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Besucher der Fachmesse Dach+Holz begutachten die Hundegger K2i am ersten Messetag in Köln - die Abbundanlage kann bis zu 1,25?m breite Holzelemente bearbeiten. © Johannes Plackner

Selbstbestimmt abbinden

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 23.04.2014 - 16:36
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Sechsachsarm der Robot-Drive (hier bei Duobalken) fräst schrägen Schwalbenschwanz. © Hundegger

Wer einen Zimmermeister auf Brettsperrholz anspricht, erhält oft eine Gegenfrage, á la: „Bequem mag das ja sein. Wo aber bleibt meine Wertschöpfung, wenn ich die vorgefertigten Teile nur mehr zusammensetze?“ Die Antwort darauf lautet: „Genau dort, wo du willst.“ Es gibt ja nicht nur die Möglichkeit, abgebundene Großformatplatten zu kaufen. Mehrere Hersteller (Binderholz, Merkle Holz, Weinberger) erzeugen handlichere Kleinformatplatten mit maximal 1,25 m Breite. Es ist kein Zufall, dass die Abbundanlagen K2i und Robot-Drive des Marktführers Hundegger, Hawangen/DE, genau diese Abmessung als Maximalbreite haben.

Gute Kombination: Technik und Brotzeit

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Besucher der Fachmesse Dach+Holz begutachten die Hundegger K2i am ersten Messetag in Köln - die Abbundanlage kann bis zu 1,25?m breite Holzelemente bearbeiten. © Johannes Plackner

Schon mit klassischen Abbundanlagen lässt sich also der komplette Abbund für Massivholzhäuser erledigen. Auf der Fachmesse Dach+Holz in Köln waren solche Anlagen ausgestellt. Dem immer noch meistverkauften Maschinentyp K2i stellte Hundegger den meisten Raum zur Verfügung. Neben dem Flaggschiff des Sortiments komplettierten die hochflexible Robot-Drive und der Hochleistungszuschnittautomat Turbo-Drive das Messegeschwader.

Die PBA war – wie üblich – kein Teil des Hundegger-Standes. Mit ihren Ausmaßen wäre die Portalbearbeitungsanlage für Brettsperrholzplatten oder BSH-Träger auch nur schwer zu transportieren gewesen. Trotzdem kamen die BSP-Interessenten auf ihre Kosten. Die Robot-Drive (sechsachsig) und die K2i (üblicherweise fünfachsig) sind beide für den Abbund von bis zu 1,25 m breiten Holzelementen ausgelegt. Diese Maximalausführung ordern in erster Linie Zimmereien, welche die Massivholzbauweise zusätzlich zu ihren Holzrahmenbaulösungen anbieten. Gleichzeitig wollen solche Betriebe den Wertschöpfungsschritt des Abbunds auch bei BSP nicht auslagern. Warum auch? Zuschnitt, Bohrungen und alle weiteren Bearbeitungen erledigt sogar Hundeggers kleinste Abbundanlage. Die Robot-Drive erreicht mit ihrem Sechs­achsarm alle Bauteilseiten in jedem Winkel. Ob sie damit Bauholz, KVH, BSH oder eben Brettsperrholz abbindet, ist schlussendlich egal. Der Querschnitt darf bloß 30 mal 125 cm nicht überschreiten. Zunächst wird das Bauteil auf den Zuführtisch aufgegeben. Angetriebene Rollen transportieren das Holz in die Bearbeitungszone. Dort wartet nicht nur der erwähnte Sechsachsarm, sondern in der Regel auch ein Extra-Kreissägeaggregat, welches mit fünfachsiger Arbeitsweise auch mit Dachschrägen und Gehrungsschnitten kein Problem hat. Abschnitte und Späne purzeln nach unten und werden von einem Förderband in den Restholzbehälter befördert. Das fertig abgebundene Bauteil wird am Ausgabeförderer abgelegt. Und schon geht‘s mit dem nächsten Element weiter.

Wenn‘s schneller gehen muss …

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Den Abbund klassischer BSP-Platten übernimmt in der Regel die Hundegger-PBA. © Johannes Plackner

Die Arbeitsweise der Robot-Drive ist höchst flexibel, stößt aber früher oder später an Kapazitätsgrenzen. Zimmerleute oder Abbundzentren, die größere Mengen abbinden, entscheiden sich in erster Linie für die Hundegger K2i. Diese transportiert die Hölzer mit Greifern in die Bearbeitungszone. Standardmäßig wartet dort eine Untertisch-Kappsäge auf die Hölzer. Alle anderen Aggregate werden kundenspezifisch eingebaut. Klassischerweise sind das Revolverfräser, Fingerfräser oder Fünfachsspindeln. Wichtig für die BSP-Verarbeitung sind zudem vertikale und horizontale Bohraggregate.

