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Carl Prinz von Croy ist neuer Obmann des steiermärkischen Waldbesitzerverbandes © Land&Forst Betriebe Steiermark

2014 Preis und Menge stabil

Ein Artikel von Gerd Ebner | 03.12.2013 - 00:10
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Carl Prinz von Croy ist neuer Obmann des steiermärkischen Waldbesitzerverbandes © Land&Forst Betriebe Steiermark

Für 2014 rechne ich mit dem gleichen Einschlag und unveränderten Preisen“, blickt Carl von Croÿ, Obmann des steiermärkischen Waldbesitzerverbandes, voraus. Seine Mitgliedsunternehmen produzieren am Nachhaltshiebssatz. Mehrmengen kommen allenfalls aus Betrieben, in denen Investitionen getätigt werden. Als Beispiel nennt er Ausgaben für die Waldinfrastruktur oder Arrondierungskäufe.

Schalenwildfrage lösen

Die Rundholzpreise erlauben den Eigentümern in einfacheren Bringungslagen ein entsprechendes Einkommen. Bei Hochgebirgsrevieren noch nicht ganz: „Die brauchen für A-C-Qualitäten im Seilgelände doch mehr als 100 €/fm. Erschwerende kommt dort hinzu, dass die Einkommen aus der Jagdpacht rückläufig sind: Die Schalenwildbestände sind zu hoch. Das Gesetz des Handelns und damit die Verantwortung für die kritische Situation liegen bei den Forstbetrieben und den bäuerlichen Eigenjagden. Wenn wir hier nicht rasch und glaubwürdig Kompetenz zeigen, wird es das Jagdrecht in seiner bisherigen Form in Österreich nicht mehr geben.“ Exemplarisch führt Croÿ auch die noch ungelösten Rotwildkonzentrationen im Winter an.

Schöpferische Zerstörung nötig

Bei den Sägewerken erkennt Croÿ auch am Ende des Jahres 2013 Überkapazitäten. Das Inlandsaufkommen sei gedeckelt, daher könnten nur Importe oder ein geordnetes Downsizing den Sägern helfen. Für beides ist er aber eher skeptisch. Als Alternative schlägt Croÿ ein „angemeldetes Kartell vor – das hat in anderen Überproduktionsbranchen, wie der Zuckerindustrie, geholfen“. Aber schon im nächsten Satz betont er, dass ihm das freie Spiel der Marktkräfte lieber wäre. Er hält es mit Joseph Schumpeter und erwartet eine „Creative Destruction“ (Anmerkung: schöpferische Zerstörung). „Leider wurde offenbar auch die Weiterverarbeitungskapazität linear zum Einschnitt hochgefahren.“

Am Weg der Gesundung

In der jüngsten Bilanz von Mayr-Melnhof Holz habe man die Schwierigkeiten der Verarbeiter lesen können. Dort wurde laut Croÿ jedenfalls richtig reagiert. Er sieht das neue Management in der Lage, die Unternehmensgesundung zu erreichen.
Dass der Einkauf der Sägewerke aufgrund des verminderten Rundholzangebotes lokaler geworden sei, glaubt Croÿ nicht. „Für alle spielt nur der Frei-Werk-Preis eine Rolle – was auch sonst.“

Same procedure as every year

Der Einkaufsstopp von Stora Enso wiederhole sich nun alle Jahre. „Damit wird die Relation von Angebot und Nachfrage nicht beeinflusst – es ist daher wirkungslos.“
Dass die Wettbewerbsbehörden jetzt die Forst- und Holzwirtschaft untersucht, nimmt Croÿ zur Empfehlung an seine Mitgliedsbetrieb zum Anlass: „Lasst alles prüfen, was ihr macht. Es darf nirgends Grauzonen geben.“ Dass ein Verband „historische Daten erfasst und diese analysiert, ist jedenfalls ohne Zweifel erlaubt“, betont er. Was größere Vermarktungszusammenschlüsse dürfen, könne man in Deutschland im Konkretisierungspapier für Forst BW nachlesen: „Das ist die Benchmark.“

