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Fenster öffnen und Schließen auf Knopfdruck am Stand von Bayerwald © Robert Kittel

BAU 2013 geht zu Ende

Ein Artikel von Robert Kittel | 19.01.2013 - 11:26

Fenster öffnen auf Knopfdruck

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Fenster öffnen und Schließen auf Knopfdruck am Stand von Bayerwald © Robert Kittel

Es war eine BAU der Grundlagen- und Weiterentwicklungen. Statt marktschreierisch Sensationen anzupreisen, scheint die Holzbranche dabei zu sein ihre Hausaufgaben zu machen. Und so waren es diesmal die Detaillösungen, in denen der aufmerksame Betrachter Neues fand. Beispielhaft sei dafür der Beschlagsbereich angeführt. Auf dem Stand von Haas, Falkenberg/DE, gab es bei Bayerwald-Fenster einen interessanten Prototypen zu sehen. Die motorische Fensterautomatisierung unterscheidet sich von bisherigen Lösungen durch ihre Einfachheit. Über einen im Fensterstock eingelassenen Spindelantrieb wird ein herkömmlicher Drehkippbeschlag betätigt. Im Gegensatz zu herkömmlichen motorischen Brandrauchentlüftungen mit ihren weit auskragenden Betätigungsstempeln ist vom Antrieb nichts zu sehen. Die nötige Kraft, um auch sehr lange Schubstangen bei Fenstertüren zu bewegen, kommt von einem Spindelmotor aus der Automobilbranche. Dort werden starke und sehr kompakte Antriebe beispielsweise für Sitzverstellungen benötigt. Der Entwickler, DI Holger Schrepel, sieht den Hauptvorteil in der Offenheit des Systems. Mit dem Antrieb sollen alle gängigen Drehkippbeschläge ausgerüstet werden können.

Motor unsichtbar im Fensterstock

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Der Antrieb findet im Stock Platz und kann gängige Drehkippbeschläge betätigen © Robert Kittel

Die Betätigung erfolgt per Knopfdruck – alle Funktionen, wie öffnen, kippen und wiederverschließen, sind ohne manuelle Eingriffe möglich. Das Getriebe und die Olive werden dabei mitbewegt. In geschlossener Stellung ist die Olive blockiert. Der Beschlag erfüllt damit hohe Ansprüche an die Einbruchshemmung. Für eine Notöffnung kann eine zusätzliche Betätigung eingebaut werden, mit der sich der Motor auskuppeln lässt. Zur Stromversorgung ist lediglich eine 12V-Leitung im Stock nötig. Das Netzteil und die Steuerelektronik fänden bereits in einer einfachen Unterputzdose Platz, so der Entwickler, werden aber noch weiterentwickelt.
Gedacht sei diese Automatisierung vor allem für Haustechniksysteme. Der Anschluß an Temperatursensoren, CO2-Messung oder ähnliche Anforderungen im Passivhausbau sind bereits entwickelt und wurden praktisch vorgeführt. Angesichts steigender Flügelgewichte sei aber auch die barrierefreie Bedienung, welche der Antrieb ermöglicht, von Bedeutung meint Schrepel. Jetzt stehen die Dauerbelastungsprüfungen auf dem Programm. Obwohl es sich bei dem auf der Bau vorgeführten Exemplar um einen ersten Prototypen handelte, habe er die Strapazen der Messe klaglos überstanden, berichtete Schrepel.

Fensterolive mit Funk

Hoppe, Müstair/CH, zeigte eine Fensterolive, welche per Funk Statusmeldungen über den Öffnungszustand an die Haustechnik melden kann. Die Besonderheit: Der Griff braucht keine externe Stromversorgung oder Batterien dafür. Die benötigte Energie für den Funk wird vom Benutzer beim Betätigen erzeugt.
Dass man Barrierefreiheit aber auch durch Verfeinerung der Mechanik erreichen kann, zeigte Maco, Salzburg. Der gänzlich neuentwickelte Hebe-Schiebetürbeschlag wurde hinsichtlich seiner Betätigungskräfte optimiert. Die aufgrund großer Glaselemente oft hohen Flügelgewichte können die Betätigung manchmal erschweren – bis hin zu krachenden Getrieben. Maco setzt deshalb bei der Neuentwicklung auf ein Hakenschloss, welches den Anpressdruck für die Endstellung mit weniger Kraftaufwand ermöglichen soll. Dass es funktioniert, davon konnten sich die Messebesucher vor Ort überzeugen. Tatsächlich ließ sich die Olive mit zwei Fingern betätigen.  
Solche Grundlagenentwicklungen werden für die Umsetzung der Ziele von Passivhaus- und Plusenergiehaus-Systemen benötigt. Die Bau zeigte, dass hier viel Entwicklungsarbeit geleistet wird – bei den Dämmungen, der Verringerung von Wärmeübergangsbrücken, energieautarken Bauteilen und immer intelligenteren Komfortmerkmalen. Die Revolutionen lagen diesmal im Detail.