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Meistgelesen auf Timber-Online 2015 © Holzkurier

Aufschwung in Sicht?

Ein Artikel von Günther Jauk | 31.12.2015 - 08:00
Die Rückkehr der Stallinger-Dynastie in die Holzverarbeitung interessierte im abgelaufenen Jahr die meisten Timber-Online-Leser. Die Unternehmensgruppe, welche die Branche insbesondere in den 2000er-Jahren prägte, wurde 2008 von Mayr-Melnhof Holz, Leoben, übernommen. Damals setzte Stallinger über 300 Mio. €/J um. Am 30. September wurde der Vertrag für die „Rückübernahme“ des Stammsitzes Frankenmarkt unterfertigt. Mayr-Melnhof verarbeitete dort zuletzt im Einschichtbetrieb 350.000 fm/J. Der Rekordeinschnitt liegt bei 850.000 fm/J. Das endgültige Closing könnte wie angekündigt am 15. Januar erfolgen.

2 Mio. fm mehr Einschnitt

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Meistgelesen auf Timber-Online 2015 © Holzkurier

Nicht nur aufgrund einer Großübernahme schaffte es die Holzindustrie Schweighofer, Wien, 2015 immer wieder in die Schlagzeilen. Mit dem Kauf des Sägewerks Kodersdorf/DE von der Klausner-Gruppe kehrte der bisher in Rumänien agierende Konzern nach Mitteleuropa zurück. Die Einschnittkapazität im Dreischichtbetrieb beträgt 1,2 Mio. fm/J. Darüber hinaus hat das Unternehmen im vergangenen Sommer sein drittes Sägewerk in Rumänien mit 800.000 fm/J am Standort Reci in Betrieb genommen.

Massiv zu kämpfen hatte Schweighofer 2015 mit Anschuldigungen diverser Umweltschutzorganisationen. Immer wieder wurden Vorwürfe laut, das Unternehmen verarbeite in Rumänien große Mengen an illegal geschlagenem Holz. Trotz einiger Klagen und PEFC-Kontrollen ist noch kein Ende der Auseinandersetzung in Sicht.

Mitarbeiterabbau und Kurzarbeit

Neben dem Verkauf des Standorts Kodersdorf reduzierte Klausner Holz in Friesau von Drei- auf Zweischichtbetrieb. 145 Mitarbeiter wurden entlassen. In den USA hingegen ging im Februar das erste Klausner-Sägewerk (Klausner Lumber One) in Live Oak/Florida in Betrieb. Ebenfalls Mitarbeiter entlassen musste Klenk Holz, Oberrot/DE. Nach einem Inte-ressenausgleich mit dem Betriebsrat baute das Unternehmen am Stammsitz 104 von vorerst kolportierten 120 Stellen ab. Kündigungen vermeiden konnte hingegen Rubner Holzbau, Brixen/IT, mittels Kurzarbeit aller 108 Mitarbeiter. Die monatliche Arbeitsleistung wurde um 11.000 Stunden reduziert.
Topartikel auf Timber-Online 2015
RangTitel
1Stallinger übernimmt MM-Sägewerk Frankenmarkt
2Schweighofer übernimmt Klausner Holz Sachsen
3Substanzverlust in Sägerbilanzen
4RZ-Sägewerk Wiesenau temporär stillgelegt
5Massiver Stellenabbau bei Klausner möglich
6Stallingers Rückkehr zur Produktion
7Rückkehr nach Mitteleuropa
8RZ-Sägewerk Wiesenau insolvent
9Rumäniens Parlament drückt „Lex Schweighofer“ durch
10Haas verkauft Bauelemente-Sparte
11Stallinger kauft MM-Bürogebäude zurück
12Rettenmeier-Deal ist abgeschlossen
13Jechart steigt bei MAK Holz ein
14KVH kommt, BSP wächst
15Sägewerk Schilling stellt Ende November Betrieb ein
16Schweighofer geht in die Offensive
17Besser ohne Wiesenau
18Neuer Geschäftsführer bei VM Holz
19Übernahme von RZ-Gruppe?
20Wie viele Sägewerke müssen noch weichen?

