14570754634854.jpg

Entwicklung der Grünastzone bei der Zirbe vom Jungwuchs bis ins Baumholz bei Dichtstand © Magdalena Langmaier

Astiges Holz im Trend

Ein Artikel von Magdalena Langmaier und Eduard Hochbichler, Universität für Bodenkultur | 04.03.2016 - 08:10
14570754634854.jpg

Entwicklung der Grünastzone bei der Zirbe vom Jungwuchs bis ins Baumholz bei Dichtstand © Magdalena Langmaier

Das Wort Zirbe (Pinus cembra L.) kommt vom mittehochdeutschen Verb „zirben“, was so viel wie „wirbeln“ oder „sich im Kreis drehen“ bedeutet und wahrscheinlich auf die gedrehte Art der Zapfenschuppen zurückzuführen ist. Die Zirbe ist ein Baum des Hochgebirges und gehört zu den Kieferngewächsen. Mit ihren charakteristischen fünf Nadeln an einem Kurztrieb unterscheidet sie sich gut von anderen Kieferngewächsen. Sie wird in der Regel zwischen 18 bis 25 m hoch und kann ein Alter von über 1000 Jahren erreichen.
Die Zapfen der Zirbe sind 5 bis 9 cm lang und haben im Durchschnitt circa 90 Samen. Da diese Samen flugunfähig sind, ist die Zirbe für ihre Verbreitung vor allem auf den Tannenhäher angewiesen. Baum und Vogel haben eine wichtige und enge Lebensgemeinschaft. Der Tannenhäher legt Samendepots als Winternahrung für sich an und vergisst einen Teil dieser Depots. Über diese Lager hat die Zirbe die Chance, sich zu verjüngen. Der große Vorteil davon ist, dass die Depots oftmals an optimalen Verjüngungsstandorten für die Zirbe angelegt werden.

Vorkommen

Während der Eiszeit und der damit verbundenen Vergletscherung der Alpen hatte die Zirbe Standorte im Wiener Becken und in der Ungarischen Tiefebene. Nach der Schmelze des Eises wanderte die Zirbe zurück ins Gebirge und hatte während des Postglazials ihre größte Verbreitung.
Heute liegt der Schwerpunkt ihrer Ausdehnung in den kontinentalen Zentralalpen von Österreich über Südtirol, die Schweiz bis nach Frankreich. Weitere Vorkommen sind in der Hohen Tatra und den Süd- und Ostkarpaten zu finden. In Österreichs Ertragswald stocken 63,5 % Nadelholz. Davon entfallen rund 0,5 % auf die Zirbe. Im Wirtschaftswald stocken nur 0,2 % der österreichischen Zirbenvorkommen und im Schutzwald im Ertrag 3,2 %. Trotz dieses geringen Vorkommens der Zirbe in Österreich spielt sie für einige Betriebe eine wichtige Rolle. Einerseits bildet die Zirbe als Schlusswaldbaumart oft die obere Waldgrenze von Beständen aus, andererseits wird ihr auch eine gesundheitsfördernde Wirkung zugesprochen. Und spätestens, seit die Zirbe 2011 das zweite Mal „Baum des Jahres“ in Österreich war, sind Zirbenprodukte, wie Zirbenmöbel, Zirbenschnaps oder Zirbenlüfter, in aller Munde.

Eigenschaften des Zirbenholzes

Zirbenholz ist eines der leichtesten (0,38 bis 0,48 g/cm3) und weichsten Hölzer unserer heimischen Bäume. Es lässt sich sehr gut bearbeiten und weist ein sehr geringes Schwindmaß auf. Bei der Oberflächenbehandlung ist auf den Harzanteil zu achten. Das Holz wird vor allem für Möbel, Schnitzarbeiten und Furnierherstellung verwendet. Einzigartig ist der lang anhaltende Geruch des Zirbenholzes. Dem Holz wird auch eine bioinhibitorische Wirkung nachgesagt. Diese Wirkung wird seit Jahrhunderten geschätzt. Diese beruhigende und heilende Komponente des Zirbenholzes geht vor allem auf den Inhaltsstoff Pinosylvin zurück.

Astigkeit der Zirbe

Für einen Forstbetrieb kann die Zirbe ein zusätzliches erfolgreiches Nischenprodukt darstellen. Die Entwicklung des Zirbenholzmarktes zeigt, dass die Zirbe gegenwärtig bei kontinuierlich steigenden Preisen stark nachgefragt ist. So werden Sägebloche deutlich über 300 €/fm und Furnierstämme um mehr als 400 €/fm gehandelt. Um Furnierholzqualität bei Zirbenholz zu erreichen, müssen laut den Österreichischen Holzhandelsusancen von 2006 folgende Kriterien, vor allem bezüglich der Astigkeit, erfüllt werden: „Vollholzige, gesundastige Stücke mit gleichmäßigem Astbild ohne Durchfalläste; geringer Splintanteil ab Mittendurchmesser 25 cm (2b), Astdurchmesser bis 10 % des Mittendurchmessers sind zulässig. Längen von 2,5 bis 5 m in 50 cm-Schritten mit einem Übermaß von 10 cm“.
Bei der Zirbe ist also ein gleichmäßiges astiges Stammholz für die Qualifizierung als Wertholz von Bedeutung. Diese geforderten Holzmerkmale unterstreichen die Sonderstellung der Zirben-Wertholzproduktion im Vergleich zur Herstellung wertvollen Nutzholzes bei anderer Baumarten, wo die Erzielung eines möglichst hohen Anteils an astfreiem Schaftvolumen im Vordergrund steht. Erste Untersuchungen über die Astigkeitsmerkmale der Zirbe wurden im Rahmen einer Masterarbeit 2013 erarbeitet, welche von der Fürstlich Schwarzenberg‘sche Familienstiftung Vaduz tatkräftig unterstützt wurde.
Um ein gleichmäßiges Astbild bis in den erntereifen Bestand zu erhalten, ist es bereits in der Bestandsbegründungs- beziehungsweise Jungwuchsphase wichtig, auf einen optimalen Standraum zu achten. Das Bild zeigt, wie sich bei Dichtstand die Grünastzone vom Jungwuchs bis in das Baumholz entwickelt. An dieser Abbildung ist klar zu erkennen, dass es für die Zirben-Wertholzproduktion unabdinglich ist, die Zirbe waldbaulich richtig zu behandeln und die Grünastzone zu erhalten. Weiters muss ein zielorientiertes Astbild gegeben sein. Vorteile:
    trotz Zwieselbildung ein Wertholzblochgeringere ZieldurchmesserHerabsetzung der Umtriebszeithöherer Anteil an Furnierqualitäthöherer Erlös
Die derzeit laufenden Untersuchungen zur Astmorphologie und -dynamik am Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur dienen als Grundlagen für spezifische Empfehlungen zur Zirben-Wertholzproduktion in Österreich.

Artikel unter Bezugnahme diverser wissenschaftlicher Quellen verfasst. Diese liegen der Redaktion vor.