Portalbearbeitung, übernehmen Sie!

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Schema der Hundegger-Robot-Drive 1250: In der Ausführung für BSP-Platten inklusive automatischer Zuführung und Hubtisch für bis zu 10?m lange Elemente misst die Anlage maximal 23,7 mal 8,6?m. © Hundegger

Bei allen Anforderungen, die über 1,25 m Arbeitsbreite hinausgehen, kommt die PBA zum Einsatz. Sie ist zwar von den Ausmaßen her eindeutig eine große Maschine, kommt aber nicht nur in der Industrie zum Einsatz. Handwerksbetriebe, die etwa eigenes Brettsperrholz nach der MHM-Methode erzeugen, binden dieses allesamt mit einer Hundegger-PBA ab. Dabei werden Großformatplatten mit einem beweglichen Portal bearbeitet. Beschränkungen in der Größe gibt es bei der PBA keine. Die Anlage wurde bereits mit 8 m Arbeitsbreite gebaut – viel mehr also, als die BSP-Verarbeitung jemals braucht.

Cambium nimmt Probleme ab

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Die Robot-Drive hat Hundegger als kompakte und flexible Zimmerermaschine konzipiert. Nur 3?m ist die Bearbeitungskabine lang. Im Inneren bearbeiten ein Sechsachsarm und ein Sägeaggregat alle Bauteilseiten. © Hundegger

Großen Wert legte Hundegger in den vergangenen Jahren auf die Software. Alle neuen Anlagen laufen mit dem Betriebssystem Cambium. Dieses Programm übernimmt sämtliche Schritte der Maschinenansteuerung. Heute reicht es, ein Bauvorhaben aus den gängigen CAD-Programmen (Sema, hsbCAD, Cadwork, Dietrichs, etc.) ins Cambium einzulesen. Die Bearbeitungsschritte werden automatisiert erstellt. Natürlich hat der Bediener jederzeit die Möglichkeit, die Vorschläge der EDV auszubessern. Glaubt man den Anwendern aber, ist das kaum vonnöten. Etwaige Fehler ließen sich durch die 3D-Maschinensimulation ohnehin ausmerzen.

Automatisch wandern die Bearbeitungsdaten vom Büro zur Hundegger-Anlage. Dort muss der Bediener nur mehr auswählen, welches Holzstück als Nächstes bearbeitet wird. Er drückt auf „Go“ und los geht‘s. Programm und Bedienung sind für alle Hundegger-Anlagen uniform. Die flexible Robot-Drive ist genauso zu steuern wie die mächtige PBA. Betriebe, die mehr als eine Hundegger-Anlage haben (und davon gibt es überraschend viele), schätzen diese Durchgängigkeit.

Marktführer – und zwar mit Abstand

Egal, ob groß, oder klein – mindestens 90 % der BSP-Produktion durchlaufen in ihrer Lebensdauer eine Hundegger-Anlage. Kein Wunder, dass diese Anlagen begehrte Messeziele sind. „Wir sind stolz darauf, dass unser Stand auf der Dach+Holz zum Publikumsmagneten geworden ist“, freute sich Firmenchef Hans Hundegger in Köln.

Ob die hohe Besucherresonanz in erster Linie an den präzisen Maschinen oder eher am kühlen Blonden im traditionellen Hundegger-Biergarten lag, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Weiß-blaue Geselligkeit und Gespür für die Bedürfnisse der Zimmermeister gehen bei den Allgäuern Hand in Hand. Das betont auch der Geschäftsführer: „Unser Messestand ist der ideale Treffpunkt, um Kontakte zu knüpfen, Erfahrungen auszutauschen – und natürlich auch, um unsere guten bayerischen Speisen und Getränke zu genießen“, resümiert Hundegger zufrieden. Nach Ende der Messe übersiedelt der Biergarten wieder nach Hawangen. Dort wird er spätestens bei den nächsten Hundegger-Innovationstagen am Stammsitz gebraucht.