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Wie im Möbelhaus: Die Baubuche ermöglicht mit ihrer eleganten Optik eine ganz neue Anmutung von Holztragwerken © Pollmeier

Schlank dank Buche

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 25.11.2014 - 17:13
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Baubuche in Verbindung mit Schlitzblechen ergibt hochfeste Träger © Pollmeier

Mit rund 40 Mitarbeitern baut i+R Holzbau, Lauterach, vor allem Industriehallen und Gewerbebauten, aber auch mehrgeschossige Wohnhäuser in Holzbauweise. Für die Erzeugung und Verladung der großformatigen Holzwandelemente hat das Vorarlberger Unternehmen seinen Produktionsstandort um eine lang gestreckte Halle mit 1600 m2 Nutzfläche plus Tiefgarage erweitert. Die Halle schließt direkt an die bestehenden Flächen an. Für Helligkeit sorgen Oberlichter sowie ein hoch gelegener seitlicher Fensterstreifen. Auf diese Weise wird auch das Tragwerk sichtbar – und das ist gut so, denn bei diesem Neubau wurde das industriell hergestellte Furnierschichtholz Baubuche von Pollmeier, Creuzburg/DE, erstmalig bei einem Gewerbebau eingesetzt. In diesem Pionierprojekt hat i+R Holzbau gleich mehrere Rollen inne: Sie ist Bauherr, Planer, ausführender Betrieb und Nutzer zugleich. Die Statik für die neue Halle aus Baubuche wurde ebenfalls in Lauterach berechnet. Projektleiter war i+R-Bauingenieur Ingo Feichter.

Mehr Hakenhöhe trotz Grenzen nach oben

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Wie im Möbelhaus: Die Baubuche ermöglicht mit ihrer eleganten Optik eine ganz neue Anmutung von Holztragwerken © Pollmeier

Der Neubau sollte die Produktion größerer Holzfertigteile ermöglichen. Also musste er mehr Höhe bieten als die beiden bestehenden Hallenschiffe. Aufgrund der baurechtlichen Situation im Umfeld des Firmensitzes war aber nur ein begrenztes Gebäudevolumen erlaubt. Durch die Verwendung von Baubuche brauchte das Dachtragwerk selbst deutlich weniger Platz. „Was in diesen Dimensionen sonst nur mit Stahl umsetzbar wäre, können wir nun auch in Holz machen. Gedrückte Bauwerke lassen sich so mit möglichst hohen Raumhöhen umsetzen“, erklärt i+R-Geschäftsführer Hermann Böhler. Der Kran erreicht nun eine Hakenhöhe von 6,5 m. Das erlaubt es, wesentlich größere Teile in der Halle zusammenzubauen. Der zur Straße orientierte Auslieferungsbereich liegt zudem um 1,2 m tiefer. Hier beträgt die Hakenhöhe sogar 7,7 m. Das vereinfacht die Logistik und spart Kosten. Früher waren für den Transport Spezialtieflader erforderlich. Zukünftig können Standard-Lkw beladen werden.

Schlanke Optik

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Die Kranbahn in der Produktionshalle von i+R Holzbau besteht ebenfalls aus Baubuche © Pollmeier

Laut dem Bauunternehmen ermöglicht der Einsatz des Furnierschichtholzes erhebliche Einsparungen. Der Trägerquerschnitt lasse sich aufgrund der höheren Festigkeiten im Vergleich zu herkömmlichen Fichtenleimbindern um 30 bis 55 % reduzieren. „Das Tragwerk unserer neuen Halle wäre mit einer Spannweite von 17 m in Fichte nur mit der doppelten Breite der Träger ausführbar gewesen“, erklärt Böhler.
Von der filigranen Optik der Fachwerksträger ist der Holzbauexperte ebenfalls angetan: Erst der Einsatz von Baubuche mache architektonisch anspruchsvolle, schlanke Holzkonstruktionen möglich. Böhler zieht ein zufriedenes Fazit über die Wahl des innovativen Buchenbaustoffs: „Jeder, der in die neue Halle kommt, schaut nach oben und sagt: ‚Das ist ein Wahnsinn.‘“

Kostenneutral dank Festigkeit

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Alt und neu: Wie filigran die Baubuchen-Fachwerksträger sind, wird deutlich, wenn man sie mit den bestehenden Elementen aus Fichte vergleicht © Pollmeier

Im Vergleich zu Nadelholz sei der Einsatz der Baubuche kostenneutral, argumentiert der Hersteller. Durch die höhere Festigkeit des neuen Baumaterials können Bauteile schlanker bemessen werden. Das benötigte Materialvolumen ist deutlich geringer. Schon rein aus ökologischer Sicht spreche der geringere Holzbedarf für die Baubuche, argumentiert der Hersteller.
In Lauterach wurden 90 m3 Baubuche für das Dachtragwerk, für Kranbahnen und Dachrippen eingesetzt. Bei Verwendung von klassischem BSH wäre die Menge wesentlich höher gewesen. Das zeigt ein Vergleich am Beispiel der Pultdachbinder: Nur 1,8 m3 Baubuche waren für jeden der gut 17 m langen Bauteile erforderlich. Für die Ausführung in BSH hätte man 3,4 m3 benötigt. Beim althergebrachten (Nadel-)Holzfachwerk wären jeweils 2,5 m3 – aber bei 20 cm mehr Konstruktionshöhe – erforderlich gewesen.

Kran rollt auf Buchenholzbalken

Baubuche ist ein neuer Baustoff. Sein Potenzial ist mit klassischen Holzbauelementen, wie Stützen, Dachträger oder Sparren, wohl noch nicht ausgereizt. Innovative Holzbauunternehmen finden nun ständig neue Anwendungen für das hölzerne Hochleistungsmaterial.
Dass mit Baubuche fast so schlank wie mit Stahl geplant und gebaut werden kann, beweisen beispielsweise die Kranbahnen in der Vorarlberger Holzbauhalle. Sie sind ebenfalls aus Baubuche. Im Vergleich zu Fichte sollen sie 20 cm Bauhöhe einsparen. Die drei Einträgerlaufkrane mit je 5 t Tragfähigkeit gleiten über eine dünne Stahlschiene, die direkt auf die Balken geschraubt ist. Die Lastverteilung ist dank der großen Druckfestigkeit der Buche kein Problem.
In mehreren anstehenden Industriebauprojekten kann sich Geschäftsführer Böhler die Umsetzung mit Baubuche gut vorstellen. Er hofft, seine Kunden von den Vorzügen des Materials überzeugen zu können. Am Beispiel des neuen Referenzprojekts auf dem eigenen Betriebsgelände kann er die Vorteile der Baubuche nun vor Ort demon-strieren.