Personal muss auf Fläche

Der heurige Sommer war sehr trocken – die Vorschädigung der Bestände wäre hoch. „Daher muss wieder Personal auf die Fläche. Permanentes Monitoring wird 2014 nötig sein. Der Holzpreis lässt es auch zu, dass wir uns personell verstärken. Ich werde Leute einstellen, weil ich weiß, dass sich gutes Personal immer rechnet“, so Croÿ. „Eine Verbesserung der Infrastruktur muss speziell im Schutzwald noch gemacht werden. Daher brauchen wir gute Rundholzpreise.“
Laut deutschem Koalitionsvertrag sollen 2 % der Wälder außer Nutzung gestellt werden. In Österreich sieht Croÿ Handlungsbedarf, dass Natura 2000 Flächen nicht zu „Non-Intervention-Areas (Wilderness) werden – wie es etwa der WWF will. Bei den Nachnominierungen von Natura 2000-Flächen verlangt Croÿ die Einbindung der Grundeigentümer. „Sonst werden wir das energisch bekämpfen.“

Potenziell Waldgesellschaft plus Douglasie

Dass eine Klimaveränderung kommt, steht für Croÿ außer Frage. Die Frage des Temperaturanstiegs sei allerdings noch ungeklärt. Um auf alles bestmöglich vorbereitet zu sein, empfiehlt Croÿ die Orientierung der Baumartenwahl am jeweiligen potenziellen Wuchsgebiet. „Weiters halte ich die Douglasie für eine große Bereicherung. In den USA gibt es ausreichend Wissen über Geno- und Phänotypen – wir könnten geeignete Bäume finden.“

Fichte mit Optimierungsbedarf

Bei der Fichte gibt es laut Croÿ noch großen waldbaulichen Optimierungsbedarf. Die Stammzahl muss reduziert werden. Eine erwünschte Folge wäre dann eine permanente Krautschicht – die wiederum dem Erosionsschutz und der Äsung zuträglich wäre.

Preis hoch, weniger Ernte – paradox, aber wahr

Die Rundholzpreis-Entwicklung der vergangenen Jahre und deren Folgen auf das Ernteverhalten wären laut Croÿ paradox: „Ich habe mir nicht vorstellen können, dass bei hohen Preisen weniger genutzt wird. Ich muss daher feststellen – die Mengen, die heuer auf den Markt kamen, sind in Normaljahren wohl die obere Grenze.“ Damit wären auch die Preise annähernd fixiert. Da der Weltmarkt auf das heimische Preisniveau keine Rücksicht nehmen wird, muss laut Croÿ alle Kraft darauf verwendet werden, „Forschung und Entwicklung sowie das Marketing“ voranzutreiben. Marketingmäßig konstatiert er, dass bei proHolz Steiermark nun „der Ballast der ersten 20 Jahre abgebaut wurde. Nun ist die Strategie wieder im Sinne der Gründer ausgerichtet“.

Österreichs Vorreiterrolle gefährdet

„Die Baubuche, das LVL Pollmeiers, ist ein tolles Produkt. Es wird Erfolg haben“, sagt Croÿ voraus. In den jüngsten Krisenjahren hätte Österreich viel von seiner Vorreiterrolle eingebüßt. Croÿ sieht es nicht gerne, dass „etwa im mehrgeschossigen Holzbau die Universität von Bologna international angesehener ist als heimische Universitäten“.
Der freie Markt muss laut Croÿ für alle Sparten gelten. Er sieht es daher nicht ein, dass eine Branche exklusiven Anspruch auf gewisse Sortimente erhebt. „Wenn die Nutzung kaskadisch erfolgen soll, dann muss es vorher funktionierende Konzepte geben“, meint er. „Das wehleidige Geschrei aller Beteiligten liegt jedenfalls unter meiner Wahrnehmungsgrenze“.