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Felix Montecuccoli, Präsident Land & Forst Betriebe Österreich © Archiv

Ausbalancierter Markt

Ein Artikel von Gerd Ebner | 21.08.2013 - 15:27
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Felix Montecuccoli, Präsident Land & Forst Betriebe Österreich © Archiv

Die starke Rundholznachfrage in Österreich kann derzeit kaum etwas erschüttern – weder die geringen Sturmschäden Anfang August noch der großflächige Schneebruch im I. Quartal. „Vom Wilden Kaiser bis zur Rax war eine einheitliche Höhenstufe vom schweren Schnee betroffen. Mehrere 100.000 fm Schadholz fielen an, die aber sukzessive und anstandslos vermarktet werden konnten“, resümiert Felix Montecuccoli, Präsident der Land & Forst Betriebe Österreich.
„Das feuchte Frühjahr sorgte außerdem dafür, dass der Käfer heuer kein Problem darstellen wird. Die zweite Brut startete faktisch am Winterniveau. Unsere Käufer werden also auch im Herbst frisches Holz bekommen – und ganz wenig Käferholz.“

Norden besser versorgt

Die Versorgung der österreichischen Sägewerke schätzt Montecuccoli differenziert ein. „In Nordösterreich mit Versorgungsmöglichkeiten aus Tschechien ist es entspannter als im Süden und Westen. Der Großprivatwald erntet ja immer so viel, wie es der Hiebsatz zulässt“, bekräftigt Montecuccoli.
„Moderne Technik und die Erntekapazität sorgen dafür, dass die großen Betriebe teilweise früher im Jahr ihre Sollmengen erreicht haben.“ Montecuccoli prognostiziert: „Ich gehe davon aus, dass die Dürre auch viele Bauern in den Wald bringen wird. Sie könnten so den finanziellen Schaden, der durch die extreme Trockenheit in der Landwirtschaft entstanden ist, kompensieren. Wie interessiert der Kleinprivatwald an der künftigen Holznutzung ist, verdeutlichen mir auch die ausgebuchten Fortbildungskurse in den Ausbildungsstätten.“
Seine Vorhersage lautet daher, dass der Kleinprivatwald heuer wohl am 2012er-Niveau ernten werde. Auf einen Harvestereinsatz muss man derzeit 1,5 Monate warten – „das ist ein deutliches Signal für hohe Ernteawktivitäten“.

Preise anpassen

Die starke Nachfrage erlaubt laut Montecuccoli nur eine Preisrichtung: „Nach oben. In den Vorjahren waren die Preise stabil. Es muss aber zumindest die Inflation abgegolten werden. Da wird es je nach Sortiment bei den Preisverhandlungen im Herbst einige Prozente draufgeben müssen“, lautet die Erwartungshaltung seiner Mitgliedsbetriebe. „Die Steigerung gilt für alle Sortimente – und nicht alleine für Sägerundholz.“ Montecuccoli sieht den Holzmarkt in Balance. „Was benötigt wird, können wir auch bereitstellen.“ Der Personalabbau hätte hier Entlastung in vielen Sägewerken gebracht.

Kapazität nicht mehr so groß „Wer jetzt einschichtig fährt, kann sicher nicht sofort eine Schicht dazunehmen. Daher ist die theoretische Einschnittskazpazität weit von der tatsächlichen entfernt. Bisher wurde die Überkapazität auf 30 % geschätzt. Ich sage, wir liegen eher bei +15 %“, analysiert er. „Die Lage ist also nicht mehr so ungesund wie vielleicht noch vor zwei, drei Jahren. Das beruhigt und stabilisiert den Holzmarkt.“ Produktionsspitzen, wie zu Zeiten der Stürme Emma und Paula, wären kurzfristig wohl nicht mehr möglich.

Fichte, Kiefer – ein Preis? Fast!

Ein weiterer Unterschied zur jüngeren Vergangenheit wäre die Nachfrage nach Langholz. „Sie steigt merklich. Bauholzsäger haben dieses Sortiment wiederentdeckt“, urteilt Montecuccoli. Auch die Preisdifferenz von Fichte zu Kiefer wird immer kleiner. „Ich glaube, das entspricht einem internationalen Trend. Rotholz gewinnt an Bedeutung.“ Von einem Sortiment Fi/Ta/Kie ist man aber noch weit entfernt. Anders ist die Situation bekanntlich in Nordamerika: SPF (Spruce, Pine, Fir) lassen grüßen.
Die Abhängigkeit der österreichischen Sägeindustrie von Italien und die dortige triste Marktlage sind Montecuccoli bekannt. Ebenso, dass die Levante wieder zum Laufen kommen muss. „China ist hingegen ein toller Nachfrager. Selbst, wenn wir Mitteleuropäer nicht direkt davon profitieren. Indirekt hilft jeder nachgefragte Kubikmeter.“

Bedarfsrückgang Hauptproblem

Sorgen macht sich Montecuccoli um die europäische Papierindustrie. Der Papierbedarf in Europa sank binnen fünf Jahren von 190 auf 170 kg/J. „In Einzelsortimenten ist der Einbruch noch viel größer“, weiß er.
Dass bereits 20 % der Produktionskapazität in Europa stillgelegt wurden, ist für ihn eine traurige Tatsache. „Das oder auch die starke Altpapier-Importabhängigkeit sollten die Industrie aber stärker sorgen als die Holzverfügbarkeit. Letztere ist in Österreich trotz steigender thermischer Nutzung nicht gefährdet. Laut eigenen Ziffern resultiert eine hohe Importquote bei Altpapier mit 54,5 %.“ Eine Bedrohung für die gesamte österreichsiche Wertschöpfungskette sind die angekündigten Transportkostensteigerungen der Rail Cargo. „Entscheidend wird die Nationalratswahl sein. Denn danach werden Maßnahmen kommen, dieviel Geld kosten“, lautet seine Prophezeiung.

ÖHU wegen Mode obsolet

„Die Situation am Laubholzmarkt wird jedes Jahr schwieriger“, urteilt Montecuccoli. „Modetrends machen die Österreichischen Holzhandelsusancen mittlerweile obsolet. Dort definierte Makel sind heute gefragt – nehmen Sie nur die Kernesche, oder astige Eiche.“ Entsprechend der Marktlage erwartet sich Montecuccoli bei der Eiche und Esche eine Rückkehr zum alten Preisniveau. „Dieses lag jüngst noch um 20 % höher“, analysiert er. Für andere Holzarten gilt: Es muss sich auszahlen. „Beim Götterbaum bekomme ich 55 €/fm alleine für den Brennwert. Es muss also deutlich mehr sein, um mir wirklich die Mühe der waldbaulichen Pflege, der Ausformung, der Vorlage, des separaten Verkaufes zu machen“, beschreibt Montecuccoli die Denkweise der Waldbesitzer.

Blochausformung unrentabel?

Noch drastischer sei die Situation bei der Buche. Im Zuge von Seilungen werden große Buchenmengen geerntet. „Die formt aber niemand zu Blochen aus. Das lokale Heizwerk zahlt 23 €/srm. Das entspricht dem BC-Preis“, rechnet Montecuccoli vor.