1198780376.jpg

Dkfm. Wolfgang Pfarl © Austropapier

2008 Mobilisierung

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 07.01.2008 - 17:11
1198780376.jpg

Dkfm. Wolfgang Pfarl © Austropapier

"Unterschiedlicher hätten die vergangenen beiden Jahre nicht sein können: 2006 gab es einen Run auf das Holz, im Vorjahr kam es bedingt durch das Windwurfholz zu einem Run auf die Abnehmer. Deutlicher hätte uns nicht vor Augen geführt werden können, wie stark die wechselseitige Abhängigkeit ist", analysiert Dkfm. Wolfgang Pfarl, Präsident der Austropapier, im Holzkurier-Interview.
Seine Lehre daraus - auch eingedenk der Tatsache, dass es immer Kalamitäten geben wird: Die Lagerhaltung der Papierindustrie muss noch flexibler gehandhabt werden. Dazu kommt noch der Import als notwendiges Regulativ. Beides wird aus Sicht von Pfarl aber nur funktionieren, wenn sich sowohl die Holzlieferanten als auch die Papier- und Zellstoffindustrie über deren jeweilige Markt- und Mengenbeurteilung seriös austauschen und verlässliche Informationen liefern.

Import-Option eingelöst

Der Jahresbeginn 2007 war aus Sicht Pfarls auch deswegen so schwierig, weil die Papierindustrie gezwungen war, in den Import zu gehen. "Die preisliche Erwartungshaltung der Zulieferer war extrem gestiegen und selbst dann konnten uns nicht alle benötigten Mengen zugesichert werden - außerdem waren unsere Lagerplätze leer", weist Pfarl hin. "Eine gewisse Menge zu importieren, halte ich für unumgänglich. Ich möchte erinnern, dass wir früher ganz andere Einfuhrabhängigkeiten hatten: 1970 importierten wir 40 % unseres Rohstoffs. 2005 waren es bei doppeltem Bedarf nur noch 15 %."
Als Kyrill kam, waren wie gesagt die Rohstofflager der Papier- und Zellstoffindustrie leer. "Wir haben die Tore voll aufgemacht und viel aufgefangen", lobt Pfarl seinen Industriezweig, der bis zum jetzigen Zeitpunkt volle Lager aufweist. "Da ist enorm viel Kapital gebunden, aber das haben die Unternehmen in Kauf genommen."

Zuversicht für 2008

Da zu Beginn 2008 die Lagersituation viel besser austariert ist als vor zwölf Monaten, blickt man seitens der österreichischen Papierindustrie beruhigt ins noch junge Jahr. Außer einem Schleifholzmangel in Oberösterreich schaut es versorgungsmäßig gut aus.
Sorge bereiten die aktuellen Stillstände der Sägeindustrie. So soll im November in Österreich um 12 % weniger Hackgut angefallen sein, im Dezember waren es sogar –20 % – gibt Austropapier-Geschäftsführer Mag. Günter Edinger bekannt. Trotzdem wurden 2007 um 600.000 fm mehr Hackgut abgenommen als im Jahr zuvor. "Das ging aber nur, weil die Lager am Anfang relativ leer waren", erläutert man.
Die wirtschaftlichen Ergebnisse waren 2007 je nach Branchenzweig sehr unterschiedlich, analysiert Pfarl. Während die Preise für Papierhersteller im graphischen Bereich unter Druck blieben, verbesserte sich die Lage für den Verpackungspapiersektor und auch für Zellstoff. Langfristig bleibt ein tendenzielles Sinken der Papierpreise feststellbar.

Rohstoff 2007 +33 %

Diese nur bedingt positiven Aussichten auf der Erlösseite sieht man bei der Austropapier im groben Kontrast zu Belastungen auf der Kostenseite. "Der Rohstoff Holz ist 2007 im Vergleich zum jüngsten ,Normaljahr‘ 2005 um 33 % im Preis gestiegen. Bei der Energie waren es gar +40 %." Dass die Leitwährung bei Papier und Zellstoff der US-Dollar ist, sei für die Branche derzeit ebenfalls nachteilig.
Für Österreich wünscht man sich nun rasch eine Klarstellung, wie es mit dem Ökostrom-Gesetz weitergehe. "Unter anderem hängt der Ausbau von Pöls an solchen Entscheidungen", stellt Pfarl klar. Die weitere Papiermaschine für die SCA Laakirchen sei noch nicht fix, bei Norske Skog sei eine Investition auf Eis, und Mayr-Melnhof Karton will die Energieerzeugung ausbauen - auch diese Entscheidungen hängen vom Ökostromgesetz ab. Von größter Bedeutung bleibt, dass die Mobilisierung der Durchforstung wieder an Fahrt gewinnen. "Wir werden in Österreich als Branche nur eine Chance haben, wenn wir gesichert unsere Produktionen versorgen können - und das war 2006 zum ersten Mal nicht der Fall. Das war ein echtes Alarmsignal." Kann man voll produzieren, so wird man heuer erneut die Vorjahresmenge herstellen.
Als globalen Trend sieht man das Abwandern von Produktionen in warme, "eucalyptusfreundliche" Länder: in den Süden der USA und Afrika und weiterhin nach Südamerika. "Dort sind die Rohstoffreserven nahezu unerschöpflich", so Pfarl.