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Die 17?m langen Hauptträger (1) sind am Königsstiel (2) eingehängt und tragen unter anderem den Pfettenring (3) © Schaffitzel

Groß, aber oho

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 25.11.2014 - 16:12
Einen klangvollen Auftrag hat die Schaffitzel Holzindustrie kürzlich im fränkischen Treppendorf fertiggestellt. Das dort ansässige Musikhaus Thomann orderte eine neue Kantine. Dazu muss gesagt werden, dass Thomann Europas größter Instrumentenhändler ist. Am Hauptsitz werden bis zu 1000 Mitarbeiter verköstigt.
Das Kitzinger Architekturbüro Blum Dietz entwarf einen Bau, der an das „O“ im Thomann‘schen Logo angelehnt ist. Das Dachtragwerk aus Leimholz ist ellipsenförmig. Mit Standard hat der 32,5 mal 37 m große Holzbau aber nichts zu tun. Da braucht es schon einen Betrieb wie die vom Holzkurier als „Holzindustrie des Jahres 2014“ ausgezeichnete Schaffitzel Holzindustrie (s. Holzkurier Heft 51-52/13, S. 20–21). Die Schwäbisch-Haller vereinen Leimholzproduktion und Holzbau. Damit lassen sich selbst außergewöhnlich Projekte zuverlässig abwickeln. Das war bei Thomann nötig, denn die Umsetzung dieser Architektur brauchte so manche Meisterleistung.

Futterstelle und Repräsentant

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Die 17?m langen Hauptträger (1) sind am Königsstiel (2) eingehängt und tragen unter anderem den Pfettenring (3) © Schaffitzel

Acht 17 m lange Hauptbinder aus Fichten-BSH spannen sich von einer nach außen um 10° gekippten Pendelstütze in die Mitte. Dort leitet ein „Königsstiel“ die Druckkräfte zentral ab. Seitlich ist die Konstruktion an einem Stahlbetonbau verankert. Kraftmittelpunkt ist aber die zentrale Stütze. Sie besteht aus einfach gekrümmten, blockverleimten und trapezförmig zugeschnittenen Einzelstützen. Innen liegenden Kränze aus Furnierschichtholz verankern sie oktagonal miteinander.
Aus optischen Gründen verjüngen sich die acht Hauptbinder zur Mitte. Das gibt der konzentrischen Konstruktion eine kraftstrotzende Dynamik. Rund um die Mitte sind acht weitere Leimbinger in eine Ringpfette eingehängt. Radiale Nebenträger komplettieren das Tragwerk. Die Dachschalung besteht aus Brettsperrholz-Platten.

Riesige Tortenecken schweben durch die Luft

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Ästhetisches Tragwerk mit zentraler Stütze © Schaffitzel

Die neue Kantine wird nicht nur zur Mitarbeiterverköstigung genutzt. Als repräsentativer Bau wird sie auch Veranstaltungen beherbergen. Wenn unten hochwertige Musikinstrumente gezeigt werden, muss weiter oben die Qualität der sichtbaren Leimholzbinder natürlich stimmig sein. Da machte sich die neue Produktion von Schaffitzel bezahlt. Hightechscanner, Sortierroboter und BSH-Anlagen ermöglichen die Produktion der nötigen Qualitäten (s. Holzkurier Heft 39/13, S. 24–25). Dazu kommen erfahrene Mitarbeiter im Abbund und in der Baustellenabwicklung.
Die neue Kantine für den Instrumentenhändler wurde dann auch termingerecht fertiggestellt. „Das ging nur mit höchster Genauigkeit in der Abwicklung“, betont Vertriebsleiter Julian Delekat. „So ein Projekt erfüllt uns mit Stolz.“

Produktions- und Auftragsrekord

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Ein Schaffitzel-Mitarbeiter setzt die Einzelteile des Königsstiels zusammen © Schaffitzel

Thomanns Holzbau ist nur eines von mehreren Highlights im abgelaufenen Jahr für die Schaffitzel Holzindustrie. Dank ihrer neuen BSH-Linie wird sie heuer 8000 m3 Brettschichtholz erzeugen. Das sind um 40 % mehr als in den Jahren zuvor – und es ist gleichzeitig Rekord in der über hundertjährigen Unternehmensgeschichte. Ebenfalls Rekordausmaße hat das Projekt, an dem Schaffitzels Statikabteilung in Schwäbisch Hall gegenwärtig arbeitet: der Baumwipfelpfad im nordrhein-westfälischen Waldbröl. Allein die Holzbrücken überspannen eine Distanz von 520 m. Höhepunkt (im Wortsinn) ist ein 40 m hoher Turm.