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Peter Fickler begrüßte die Anwesenden und referierte über die Situation der vergangenen 15 Monate © Lorenz Pfungen

5 ha-Waldbesitzer motivieren

Ein Artikel von Lorenz Pfungen | 29.09.2016 - 06:00
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Peter Fickler begrüßte die Anwesenden und referierte über die Situation der vergangenen 15 Monate © Lorenz Pfungen

Am vergangenen Freitag lud der Verband der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayern/Thüringen (VHK) zur Mitgliederversammlung auf den Münchener Nockherberg. Sturm Niklas und die Käferholzaufarbeitung waren in den vergangenen 15 Monaten die prägenden Themen in der Sägeindustrie. Die Steigerungen im Wohnungsbau in Deutschland kamen der Industrie dabei entgegen. International fiel der Erfolg hingegen mager aus, resümierte Peter Fickler, Vorsitzender des Fachbereiches Sägeindustrie, bei seiner Begrüßung. Der Vergleich zeige, dass die Rohstoffkosten zwar sanken, jedoch im internationalen Vergleich hoch sind. Dies gleichen die Unternehmen mit hochwertigen Produkten aus, so Fickler.

Diese Feststellung bestätigte Carsten Doehring, Präsident des DeSH und Vorstandsmitglied des europäischen Verbands der Sägeindustrie (EOS). So erhalte man Sibirische Kiefer für 40 US-$/fm frei Werk oder Southern Yellow Pine in den USA für rund 38 US-$/fm. Die weltweiten durchschnittlichen Nadelrundholzkosten betrugen im IV. Quartal 2015 rund 68 US-$ (s. Holzkurier Heft 10, S. 7). In Deutschland waren es 100 US-$/fm. Fickler sprach zudem den Rückgang der Sägerestholz-Preise aufgrund des seit drei Jahren fehlenden Winters an. Diese sanken im zweistelligen Prozentbereich und glichen günstigere Rohstoffkosten sowie die Mehrmengen wieder aus. Ebenso thematisierte er die knappe Frischholzversorgung. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen, die Nischenprodukte produzieren, sei die Versorgung entscheidend. Nur mit Käferholz sei der Erhalt dieser Unternehmen schwierig. Weiters bekundete der Vorsitzende sein Unverständnis für einen dritten Nationalpark in Bayern (s. Kasten unten), da dieser das CO2-Speicherpotenzial von Holz weiter reduzieren würde.

Kleinprivatwald und Flächenstilllegung

Die steigende Zahl an Waldbesitzern, die aufgrund von Erbschaften zu ihren Besitzen kommen, thematisierte Josef Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes. Problematisch sei hier die Tatsache, dass diese Personen keinen Bezug zu Wald hätten und dieser somit nicht bewirtschaftet würde. Laut Bundeswaldinventur steigt der Vorratsaufbau im Kleinprivatwald unverändert an. Für Ziegler stellt dies eine Art Flächenstilllegung aufgrund einer ungünstigen Besitzstruktur dar. Besonders Flächen unter 5 ha stellte er in den Fokus. Die Gesamtfläche belaufe sich dabei allein in Bayern auf rund 500.000 ha. Die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) bewirtschaften zum Vergleich rund 755.000 ha Waldfläche. Der Holzvorrat sei dabei um 20 % höher als bei den BaySF. Das jährliche Zuwachspotenzial bezifferte Ziegler mit 3 bis 4 Mio. fm. „Holz, das vor der Haustür steht“, so Ziegler.

Die Gemeinsamkeiten mit den Sägern sah Ziegler im Kampf gegen Flächenstilllegungen, neue Nationalparks, einen einseitigen Waldumbau in Richtung Laubholz sowie eine Naturschutzgesetzgebung, welche die Bewirtschaftungsfreiheit des Waldeigentümers einschränkt. Ebenso solle man gemeinsam gegen die Entfremdung im Kleinprivatwald auftreten.

Mit rein markwirtschaftlichen Ansätzen werde eine Mobilisierung nicht möglich sein. Kritisch sah der Präsident des Bayerischen Waldbesitzverbandes die Importe großer Käferholzmengen.

Am Ende rief Ziegler zur Unterstützung der gemeinsamen Projekte, wie der RVR oder proHolz Bayern, auf. Den Unternehmen wünschte er möglichst geringe Beiträge für die Feuerversicherungen, hohe Schnittholzpreise und eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Die Waldbesitzer seien nur dann erfolgreich, wenn es auch die Säger seien, so Ziegler.

