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Mittels Wärmerückgewinnung von Heger Edelstahl erhalten die Stadtwerke Wörgl fast 1,5 MW Leistung © Heger

Aus der Luft gegriffen

Ein Artikel von Günther Jauk | 17.02.2016 - 16:40
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Mittels Wärmerückgewinnung von Heger Edelstahl erhalten die Stadtwerke Wörgl fast 1,5 MW Leistung © Heger

Wörgl will energieautonom werden. Dieses ambitionierte Ziel möchte die Stadt am Inn bis 2025 umsetzen. Bereits jetzt versorgen die Stadtwerke etwa ein Viertel der privaten Haushalte mit Abwärme. Hierfür sammeln die Tiroler mehrere Abwärmeströme des Molkereibetriebs Tirol Milch Wörgl in einer dafür errichteten Energiezentrale und verteilen sie von dort aus an die Wärmekunden.
Eine der Maßnahmen war die Abgasnutzung des 6 MW-Biomassekessels für die Prozessdampferzeugung. Den Zuschlag der öffentlichen Ausschreibung für eine zweistufige Wärmerückgewinnung bekam Heger Edelstahl, Schardenberg. „Es war das Paket aus Gesamtkonzept, Werkstoffausführung, Gewährleistung und Kosten, das uns bei Heger überzeugte“, erklärt Othmar Frühauf. Er leitet den Bereich „Sorglos Wärme“ der Stadtwerke Wörgl.

Umschlussarbeiten in drei Tagen

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Der Kondensator - das Herzstück der Wärmerückgewinnungsanlage © Heger

In nur drei Tagen installierte Heger hinter dem Biomassekessel eine Rauchgasweiche, wodurch das 140° C heiße Rauchgas über einen Ventilator durch einen Schalldämpfer in die erste Stufe des Wärmetauschers gelangt. „Ein wichtiger Arbeitsschritt, der genau geplant werden muss“, erläutert Robert Pretzl. Er ist Geschäftsführer und Entwicklungsingenieur bei Heger Edelstahl. Die Weiche, vorerst nur mit Blinddeckel ausgeführt, musste während der kurzen Revisionsarbeiten am Kessels fertiggestellt werden.
Im ersten Schritt des Wärmetauschverfahrens wird das Rauchgas von 140 auf 71° C abgekühlt. Der 60°C heiße Rücklauf aus dem Fernwärmenetz wird dabei auf 70° C erhitzt. Bei genannter Rücklauftemperatur und einer Brennmaterialfeuchte von 60% beziffert Heger die Leistung dieser Stufe mit 380 kW. Im Anschluss gelangt das Rauchgas in den Kondensator, wo es von 71 auf 41° C weiter abkühlt. Hier beträgt der Rücklauf 35°C. „Diese hier notwendige niedrige Temperatur erreichten wir durch die Koppelung mit einer Wärmepumpe“, informiert Pretzl. Die Leistung des Kondensators gibt er mit gut 1 MW an – Energie, die hauptsächlich durch die Rekondensation des Wasserdampfs frei wird. Der dem Abgas gemeinsam mit dem Wasser entzogene Staub wird in Mehrkammern-Sedimentationsbehältern gesammelt.
Rückblickend ist Frühauf mit seiner Investition zufrieden. „Die Zusammenarbeit mit Heger ist absolut problemlos. Sämtliche Arbeiten wurden in der angesetzten Zeit erledigt und die veranschlagte Leistung wird erreicht“, bringt es der Bereichsleiter zum Ausdruck. Ob es in Zukunft weitere Projekte mit Heger geben wird, kann Frühauf aus rechtlichen Gründen nicht mit Sicherheit beantworten: „Es gibt noch ein paar Unternehmen in Wörgl, bei denen eine Wärmerückgewinnungsanlage sinnvoll wäre. Wer den Auftrag erhält, muss allerdings mittels öffentlicher Ausschreibung entschieden werden.“

International tätig

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Zufriedene Gesichter auf der Einweihungsfeier in Wörgl © Heger

Neben einigen Projekten in Österreich realisiert Heger auch immer wieder Anlagen in anderen EU-Staaten. In Frankreich etwa verschaffte das Unternehmen einem Sägewerk mittels Rauchgaskondensationsanlage 7 MW zusätzliche Leistung einer 20 MW-Kesselanlage. Mit der rückgewonnenen Wärme betreibt das im Elsass gelegene Unternehmen einen Bandtrockner.