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Energieholz symbolisiert Energieholz: Aus einem Industriegut wird Kunst © Emanuella Libal-Zitzmann

2000 €/srm

Ein Artikel von Dinah Urban | 28.07.2016 - 08:21
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Energieholz symbolisiert Energieholz: Aus einem Industriegut wird Kunst © Emanuella Libal-Zitzmann

Auch wenn der Fall German Pellets reichlich für mediales Aufsehen sorgt, rührt die österreichische Energieholzbranche eine weitergreifende Problematik mehr auf: unklare Verhältnisse bei der noch immer ausstehenden staatlichen Förderung für Biomasseheiz(kraft)werke. Angesichts der herrschenden politischen Lage dürfte sich daran in nächster Zeit auch nichts ändern. Der Präsident des Österreichischen Biomasseverbandes, Josef Plank, äußerte sich zwar positiv zur Ratifizierung des Pariser Klimaschutzabkommens der Bundesregierung, doch im eigenen Land sieht er enorme Defizite bei der Weichenstellung: „Nun müssen endlich Taten folgen, die in die richtige Richtung weisen. Das österreichische Energiesystem ist im Augenblick eine einzige Baustelle ohne Perspektiven. Wird die Ökostromgesetz-Novelle weiter verzögert, müssen voll funktionsfähige Anlagen den Konkurs anmelden.“ Dabei handle es sich keineswegs um Abschreibposten in einer Konzernbilanz, sondern um familiäre Existenzen. Die Auswirkungen reichen aber über die Branchengrenzen hinaus.

Branchenumfeld ebenso betroffen

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Klarer Standpunkt für die Biomassenutzung © Emanuella Libal-Zitzmann

Den Heizwerkbetreibern kommen niedrige Energieholzpreise zu Hilfe. Doch das reicht nicht, um Stilllegungen zu verhindern. Zuliefer- und Serviceunternehmen sind von dieser Schwebe ebenso betroffen. Logistiker, wie Scherer, Wutzlhofer, Hußauf und Hengstberger, haben regelmäßig damit zu kämpfen, dass der Restholzpreis nicht den wahren Wert des kostbaren Rohstoffs widerspiegelt. Ihnen kommt meist die schwierige Aufgabe zu, Schwankungen bei Preis, Angebot und Nachfrage abzufedern. Andere findige Unternehmer entwickeln außerdem immer neue Ideen, wie die Holzenergie aber auch das Energieholz möglichst gewinnbringend genutzt werden können.

Nachwuchs zeigt, wie es geht

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Findiges Trio: Antonio, Peter und Romeo mit Mentor Rudolf Pfefferkorn (v. re.) © Emanuella Libal-Zitzmann

Im Sägewerk und Holzhandel Haßler, Greifenburg, lernt der Nachwuchs schon von klein auf, wie man mit Holz gewinnbringend wirtschaftet. Peter, Antonio und Romeo Nikolic wachsen mit Holz auf. Der älteste, Peter, fing früh damit an, aus Resthölzern beeindruckende Kunstgegenstände zu fertigen. Seine Brüder helfen ihm mit Freude dabei, Miniaturkettensägen und Modellschiffe zu entwerfen. Letztere verkauft er für 60 € pro Stück. Von diesem Preis kann die Restholzbranche sonst nur träumen. Unterstützung im Verkauf der kleinen Kunstwerke erhält das Trio von einem Branchenkenner, welcher Montage und Demontage von Sägewerksanlagen anbietet. Rudolf Pfefferkorn ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Maschinen und Anlagen der Holzindustrie. Er erstellt österreichweit Gutachten sowie Bewertungen in Versicherungs- und Finanzierungsangelegenheiten. Gern gibt er sein Wissen weiter, damit der aufgeweckte Nachwuchs einen Umsatz von hochgerechnet etwa 2000 €/srm erzielt.

Praxisnah ausbilden

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Das Fenster zur Welt zeigt im Sägewerk Haßler, welche kreativen Vermarktungsmöglichkeiten es für Energieholz gibt © Emanuella Libal-Zitzmann

Das bereits praktisch erlernte Wissen werden die drei Sprosse wohl an der Berufsschule theoretisch vertiefen und aufarbeiten. „Mit Kuchl bringt man meist das Holztechnikum in Verbindung. Aber auch die dortige Landesberufsschule bringt fähige Angestellte hervor, ohne die kein Unternehmen funktionieren kann“, informiert Lehrlingsbeauftragte Emanuella Libal-Zitzmann bei einer Shoppingtour durch die Kunstwerkstatt. Helmuth Paolazzi ist Rundholzeinkäufer für Pfeifer Holz in Imst und prüft außerdem die kaufmännischen Lehrlinge. So hat er stets ein Auge darauf, ob praxisnah ausgebildet wird. Dazu gehören auch vorzeigbare Manieren. Er empfiehlt jedem Unternehmen der Branche, sich an der Berufsschule zu engagieren, um die Lehre den Anforderungen des Berufs anpassen zu können. „Die Lehrqualität sowie die allgemeine Nachwuchsproblematik machen die Absolventen der Berufsschule – jung und alt – entsprechend begehrt. Ich hoffe, dass es in Österreich noch viele Holz liebende Kinder und Jugendliche gibt, die während einer solchen Ausbildung weiter aufblühen. Die Branche braucht dringend Arbeiter, die mit Leidenschaft bei der Sache sind und neben Fähigkeiten, wie Lesen und Rechnen, ein Grundverständnis und Leistungsbereitschaft mitbringen“, schließt Libal-Zitzmann im Namen aller Unternehmer.

Holzmerkmale als Inspiration

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Bei diesem Tischfußball-Kunstwerk kommen die Holzmerkmale, welche bei anderen Verwendungszwecken eher stören würden, richtig zur Geltung © Raimund Sandhoff

Mit Liebe zum Werkstoff arbeitet man auch in der Manufaktur von Raimund Sandhoff. Unter der Marke „Stammdesign“ verarbeiten er und sein Team individuelle Stücke mit weniger massentauglichen Holzmerkmalen zu Kunstwerken, Tischen und Skulpturen. Das ist seine Art, das Beste aus einem Stamm herauszuholen.
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Einzelstücke, wie diesen Gitarren-Weinhalter, fertigt Samuel Karl in seiner Tischlerei an © Samuel Karl

Mit Restholz der anderen Art beschäftigt sich wiederum Samuel Karl. Der Tischler ler war schon immer von dem Werkstoff Holz fasziniert. In der HTBLA Hallstatt konnte er seine Fähigkeiten stärken und ausbauen. Diese besondere Zeit war auch der Startschuss für sein heutiges Unternehmen und die Eigenmarke „Ausgespielt“. Mit diesem Namen versieht er ausgediente Musikinstrumente, denen er nach Kundenwunsch neues Leben einhaucht.