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80 €/fm werden angepeilt

Ein Artikel von DI Antonio Fuljetic | 21.09.2009 - 14:40
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Die mitteleuropäische Forstwirtschaft versucht, bei den Rundholz-Preisverhandlungen im September für das Leitsortiment Fi/Ta B 2b einen 8er davor durchzusetzen. Vor allem möchte man möglichst den gesamten Wintereinschlag unter Dach und Fach bringen. Erste Meldungen über konkrete Abschlüsse sind vorhanden, doch noch nicht die Regel. Das Drängen der Forstwirtschaft ist auch nachvollziehbar, mehren sich doch die Anzeichen, dass der etwas zu euphorisch betrachtete Absatzsommer der Sägeindustrie Mitte September einen Dämpfer erhalten hat.
Die Sägewerke wehren sich aber mit „Händen und Füßen” (so ein Einkäufer) gegen ihrer Meinung nach übertriebene Preisvorstellungen des Forstes, denn die wirtschaftliche Lage ist weiterhin äußerst instabil, trotz dem medial verkündeten Rezessionsende. Maximale Preise um die 78 €/fm für das Leitsortiment Fi/Ta B 2b frei Waldstraße sollten mehr als ausreichend sein, sagen die Einkäufer. Doch müssen mittlerweile viele Betriebe, vor allem in Österreich und Bayern, auch einen Preis um 80 €/fm akzeptieren, um die Versorgung bis November zu gewährleisten. Lieferengpässe werden von keinem befragten Betrieb gemeldet.
Die Ein- und Verkäufer stellen sich aber die Frage, ob und wie lange der Forst diese hohe Preislatte aufrecht erhalten kann.

Käferholz mildert

Der österreichweite Durchschnittspreis beträgt 78 €/fm, jedoch ergibt sich regional ein differenziertes Preisbild. Die befragten Säger in der Steiermark, in Niederösterreich und Oberösterreich profitieren zurzeit vom reichlichen Käferholzangebot. Dieses kommt neben Österreich auch aus Tschechien (1 Mio. fm Sägerundholz-Import im 1. Halbjahr, +22 % zum Vorjahr) und der Slowakei (245.000 fm, +262 %).
Die Preisangaben in diesen Regionen liegen zwischen 70 und 77 €/fm. Eine Preissteigerungs-Tendenz ist zwar spürbar, doch sei die 80 €/fm-Latte schwer zu knacken. Gleichzeitig ist man sich einig, dass das Käferholz nur kurzfristig zur Verfügung stehen und man spätestens ab Mitte Oktober wieder auf Frischholz angewiesen sein wird.
Es besteht vielmehr die Angst, dass durch das billigere Käferholz (50 bis 60 €/fm) die Schnittholzpreise unter Druck geraten, wenn die ersten Hersteller mit Verkaufsaktionen beginnen. Vor allem würde dies die Seitenware in Bedrängnis bringen, die wiederum eine Spirale bei anderen Sortimenten nach sich ziehen könnte.
Einen Rundholz-Preisrückgang erwartet man für das I. Quartal 2010, wodurch eine geringe Bereitschaft der Sägebetriebe für Langfristverträge besteht.

Top-Preis 82  /fm

Zu den Rundholz-Hochpreisregionen in Österreich gehören Kärnten, Teile Salzburgs, Tirol und Vorarlberg. Hier variieren die Preisangaben zwischen 78 und 82 €/fm. In Kärnten soll es bis auf den Bezirk Feldkirch kaum Käferholzanfall geben, der sei jedoch
vernachlässigbar. Die Versorgungslage ist ausreichend. Verwirrend sind die Schnittholzsignale aus Italien. Eine Nachfrage sei zwar vorhanden, doch blieben die Probleme bezüglich Zahlungsmoral und Versicherungen gleich.

80  /fm oder mehr verlangt

„Viel Spielraum zum Pokern gibt es nicht. Wir werden zusehends vor vollendete Tatsachen gestellt, weil der Kampf um das Rundholz weiterhin läuft“, erklärt ein Tiroler Rundholz-Einkäufer. Er bekommt schon genug, doch preislich will man 80 €/fm und mehr. „Uns schwebt auch ein Durchschnittspreis von 200 €/m3 ,und mehr‘ für das Schnittholz vor, doch wir bekommen ihn nicht“, schildert ein Tiroler Kollege. „Sogar das Gegenteil könnte der Fall sein, die Schnittholzpreise stehen wieder unter Druck.“
Ferragosto dauerte heuer länger als üblich und man ist sich über die euphorischen Sommer-Absatzmeldungen der Sägewerke nicht sicher. Die Gefahr besteht, dass viele Betriebe auf Lager produziert haben. Jetzt spürt man den ersten Gegenwind am Markt und hofft, dass die Branche (falls notwendig) rechtzeitig den richtigen Zeitpunkt findet, die Produktion zurückzufahren. Der Forst werde diesen, falls kein Schadereignis passiert, auf jeden Fall suchen, wie es das Vorjahr gezeigt hat.

