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ÖBf-Vorstand DI Dr. Georg Erlacher © ÖBf

Balance ist da

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 23.02.2010 - 09:25
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ÖBf-Vorstand DI Dr. Georg Erlacher © ÖBf

Im Vorjahr gab es ein reges Auf und Ab am Markt. Nach einem echten Dämpfer hat sich die Lage aber positiv entwickelt“, interpretiert Dr. Georg Erlacher, Vorstand der Österreichischen Bundesforste AG (ÖBf), im Holzkurier-Interview. „Im I. Quartal 2009 gab es Katzenjammer pur. Heuer ist die Ausgangsbasis eine ganz andere. Ich sehe auch Erfreuliches – nicht nur für die ÖBf, sondern für die gesamte Holzbranche – voraus.“

Balance auf tieferem Niveau

Das gegenwärtige Rundholzangebot empfindet Erlacher in Österreich in Balance mit dem Bedarf. „Es ist soviel Holz am Markt, wie dieser verträgt. Eine deutlich höhere Produktion könnte der Schnittholzmarkt aus meiner Sicht derzeit gar nicht aufnehmen. Die Säger haben gut reagiert, indem sie nicht mehr voll produzieren.“
Dass bei einer um 24 % reduzierten Nadelschnittholz-Produktion 2009 in Österreich, der Rundholzimport sogar leicht anzog, sieht auch Erlacher kritisch. „Ein größtmöglicher Inlandsanteil ist natürlich das Ziel. Die Stellschrauben in der Holzernte muss man feinfühlig bewegen, sonst führt das rasch zu einer Überproduktion. Es liegt an allen in der Branche, hier die Mechanismen so einzustellen, dass es immer eine für alle ausgewogene Versorgung gibt“, meint der jüngst wieder für fünf Jahre zum Vorstand bestellte Erlacher.

2010 Licht am Ende des Tunnels …

„2009 hat in jedem Fall gezeigt, dass wir eine schwierige Zeit gut lösen können. Mittlerweile sieht die Branche ja wieder Licht am Ende des Tunnels“, blickt Erlacher voraus. Jetzt gelte es, dem Spekulantentum zu entkommen. „Alle in der Branche brauchen berechenbare Partner, deren Versorgung gesichert werden muss.“
Erlacher ortet allenfalls eine leichte Zurückhaltung im Einschlag. Er mahnt gleich zur Vorsicht, weil sich die Branche weit von den Bedarfshöchstständen 2006/07 entfernt hat. Die Balance von Angebot und Nachfrage sieht er daher auch für die Zeit der Straßensperren voraus. „Die Situation lässt sich nicht mit dem Vorjahr vergleichen, als nur die Nasslagermengen die eingeschränkte Ernte kompensierten. Seit November haben wir in Österreich eine ideale Schneelage für die Holzernte. Da können wir kontinuierlich unsere Kunden beliefern“, meint er.
Dass der Kleinwald gravierend die Ernte zurückgefahren hätte, erkennt Erlacher nicht. „Es wird dort schon geerntet.“

Preisliche Minimalziele erreicht

In den 2010er-Verträgen sieht Erlacher sein „preisliches Minimalziel“ umgesetzt, ohne dies genauer spezifizieren zu wollen. „Unsere Kunden können mit diesem Niveau besser umgehen, als man es vor wenigen Wochen noch gedacht hätte. Der Schnittholzverkauf ist mittlerweile befriedigend“, meint er. „Am Markt bildete sich ein Rundholzpreis. Es ist keine Zeit für Euphorie, sondern eher für Augenmaß.“

Weniger Holz und schwächeres

Die ÖBf planen heuer, 1,7 Mio. fm auf den Markt zu bringen (Prognose 2009: 1,9 Mio. fm). Noch gibt es Nachwehen aus den jüngsten Windwurf- und Käfer-Kalamitäten. 2010 werde man stärker im Pflegeeinsatz sein. Das Holz aus den Vornutzungen werde entsprechend schwächer sein. Das Schadholz ist in der Regel eher dem mittleren, stärkeren Bereich zuzuordnen.
Als sehr konstruktiv und für die Zukunft wertvoll sieht Erlacher den letztjährigen Nasslagergipfel an. Auf Landes- und Bundesebene hätte man Entscheidungsträger informiert und um Unterstützung gebeten. Das Resultat wäre, dass im Fall der Fälle die zuständigen Stellen besser vorbereitet sind. Die Lagerkapazitäten wären wesentlich höher, die Sensibilität für die Notwendigkeit derselben ebenfalls. Auch hinsichtlich der langfristigen Bewältigung einer Krise hätte es neue Ideen gegeben, etwa das Abpuffern von Preisausschlägen über Indizes.

Wind und Wasser statt Biomasse

Die jüngste Novelle des Ökostromgesetzes hätte für die ÖBf kaum etwas verändert. Die bestehenden Anlagen seien unbeeinflusst. Neue könnte es nur noch eingeschränkt geben, weil die Biomasseversorgung erst sichergestellt sein müsste. „Bei Biomasse wird es wohl keinen neuen Boom mehr geben. Wir sehen nun den Wind als interessante Alternative – aber auch Kleinwasseranlagen haben Potenzial. Im Bereich der Fotovoltaik planen wir allenfalls Pilotprojekte“, erläutert der ÖBf-Vorstand.