Rettenmeier an Cordes

Eine weitere Großübernahme, die noch 2014 (31. Dezember) besiegelt wurde, war jene von Rettenmeier, Wilburgstetten/DE. Anders, als viele erwarteten, ging einer der größten deutschen Schnittholzhersteller aber nicht an einen Finanzinvestor, sondern an die norddeutsche Cordes-Gruppe, Bremerhaven.

Binderholz, Fügen, akquirierte im abgelaufenen Jahr die PHB Burgbernheimer Holzbau, Burgbernheim/DE, samt Belegschaft. Die Gesellschaft firmierte als Binderholz Burgbernheim GmbH. Mit dem neuen Standort stieg die Kapazität für verleimte Massivholzprodukte in der Binderholz-Gruppe von 420.000 m³/J auf über 500.000 m³/J.

Substanzverlust erregte Gemüter

Besonderes Aufsehen erregte die Bilanzanalyse der sieben größten österreichischen Sägewerksbetreiber (mit über 500.000 fm/J und Sitz in Österreich) mit dem Titel „Substanzverlust in Sägerbilanzen“. Diese machte deutlich, wie stark die Sägeindustrie von der Wirtschaftskrise in Mitleidenschaft gezogen wurde. 2008 und 2009 sowie 2011 und 2012 fuhren die „sieben Großen“ kumulierte Verluste von 190 Mio. € ein. 2010 (+7,2 Mio. €) und 2013 (+8,9 Mio. €) brachten zwar Atempausen, aber keinerlei Chance, die Defizite aufzuholen. Den Großteil der Ausfälle haben die beiden Umsatzstärksten fast im Alleingang erlitten: Mayr-Melnhof Holz und die Pfeifer-Gruppe.

Konkurs und Eröffnungsfeier

Turbulent verlief das Geschäftsjahr für die RZ-Gruppe, Österreichs größten Pelletsproduzenten. Nach einer temporären Stilllegung beantragte die Gruppe für den Sägewerksstandort Wiesenau Ende Juni ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Passiva in der Höhe von 17,4 Mio. € standen auf der Aktivseite 3,6 Mio. € gegenüber.

Gut 200 km nördlich, in Vöcklamarkt, eröffneten die Geschäftsführer Dietmar Riegler und Otto Zechmeister am 18. September ein Pellets- und Heizkraftwerk direkt neben dem Schwesterunternehmen Vöcklamarkter Holzindustrie (VM Holz). Das Schicksal dieses Sägewerksstandorts steht laut Zechmeister in keinem Zusammenhang mit Wiesenau.

Wie bereits 2014, war auch 2015 ein Führungswechsel bei VM Holz eine der meistgelesenen Personalmeldungen auf Timber-Online. Damals folgten Günther Zikulnig und Peter Fercher auf Dr. Heimo Schader. Jetzt war es Hans Fraundorfer, der Zikulnig und Fercher ablöste.

Im November veräußerte RZ sechs Biomassekraftwerke um einen Euro an die deutsch-österreichische CAG Holding. Es handelte sich um die über die Hypo finanzierten Standorte Amstetten, Koralpe, Leiben, Liebenfels, St. Gertraud und Ybbs. Mit den Kraftwerken übernahm die CAG auch rund 70 Mio. € Schulden, wofür die Heta im Gegenzug knapp 25 Mio. € an Forderungen abschrieb.

Darüber hinaus stehen Riegler und Zechmeister aufgrund eines geplanten Biomasse-Großkraftwerks für Klagenfurt im massiven Clinch mit der österreichischen Papierindustrie.

