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Felix Montecuccoli, Präsident der Land & Forst Betriebe Österreich, FHP-Arbeitskreisleiter Sägerundholz © Archiv

Balance kommt bald

Ein Artikel von Gerd Ebner | 12.08.2014 - 08:12
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Felix Montecuccoli, Präsident der Land & Forst Betriebe Österreich, FHP-Arbeitskreisleiter Sägerundholz © Archiv

Einen mengenmäßig zunehmend ausbalancierten Rundholzmarkt erkennt Felix Montecuccoli, Präsident der Land & Forstbetriebe Österreich. „Der Norden ist ja schon länger stabil. Jetzt pendelt sich auch der südösterreichische Markt wieder ein – die Lage entspannt sich zusehends.“

Preisgefälle wird flacher

Im Süden drückte heuer der Schadholzanfall die Preise. „Das bestehende Preisgefälle in Österreich gleicht sich aus. Noch sind es rund 5 €/fm zwischen der Steiermark und Kärnten“, rechnet Montecuccoli.
Eine preisliche Rückkehr auf das Niveau vor dem „Nicht-Winter“ steht bevor. „Mehr wird es aber wohl nicht werden. Holz verlor zuletzt durch den Preisverfall anderer Werkstoffe an Wettbewerbsfähigkeit. Erstmals überhaupt ist ein 25 m-Stahlträger günstiger als einer aus Holz. Beim Holzpreis ist ein gewisses Niveau erreicht“, analysiert Montecuccoli die Marktlage. „Ein Halten des Rundholzpreis-Niveaus wäre für die Forstbetriebe gerade akzeptabel – die Preise sind auskömmlich.“

Sägerundholz heuer soviel wie 2013

Der Groß-Privatwald wird im III. Quartal wieder zum Einschlagsplan von 2013 zurückkehren. „Heuer werden wohl wieder 19 Mio. fm auf den Markt kommen. Das Sägerundholz-Angebot liegt am 2013er-Niveau, beim Industrierund- und Energieholz wird aufgrund des Bedarfsrückgangs 1 Mio. fm weniger zu erwarten sein.“
Mittlerweile seien in Österreich faktisch alle Waldlager abgebaut. Da der Minderbedarf in Pöls bis ins III. Quartal 2015 andauern könnte, werden die Forstbetriebe marktentlastend ins Ausland ausweichen. „Speziell in Deutschland wird Fichten-Faserholz aus Österreich sehr geschätzt.“
Die Witterung mit Schadholzanfall und starker regulärer Ernte hat laut Montecuccoli auch die Forstbetriebe viel gekostet: Den Mehraufwand der Zwischenlagerung beziffert er mit 4 bis 7 €/fm. „Ohne eine allfällige Qualitätsabwertung mitzurechnen“, ergänzt Montecuccoli. Multiplikationsfaktor sind mehrere 100.000 fm.

Nur ernten was verkauft – Lehre aus Frühjahr

Im milden Winter lag im Februar auf einmal zu viel Holz an der Waldstraße. Die großen österreichischen Privatwaldbetriebe waren davon ebenfalls betroffen. „Etliche Betriebe wollten vor Einsetzen des erwarteten Winters so viel für ihre Kunden ernten wie möglich. Allein es kam halt kein Winter“, erläutert Montecuccoli. Die Lehre daraus: „Niemand sollte Holz ernten, das noch nicht verkauft wurde.“
Dass es auch in den folgenden Monaten Probleme gab, ist für Montecuccoli erklärbar: „Von der Planung über Waldbau und Forsttechnik bis zum Schlussbrief vergehen drei Monate – eingedenk dessen haben wir rasch reagiert und ab dem II. Quartal marktberuhigend reagiert.“
Beim Laubholz ist es nicht mehr lange bis zum Saisonstart. „In den Vorjahren warteten die Kunden am ersten Tag der Verkaufssaison auf Holz“, meint Montecuccoli. „Hier aber einen erhöhten Bedarf hineinzuinterpretieren, wäre falsch. Dass ein niederösterreichischer Top-Betrieb nun lieber in Ungarn in ein Sägewerk investiert, ist eine unternehmerische Entscheidung, die respektiert werden muss. Auch wenn es für die Laubholzbetriebe schlecht ist. Der Klimawandel erfordert einen Waldumbau Richtung Laubholz – da muss es aber genug Verarbeitungskapazität geben.“

Realer Schaden ein Zehntel des kolportierten

Beim Oststurm im Frühjahr lief erstmals der FHP-Krisenmechanismus an: „Binnen dreier Tage wussten wir, dass wenige 100.000 fm Schadholz angefallen sind – und nicht die kolportierten 1,5 Mio. fm. Solche Daten helfen, die Marktlage richtig einzuschätzen“, freut sich Montecuccoli über den erfolgreichen „Echtzeittest“ des Krisenmechanismus.
Wenig zu befürchten hat man heuer beim Forstschutz. Der feuchte Sommer half. „Das ist aber kein Selbstläufer. Wir brauchen Infrastruktur und Aufmerksamkeit, damit wenig passiert“, führt Montecuccoli aus. Er erwartet heuer höchstens noch einen „halben Käferflug“ .

2015 dann alle Anlagen Önorm-fit

FHP startete heuer bei der Werksübernahme das Anlagenfit-Programm. „Das kommt langsam. Ich gehe davon aus, dass Ende 2015 alle Sägewerke die ersten Schritte zur Önorm-neu gemacht haben.“ Es zeigt sich, dass Unternehmen mit neuen Anlagen weniger zu tun haben. „Die Qualitätsansprache ist übrigens kaum irgendwo ein Problem, die automatische Qualitätsrückreihung aber sehr wohl.“

Begehrter Arbeitsplatz

Am Forsttag in Klagenfurt wird heuer der Wald als Arbeitsplatz diskutiert. „Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber. Das wird auch erkannt, alle einschlägigen Kurse sind gut besucht“, findet Montecuccoli.
Ein Spezialfall ist der neue Beruf „Forstmaschinenführer“. „Dieser muss ein Alleskönner sein. Neben einem waldbaulichen Auge bedarf es großer technischer Kenntnisse, um die Elektronik und die Hydraulik der teureren Vollernter im Griff zu haben“, erklärt Montecuccoli. „Ob jemand den Greifer beim Bloch- oder beim Faserholz-Polter senkt ist ein Unterschied von 30 €/fm. Ein paar Mal falsch bei hunderten Bewegungen kostet viel Geld“, weist Monteccucoli hin. Derzeit wäre man auf Talent angewiesen, künftig soll eine systematische Ausbildung dahinter stecken.