Zitterpartie im Einkauf

Überwiegend melden die bayerischen Sägewerke eine weiterhin angespannte Versorgungssituation. Aber auch absatzmäßig hätte es einen Knick nach den Ferien gegeben. Die vorhandene Euphorie im Forst, die Rundholzpreise zu erhöhen, weil die von Schnittholz versorgungsbedingt leicht angezogen haben, kann man nicht nachvollziehen. „Der Absatz-Zug vor den Ferien ist zumindest stehen geblieben“, illustiert ein Säger.
Doch wie soll man sich im Einkauf verhalten? Jetzt zu teuer einzukaufen, birgt die Gefahr, im Winter auf dem Holz sitzen zu bleiben, beziehungsweise dieses im Schnittholzpreis nicht unterbringen zu können. Wenn man keine nennenswerten Mengen teureren Rundholzes kauft, könnte man vor dem Winter zu wenig Rundholz bekommen. Zusätzlich könnte sich der Forst wie im Vorjahr vom Einschlag verabschieden. „Eine verzwickte Situation und Zitterpartie“, seufzt ein Einkaufsleiter.
Einzelne 80 €/fm-Verträge werden zwar gemeldet, doch liegt der Durchschnittspreis weiterhin bei 78 €/fm, was einem Plus von 1 €/fm zum Vormonat entspricht. Auch Abschlüsse bis ins Frühjahr sind vorhanden, doch mit der Option, dass die Hauptmenge bis Ende November geliefert wird.

Auch in BWB Sprung nach oben

Sehr vielfältige Preissignale melden die Sägebetriebe aus Baden-Württemberg (BWB), was in einem Durchschnittswert von 75 €/fm resultiert. Zwar werden die Verträge vom III. Quartal vertragskonform ausgeliefert, doch bahnt sich ein deutlicher Sprung nach oben an, der regional recht unterschiedlich ausfällt. Im Westen liegt der Preis für das Leitsortiment im III. Quartal bei durchschnittlich 68 €/fm. Die ersten größeren Abschlüsse liegen bereits bei 75 €/fm für das IV. Quartal vor. Die angegebene Spanne verläuft zwischen 70 und 75 €/fm (+3 bis +8 €/fm). Im östlichen Bereich müsse man mit Preisen zwischen 75 und 80 €/fm rechnen, so die Aussagen der befragten Betriebe. „Die Forstseite glaubt noch immer, dass durch unsere Schnittholz-Preissteigerungen eine Anpassung der Rundholzpreise notwendig sei“, schildert ein Marktteilnehmer.
Die Forstwirtschaft hingegen meldet, dass man die vorhandene Nachfrage nicht bedienen kann, wodurch sich allein mengenmäßig eine Preiserhöhung ergibt. „Wir gehen momentan von einer weiter guten und stabilen Nachfrage in den nächsten Wochen aus“, erklären Vertreter einer Waldbesitzer-Vereinigung im Schwarzwald. „Die Situation ab Spätherbst und in den Winter hinein kann allerdings auch von seriösen Analysten nicht genau bewertet werden. Von einem weiteren selbsttragenden, anhaltenden Aufschwung wird leider noch nicht ausgegangen.“

Späne bald teurer als Hackgut

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Auch bei den Sägenebenprodukten erwarten die österreichischen Hersteller eine Preisanhebung im IV. Quartal. Vor allem bei Sägespänen wird von einem Plus bis zu 1 €/rm ausgegangen. Das Überholen des Hackgutpreises wird nicht ausgeschlossen. Der Energiesektor laufe blendend. Neben der in Österreich anziehenden Nachfrage bevorraten besonders die italienischen Kunden Pellets, denn sie haben den langen Winter des Vorjahres noch in Erinnerung. Dies treibt die Pellets- aber auch die Sägespäne-Preise nach oben. Im September kosten die Sägespäne weiterhin durchschnittlich 10 €/rm. Auch das Hackgut fließe vertragskonform zur Papierindustrie ab, meldet ein Großsäger. Die Papierproduktion sei bei seinem Kunden wieder voll in Betrieb. Beim Hackgut stellen sich die Säger ein weiteres Plus von 50 Cent/rm für das IV. Quartal vor.