mrd. € steigen.