Niklas und seine Folgen

In den vergangenen 18 Monaten war der 31. März 2015 ein entscheidendes Datum, begann Norbert Remler von den BaySF seinen Vortrag. Zum einen hatte der vorherige Vorstandsvorsitzende seinen letzten Arbeitstag, so Remler schmunzelnd, zum anderen verursachte Sturm Niklas erhebliche Schäden, vor allem in Südbayern. Die BaySF waren mit rund 1,6 Mio. fm Schadholz betroffen. Die Preise für das Leitsortiment fielen innerhalb weniger Tage von 105 € auf 80 bis 85 €/fm. Um dem entgegenzuwirken, nahmen die BaySF 470.000 fm vom Markt. Davon wurden 315.000 fm nass eingelagert. Diese Maßnahme habe sich ausgezahlt – trotz Lagerkosten von rund 15 €/fm, so Remler.

Der Käfer beschäftige die Staatsforsten heuer zwar, jedoch mache er sie nicht nervös. Der Borkenkäfer und Trockenheit seien dieses Jahr nicht besorgniserregend. Durch den geringeren Borkenkäferanteil werde die Frischholzqualität steigen. Remler hielt jedoch eine Preiserhöhung bei frischer Ware für überfällig. Bei Laubholz, speziell bei Buche und Eiche, erwarte er leichte Preisverbesserungen. Positiv stimmte Remler ein Zitat von Sampsa Auvinen, Präsident des EOS, wonach der Bedarf an Nadelschnittholz wieder zunehme (s. Holzkurier Heft 36, S. 3). In diesem Sinn wünschte er den Sägewerken gute Geschäfte mit guten Margen.

Kritisch sah Remler, dass Sägewerke die RVR-Regelwerke in puncto Borkenkäfersortierung, Abholzigkeit und Krümmungswerte angreifen. Ebenso verstehe er nicht, weshalb das Mischsortiment B/C auf die Sortimente B und C aufgeteilt werde.

75 % der Gesetze basieren auf europäischen Verordnungen

„Was uns an Gesetzen beschäftigt, geht zu etwa 75 % auf europäische Verordnungen zurück“, unterstrich Carsten Doehring die Bedeutung von Interessenvertretern in Brüssel. Dabei sei es von großer Bedeutung, auf europäischer, Bundes- und Landesebene vertreten zu sein.

Zudem nannte Doehring Themen, wie LULUCF (land use, land-use change and forestry), Kaskadennutzung oder die Verschärfung der TA-Luft. Bei LULUCF gehe es um die Frage, welchen Beitrag die Landnutzung zur CO2-Speicherung leisten könne. Bei Wirtschaftswald sagen NGO, dass der ungenutzte Wald der beste sei. Dies führte zu einem Spannungsfeld zwischen der Industrie und den Naturschutzverbänden. Der aktuelle Entwurf berücksichtige nun die Wirkung der Holznutzung, was in der Vorgängerversion nicht der Fall gewesen war. Seit 2002 gab es starke Exportzuwächse bei Schnitt- und Rundholz. Während alle Regionen, die Rundholz bereitstellen, den Export reglementieren, fehle so etwas in der EU. Die belgische Laubholzindustrie sei aufgrund starker Rundholz-Exporte, vor allem nach China, verschwunden. Mit diesem Beispiel unterstrich Doehring, dass die Säger ihre Existenzgrundlage nicht verlieren dürfen.

Große Chance im mehrgeschossigen Holzbau

Das Credo von Xaver Haas, Präsident des Deutschen Holzwirtschaftsrates (DHWR), in seinem Vortrag war: „Wir müssen das Bauen mit Holz weiterbringen“, und er strich dabei die Bedeutung des Clusters Forst und Holz hervor. Insgesamt beschäftige die Branche 1,1 Millionen Menschen inklusive Papierindustrie und damit mehr als die deutsche Autoindustrie mit 742.000 Mitarbeitern. Der Umsatz belaufe sich auf rund 118 Mrd. €. Dabei müsse man den Stellenwert nach vorne bringen.

Haas ging weiters auf den Holzbauanteil 2015 ein. Spitzenreiter in Deutschland sei Baden-Württemberg mit einem Anteil von 27 %. Gerade bei mehrgeschossigen Häusern liege der Anteil bundesweit bei lediglich 2 %. Dort sah Haas große Chancen, vor allem im Hinblick auf die voranschreitende Urbanisierung.

3. Nationalpark in Bayern

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer gab im Bayerischen Rundfunk Ende Juli die Grundsatzentscheidung für einen dritten Nationalpark bekannt. Derzeit sei man auf der Suche nach möglichen Standorten. Es gebe keine Fokussierung einer bestimmten Region. Der Park solle hauptsächlich Staatswald umfassen. Es sei auch ein grenzüberschreitender Bereich denkbar. Den Steigerwald könne er bereits ausschließen, so Seehofer in einem Beitrag in der BR-Mediathek.