Schilling stellte Betrieb ein

Im November stellte das Baden-Württemberger Listenbauholz-Sägewerk Schilling, Unterankenreute, seinen Betrieb ein. Inhaber Wilhelm Schilling reagierte damit auf die „unzufriedenstellende Ertragslage der Sägebranche“. Die Stilllegung dieses 18.000 fm/J verarbeitenden Werkes ist zwar nur bedingt marktrelevant, jedoch von großem symbolischem Charakter. Schilling ist Präsident des Verbandes der Säge- und Holzindustrie Baden-Württemberg (VSH).

Ende der Franken-Euro-Bindung

Am 15. Januar wurde die Franken-Euro-Bindung überraschend aufgehoben. Damit war die künstliche Untergrenze von 1,2 CHF/€ passé. Seitdem bewegt sich der Wechselkurs zwischen 1 und 1,1 CHF/€. Die Rundholzexporte (Fi/Ta) waren dadurch in der ersten Jahreshälfte um 23 % auf 194.000 fm zurückgegangen. „Unter dem starken Franken leidet nicht nur der Export-, sondern auch der Binnenmarkt“, erklärte Thomas Lädrach. Präsident der Holzindustrie Schweiz, gegenüber dem Holzkurier. Als erste Maßnahme wurden Preiskorrekturen am Rundholzmarkt vorgenommen. Verbandsdirektor Hansruedi Streiff bezeichnete die Währung als „Standortfaktor“ und den Euro als „schwach“.

Millionenbrände

Wie bereits 2014 mussten sich die Holzwerke Ladenburger auch 2015 wieder mit einer Schadensmeldung in die Timber-Online-Bestenliste wiederfinden. Am Standort Geithain brach in der Nacht auf den 17. Juni ein Großbrand aus. Aus einer der zehn Produktionshallen verbreitete sich das Feuer auf zwei benachbarte Hallen, die ebenfalls völlig niederbrannten. Der Schaden ging in die Millionen. Erst im Oktober 2014 musste das Unternehmen am Stammsitz in Bopfingen einen Brandschaden in Millionenhöhe hinnehmen. Im Jahr davor kam es zu einem noch größeren Schaden am Standort Geithain. Ansonsten scheint es für das Unternehmen gut gelaufen zu sein. Faktisch der gesamte eigene Einschnitt ging in die Weiterverarbeitung. Die BSH-Produktion in Bopfingen wird auf 80.000 m3 verdoppelt. 2016 sind bereits weitere Großinvestitionen geplant.

Niklas wehte Rundholz nach Österreich

Ein jähes Ende der hohen Rundholzpreise in Bayern bescherte der Sturm Niklas Ende März. Dieser brachte 2,5 Mio. fm – und damit auch die von der Sägeindustrie massiv kritisierten hohen Rohstoffpreise – zu Fall. 1,5 Mio. fm davon betrafen die Bayerischen Staatsforsten.

Daraus resultierte eine Verdoppelung der Nadelrundholz-Exporte in Richtung Österreich in den ersten drei Quartalen. Der Rundholzpreis fiel auf bis zu 80 €/fm.

24 Stockwerke aus Holz

Am Holzbausektor hat – und wird auch noch in Zukunft – das HoHo Wien alles andere in den Schatten gestellt. Mit 24 Stockwerken und 84 m Höhe entsteht bis 2017 am ehemaligen Flugfeld Aspern das mit Abstand höchste Holz-Hochhaus der Welt. In Summe werden 3000 m³ Holz verbaut. Das entspricht 125 m3 pro Geschoss.

Gute Aussichten

Was dürfen wir 2016 erwarten? Noch mehr Großübernahmen? Ein Fortschreiten der Strukturbereinigung in der Sägeindustrie? Ein weiteres Holzbau-Megaprojekt? Wer wird als Nächstes in die Weiterverarbeitung und somit zugunsten einer höheren Wertschöpfung investieren? Noch ist das alles schwer auszumachen. Fest steht, dass Sie alle wichtigen Informationen, wie bereits in den vergangenen 70 Jahren, auch 2016 im Holzkurier lesen werden.