2016 kann kommen

Ein Artikel von Gerd Ebner | 23.11.2015 - 15:14
In der schwedischen Weißholzbranche wird von einem „zufriedenstellenden Jahr 2015“ gesprochen. Obwohl üblicherweise die Nachfrage am Jahresende nachlässt, sind die Lagerstände der Produzenten weiter tief. Bei vielen Sortimenten gibt es Lieferzeiten. Gerade in Südschweden baute sich in den vergangenen Jahren aufgrund der hohen Einschnittskapazität immer wieder Mengendruck auf – diesen gibt es derzeit nicht. In Nordschweden herrscht eher Rundholzknappheit.
Entsprechend der derzeitigen Marktlage gehen die schwedischen Anbieter davon aus, das Preisniveau des IV. Quartals auch im I. Quartal 2016 halten zu können.

Depressive Rotholzbranche

Ganz anders präsentiert sich die Marktlage derzeit bei Rotholz. „Ganz schlimm, Depression“ – waren Vokabeln, die man heuer am Trämarknaden im Zusammenhang mit der Rotholzmarktlage hörte. Mit Ägypten gab es in den Vorjahren ein Marktventil, das enorme Mengen aufnahm. Und gerade in Nordafrika hakt es derzeit gewaltig (s. Link). In Ägypten sind es die neuen Devisenvorschriften. Daher verkauften skandinavische Lieferanten auf Kredit – in Höhe mehrerer Millionen US-Dollar. Diese Rückzahlung kann noch Jahre laufen.

Akkreditiv statt Kredit für Ägypten

In Schweden wurde nun angedacht, über Akkreditive (letter of credit; L/C) zu verkaufen. So wären die Geschäfte von Banken abgesichert. „Der Bedarf ist ja gegeben. Es mangelt nur an Liquidität“, war man in Karlstad überzeugt. Immer wieder war von den vielen Schiffen, die vor Ägypten auf die Entladung warten, die Rede. „Auch das bremst den Absatz. Derzeit wird der Rotholzabsatz aber schlechter geredet, als er ist“, war eine weitere Stellungnahme zur Marktlage. Als „best of the worst“ wurde am Trämarknaden Marokko bezeichnet.
Großbritannien stellte sich heuer als weiterer Schlüsselmarkt der schwedischen Holzindustrie mit einigen Auf und Abs als stabil dar. Für 2016 ist eine Vorhersage aber schwierig – weil unsicher.

Chinas Läger sinken etwas

„Nach der Totenstarre“ ist China zuletzt wieder etwas aufgewacht. Die prall gefüllten Lager haben sich etwas geleert, eine gewisse Nachfrage sei daher vorherzusehen. Helfen könnten ermäßigte Transporttarife. Verwöhnt von russischer Qualität, wird in China weiterhin nur Topware nachgefragt. Höhere Lieferzuverlässigkeit wird skandinavischen Lieferanten wohl auch 2016 einen zumindest 10 €/m3-Mehrpreis gegenüber russischen Mitanbietern bringen.

Jedes US-Schiff ist ein gutes Schiff

Waren die USA bislang immer wieder im Fokus der schwedischen Säger, so gab es heuer keine großen Diskussionen über diesen Markt. Zwar verschiffte Vida 24.000 m3 Bauholz in Richtung USA, doch werden die USA „weniger mit Euphorie als mit Hoffnung“ betrachtet. Und: „Jedes Schiff nimmt Druck von anderen Märkten“, war eine Stellungnahme in Karlstad.
Auch angesichts der jüngsten Baugenehmigungszahlen wird Deutschland von den schwedischen Marktteilnehmern als „absolut positiv“ eingeschätzt. Deutschland wird 2016 ein stabiler Markt mit einer positiven Grundstimmung bleiben – im Gegensatz zu Frankreich, wo die Fragezeichen für das kommende Jahr überwiegen.