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4,7 Mio. fm Schadholz

Ein Artikel von DI Antonio Fuljetic und Forstassessor Peter Liptay | 07.03.2010 - 16:54
Xynthia fegte am 28. Februar über die iberische Halbinsel, kam über die Pyrenäen nach Frankreich, und zog seine Spur Richtung Deutschland. Aus Spanien sind noch keine forstlichen Schäden bekannt. In Frankreich fielen nach Angaben des französischen Landwirtschaftsministeriums knapp 1 Mio. fm dem Orkan zum Opfer – die Hälfte davon in den Pyrenäen. In Deutschland konzentrierten sich die Schäden auf Rheinland-Pfalz und Hessen.
Dass die Schadholzmenge einen großen Einfluss auf die Rundholzmärkte haben wird, glaubt weder die Forst- noch die Holzseite. Doch die Säger in den betroffenen Regionen brauchen sich zumindest vorerst keine Sorgen über die Versorgungslage zu machen.
Sturmschaden Xynthia 2010 (Stand 8. März 2010)
Vorläufige Schätzungen in fm  
LandAusmaßAnmerkung
Baden-Württemberg

Kein Markteinfluss

„4Mio.fm haben keinen Einfluss auf den Markt, doch wird sich die Lage der Unterversorgung bei einigen Betrieben etwas verbessern“, erklärt etwa Rolf Burdack, Geschäftsführer des Verbandes der Säge- und Holzindustrie (VDS). Der Preisanstieg bei Fichten-Rundholz werde sich einbremsen, jedoch geht er von keinen Preisminderungen aus. „Die Qualitäten scheinen gut zu sein, weil die Bäume primär geworfen und nicht gebrochen wurden“, schildert Burdack.
Ins gleiche Horn stößt Norbert Buddendick, Geschäftsführer des Bundesverbandes Säge- und Holzindustrie Deutschland (BSHD): „Ich erwarte keine Auswirkungen, weil der Bedarf vorhanden ist und auch die entsprechenden Kapazitäten in den Regionen stehen. Diese werden das Rundholz bald aufsaugen. Es gilt weiterhin, die Rundholz-Mobilisierung voranzutreiben.“
Ähnlich beurteilt die forstliche Seite die Situation. Die beiden am stärksten betroffenen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen hätten eine sehr gut organisierte Verkaufsstruktur. Dadurch wird das Holz gestaffelt auf den Markt kommen, hört man von der Forstseite. Da die meisten Bäume noch an der Wurzel hängen, hätte man durchaus noch sechs Monate Zeit, das Holz aufzuarbeiten und zu vermarkten. Von einem Rundholz-Tourismus geht man aufgrund der breiten Streuung der Nesterwürfe ebenfalls nicht aus. Größere flächige Schadflächen hätte es nicht gegeben. Die Einzelwürfe könnten vielmehr zu höheren Erntekosten führen. Hinzu kommt, dass viele Betriebe im I.Quartal aufgrund der Witterung ihre Kontingente nicht ausliefern konnten. Dies wird jetzt rasch in Angriff genommen.
Sturmkatastrophen 1990 bis 2010
JahrNameSchadschwerpunktAusmaß
1990Vivian, WiebkeMitteleuropa>100 Mio. fm
1999LotharFrankreich, Deutschland, Schweiz180 Mio. fm
2002UschiÖsterreich, Tschechien6 Mio. fm
2005Erwin, GudrunSkandinavien, Baltikum85 Mio. fm
2005SilvioSlowakei8 Mio. fm
2007PerSchweden12 Mio. fm
2007Kyrill, OlliMitteleuropa>55 Mio. fm
2008PaulaÖsterreich6,3 Mio. fm
2008AnnetteSchweden>1,2 Mio. fm
2008EmmaÖsterreich, Deutschland, Tschechien9,5 Mio. fm
2010XynthiaDeutschland, Frankreich4,7 Mio. fm

Rheinland-Pfalz und Hessen im Zentrum

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1,7Mio.fm sind in Rheinland-Pfalz angefallen, melden die Landesforsten Rheinland-Pfalz. „Zu 90% wurde Fichte geworfen, was bei dieser Baumart unserem Jahreseinschlag entspricht “, berichtet Dr.Hermann Bolz, Direktor Landesforsten Rheinland-Pfalz. Schadensschwerpunkte befinden sich im östlichen Teil des Hunsrücks und der Osteifel. „Wir sehen aber keine ‚Schwierigkeiten‘, die Windwurfmengen über unsere Verträge abzusetzen“, schildert Bolz.
Nach Eingang der Meldungen der 41 Forstämter geht man beim Landesbetrieb Hessen-Forst von 1,2Mio.fm Sturmholz aus, die der Orkan Xynthia über alle Waldbesitzarten zu Boden gebracht hat. Dabei handelt es sich abgesehen von 100.000fm Laubholz überwiegend um Fichte. Schadensschwerpunkte liegen am Vogelsberg im mittleren Hessen und in der Region südöstlich von Kassel. Die Bäume wurden meist einzeln und nesterweise entwurzelt, teilweise gibt es auch Flächenschäden. „Bei der Fichte liegen wir mit den Schäden über dem Jahreshiebsatz von 700.000fm“, berichtet Jörg van der Heide, Abteilungsleiter Produktion/Vermarktung bei Hessen-Forst. „Verglichen mit Kyrill (6,5Mio.fm Schadholz) betrachten wir die Situation relativ gelassen und erwarten keine größeren Vermarktungsprobleme.“

Meisten Bundesländer verschont

An dritter Stelle in der deutschen Schadensbilanz befindet sich Nordrhein-Westfalen mit 372.000fm, gefolgt von Thüringen, Saarland und Baden-Württemberg mit jeweils 100.000fm. Niedersachen meldet 90.000fm und Sachsen-Anhalt 60.000fm. Nur 20.000fm melden die Bayerischen Staatsforsten (BaySF). Der Orkan traf vor allem das nördliche Bayern, wo er durch die Mischwälder des Spessarts fegte. Über „nur geringste Windwurfmengen bzw. keine nennenswerten Schäden“ berichtet der Bayerische Waldbesitzerverband. Die restlichen Bundesländer meldeten kaum nennenswerte Schäden.

Vor allem Pyrenäen betroffen

Nach Angaben von Arnaud Brizay, Referatsleiter forstliche Entwicklung im französischen Landwirtschaftsministerium, ist in Frankreich 1 Mio. fm Sturmholz angefallen. 50% der Schäden entstanden in den Pyrenäen, wo neben der Fichte auch die Buche stärker betroffen ist. „Es handelt sich um viele über, das Land verstreute Kahlflächen von 20 bis 40 ha“, berichtet Luc Bouvarel, Generaldirektor des Französischen Verbandes der Privatwaldbesitzer. Anders als in Deutschland sieht er aufgrund hoher Aufarbeitungskosten und fehlender Abnehmer die Vermarktung des Schadholzes als problematisch an.