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Entwicklung des europäischen Nadelschnittholzexports nach China von 2002 bis 2014 © Skogsstyrelsen

Ägypten oder China

Ein Artikel von Hannes Plackner | 09.12.2014 - 00:10
Während Europa stagniert, bietet der Überseeexport großes Potenzial für die Sägeindustrie. Das zeigte der Vortrag von Magnus Niklasson. Der Marktanalyst des Holzindustrieverbands Skogsstyrelsen war Hauptsprecher des Trämarknaden-Treffens (s. Kasten) am 20. November im schwedischen Karlstad.
Der Hausbau in Europa kommt kaum voran. 2013 wurden in Euroconstruct-Mitgliedsländern 1,3 Millionen Baubeginne registriert. Diese Zahl soll bis 2016 nur um jährlich 2 % wachsen. Zur Erinnerung: 2006 gab es im selben Gebiet noch 2,8 Millionen Baubeginne. Der Schnittholzbedarf Europas wird daher stagnieren.

Japan: Fantastisches Vorjahr …

Nur knapp verpasste Japan 2013 die Millionenmarke bei Baubeginnen. 965.000 wurden es. Im laufenden Jahr wird ein 10 %iger Rückgang auf 870.000 Baustarts prognostiziert. Das wird aber als Rückkehr auf ein Normalniveau nach einem „fantastischen Jahr 2013“ beurteilt.
So euphorisch beschreibt den US-Baumarkt niemand. Die Erholung nach der Krise bleibt schleppend. Vor allem der Einfamilienhausbau enttäuschte und blieb hinter allen Prognosen zurück. Doch wird in den kommenden Jahren eine wesentlich dynamischere Entwicklung als in Europa erwartet.

Russen wieder aggressiv am Nil

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Kiefernschnittholz-Exporte nach Ägypten von Russland, Schweden und Finnland © Skogsstyrelsen

Ägypten hat sich zum wichtigsten Rotholzmarkt für Schweden entwickelt. Schon 25 % der Kiefernexporte landen im Land am Nil. 1,5 Mio. m³/J sind möglich, nachdem man über Jahre nur knapp über der Millionengrenze lag. Finnland, das 2013 zeitweise annähernd gleich viel Rotholz nach Ägypten lieferte, ist mittlerweile um 40 % abgehängt. Konkurrenz droht allerdings aus Russland. Während sich Skandinaviens Exportmengen in den vergangenen Monaten leicht reduzierten, liefert der Nachbar im Osten wieder mehr. Russlands Reserven sind riesig, die Liefermenge sehr volatil. Anfang 2013 sah es noch nach 3 Mio. m³ Kiefernexport nach Ägypten aus. Ein Jahr später rechnete man nur mehr mit 2 Mio. m³. Jetzt geht es aber wieder bergauf. Dass der Rubel auf Rekordtief gefallen ist, begünstigt Russlands Exporte.

China: Jahr der Konsolidierung

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Entwicklung des europäischen Nadelschnittholzexports nach China von 2002 bis 2014 © Skogsstyrelsen

Europa exportiert heuer mit rund 1,2 Mio. m³ gleich viel Nadelschnittholz nach China wie 2013. Der massive Anstieg des Vorjahrs (eine Verdreifachung) ist gestoppt – aber nur vorerst. Europa hat sich im 1,4 Milliarden Einwohner-Land als Holzlieferant etabliert. Das Potenzial ist enorm. Der Nadelholzverbrauch wird mit 55 Mio. m³/J geschätzt. Gelänge es Europa, seinen Marktanteil um nur 2 % zu steigern, käme das einer Verdoppelung der Exporte gleich. Rund 40 % der Nadelhölzer landen im Innenausbau. Davon können vor allem nordische Qualitäten profitieren, betonte man in Karlstad.

Prognosen machen Hoffnung

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Szenario zum globalen Nadelschnittholzverbrauch bis 2018 © Skogsstyrelsen

Heuer und im kommenden Jahr haben die „großen Vier“ der europäischen Holzindustrie spürbare Mehreinschnitte angekündigt. Deutschland plant +3 %, Finnland +5 % und Österreich sowie Schweden jeweils +9 %. Ganz Europa (ohne Russland) käme damit auf 104 Mio. m³ Nadelschnittholz. Der prognostizierte Binnenverbrauch (85,5 Mio. m³) und Nettoexport (15 Mio. m³) lassen eine Lücke von gut 3 Mio. m³. Die könnte laut einem in Karlstad vorgestellten Szenario 2015 durch 9 % höhere Exporte bei gleichbleibender Produktion kompensiert werden.
Noch attraktiver erscheint das Nadelholz-Verbrauchsszenario bis 2018. Langzeitprognosen sagen ein Anwachsen des Nadelholzverbrauchs um jährlich 12,5 Mio. m³ voraus. Der globale Konsum sollte demnach bis 2018 350 Mio. m³/J überschreiten. Das größte Wachstum wird den USA vorausgesagt. Bis 2018 soll der Nadelschnittholzverbrauch um 36 % auf 94 Mio. m³/J steigen. China wächst wesentlich bescheidener. +11 % ergeben in vier Jahren einen Konsum von 60 Mio. m³. Europa ist noch gesättigter und wird mit +9,4 % 2018 erst 93,5 Mio. m³ erreichen. Alle anderen Regionen der Welt konsumieren heute 96 Mio. m³/J und sollen bis 2018 bei 108 Mio. m³ liegen, erfuhr man in Karlstad.

Jährliches Holzmarkttreffen

Jeden November trifft sich Schwedens Sägeindustrie in Karlstad zu den Trämarknaden. Das ist die traditionelle Gelegenheit zu Rück- und Ausblick aus schwedischer Sicht. Der Marktbericht wird auf englisch vorgestellt, was die internationale Ausrichtung unterstreicht.