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Mit seinem neuartigen Wender verspricht Prechtl eine höhere Leistung in der Sägelinie - bei gleichzeitig geringeren Kosten © Prechtl Technik

180 Grad ist schneller zweimal 90 Grad

Ein Artikel von Martina Nöstler | 08.08.2016 - 09:37
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Mit seinem neuartigen Wender verspricht Prechtl eine höhere Leistung in der Sägelinie - bei gleichzeitig geringeren Kosten © Prechtl Technik

In einer klassischen Sägelinie mit Spaner- und/oder Kreissägenaggretaten müssen die Stämme beziehungsweise Model um 90° gedreht werden, um sie optimal verarbeiten zu können. Prechtl Technik, Burghausen/DE, entwickelte dafür eine neuartige Drehvorrichtung, welche herkömmlichen Drehvorrichtungen in Taktleistung, Energie- und Platzbedarf überlegen ist.

In einer Sägelinie bearbeiten die Aggregate die Stämme im Längstransport einzeln nacheinander. Für die mehrseitige Bearbeitung muss das Holz dafür zwischen den einzelnen Bearbeitungsvorgängen um 90° gedreht werden. August Prechtl, Geschäftsführer von Prechtl Technik, ist überzeugt: „Bei den immer schneller werdenden Sägelinien kommen die technisch bekannten Drehvorrichtungen an ihre Grenzen. Die Leistung der Sägelinie ist damit beschränkt.“
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1) Vorschubwalzenpaar am Holz, DV in 0°-Position2) DV in 45°-Vorwärtsdrehung 3) DV kurz vor 90°-Position (fast kein Bremsvorgang) und Vorschubwalzen geben Holz frei 4) DV über 90°-Position, Werkstück vollständig losgelassen, anstatt Drehvorgang abzubrechen, bewegt es sich über 90°-Position hinaus 5) DV in 180°-Position, Werkstück hat DV verlassen, Vorschubwalzenpaar vollständig geöffnet 6) DV in 180°-Position, neues Werkstück (4a) zugeführt, Vorschubwalzenpaar hat Holz übernommen 7) DV in 135°-Position während Rückwärtsdrehung 8) DV kurz vor 90°-Position, während Rückwärtsdrehung wird Vorschubwalzenpaar geöffnet - kein Bremsvorgang 9) DV in 90°-Position, Werkstück vollständig losgelassen und verlässt DV, anstatt Vorschubwalzenpaar abzubremsen, bewegt es sich in 0°-Position10) DV in 0°-Position, Werkstück (4a) hat DV verlassen11) Prozess beginnt mit neuem Werkstück (4b) © Prechtl Technik

„Aufgrund des Ablaufes bei herkömmlichen Drehvorrichtungen muss die Steuerung deren Mechanik zuerst massiv abbremsen und danach wieder beschleunigen“, erklärt Prechtl. „Die Taktleistung solcher Vorrichtungen erreichte man bisher immer nur durch leistungsfähigere Antriebe. Hier zeichnet sich allerdings eine maschinelle Grenze ab.“ Prechtl führt weiter aus: „Als Abhilfe entwickelte man Doppeldrehvorrichtungen. Diese bewältigen deutlich mehr Drehtakte, weisen allerdings auch einen auffallend höheren Energiebedarf auf, da sie wesentlich mehr Masse haben. Wendevorrichtungen mit hydraulischem Antrieb für den Rotationsvorgang sind Energiefresser. Diese lassen sich durch energieeffiziente Anlagen, wie unseren neuen Modelwender mit servoangetriebenem Rotationsmotor, ersetzen.“

Aufgrund dieser Nachteile entwickelte Prechtl ein neuartiges, patentiertes Drehsystem. Das Ziel der Erfindung war es, eine Drehvorrichtung mit wenig räumlicher Länge und niedrigem Energieaufwand durch minimierte bewegte Massen zu schaffen. Die neue Vorrichtung, die bereits seit Anfang Januar in den Holzwerken Dold in Buchenbach/DE im Einsatz ist, benötigt bei der Leistungsfähigkeit einer Doppeldrehvorrichtung nicht mehr Platz als eine einfache Ausführung. Aufgrund des Einsatzes von wenig bewegten Massen und weil der Umkehrmechanismus (Abbremsen auf null und in Gegenrichtung wieder Beschleunigen) auf ein Minimum reduziert wurde, ist die Drehvorrichtung energieeffizient und sehr schnell. Prechtl verspricht: „Trotz hoher Leistungsfähigkeit hat die neuartige Drehvorrichtung eine sehr kompakte und einfache Bauweise. Dies wirkt sich positiv auf die Anschaffungs, Wartungs- und Energiekosten aus.“