Ängste ablegen und loslegen
In ihren Auftaktvorträgen ermutigten Vertreter namhafter Konzerne die Anwesenden dazu, sich den Weg in die Industrie 4.0 nicht allein aufzubürden. Timothy Kaufmann vom IT-Entwickler SAP Deutschland riet zu einer Besinnung auf die eigenen Kernkompetenzen und zum Einholen weiterer Expertise von Partnerunternehmen. Das sei nicht nur effizient, sondern sorge gerade in Veränderungsprozessen für die nötige Weitsicht. Er informierte außerdem über die Möglichkeiten junger Geschäfts- und Entwicklungsmodelle, wie die Bezahlung für Verfügbarkeit einer Maschine (pay per function) oder sogenannte Open Source-Plattformen, auf denen Allgemeinwissen gemeinsam entwickelt und dann im eigenen Unternehmen gezielt eingesetzt werden kann.Holzdivisionsleiter Markus Kuhbach von Adolf Würth unterstützte diesen Rat. Das Unternehmen, welches sich ursprünglich mit der Schraubenproduktion befasste, bietet Handwerkern mittlerweile umfangreiche Unterstützungsmöglichkeiten, wie eine Rund-um die-Uhr-Betreuung über diverse Kanäle, schnelle Lieferzeiten und die Zulieferung von Gleichteilen, wie Wunschmaß-Schubladen für individuelle Stauraummöbel.
IKEA Industry-Strategiemanager Per Berggren stimmte mit seinen Vorrednern überein, dass die reine Datenerhebung noch keine Industrie 4.0 mache. Die Auswertung und Verwendung an der richtigen Stelle seien notwendige Folgeschritte. Dabei hält der Schwede es jedoch für wichtig, einfach einmal auszuprobieren und anschließend zu eruieren, was verschiedene Schritte in eine vernetzte Fertigung gebracht haben. Mit einer ausgewogenen Mischung aus Automation, Standardisierung und Flexibilität schaffe es die Möbelindustrie, am Markt zu bestehen.
Chance für Industrie und Handwerk
Moebel.de-Vorstand Arne Stock formulierte es drastisch: „Wer sein Angebot nicht im Internet passend präsentiert, wird künftig kaum noch wahrgenommen.“ Zwar dürfte sich bei Möbeln der Point of Sale nach wie vor im stationären Handel befinden, doch die Vorabinformation erledigen immer mehr Kunden im Internet. Kay Willerich von Lenze Automation informierte im Vortrag ebenso wie am Stand der begleitenden Messe, dass sich modulare Maschinenkonzepte und flexible Fertigung nicht ausschließen, sondern begünstigen. Die beliebige Kombination von dazu konzipierten, durchschaubaren Einheiten eröffne eine Vielfalt von Prozessabwandlungen.
Einen weiteren Aspekt brachte Claas-Produktionsentwicklungsleiter Stefan Schulte ein. Der internationale Landwirtschaftsmaschinen-Hersteller setzt die Datenvernetzung etwa gern für die vorausschauende Wartung ein. Ferdinand Hasse von Phoenix Contact Deutschland gab Anregungen zu Kommunikationsmöglichkeiten mit den Produktionsmaschinen. Die projektionsgestützte Montage (Hochschule OWL) und die Vereinbarung von Komplexität und Geschwindigkeit (Jeld-Wen) waren weitere Vortragsthemen. Die Podiumsdiskussion zeigte die Chancen für Industrie und Handwerk auf.