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Unternehmenszentrale von Windkraft Simonsfeld - ganz in Holz © Architekturbüro Reinberg

Windkraft lässt die Sonne rein

Ein Artikel von Kathrin Lanz (für Timber-Online bearbeitet) | 29.10.2014 - 10:26
Mais- und Getreidefelder säumen die Straßen und Wege, saftig grüne Wiesen und hoch gewachsene Laubbäume markieren die Landschaft. Das Unternehmen Windkraft Simonsfeld hat sich ein naturnahes Plätzchen für den Unternehmenssitz ausgesucht. Am nordöstlichen Rand von Ernstbrunn in Niederösterreich liegt das Plus-Energie-Haus.
Mit 68 Windkraftwerken in Österreich und zwei in Bulgarien hat sich das Unternehmen der Produktion von sauberem Strom verschrieben. Selbstverständlich war deshalb die Erfüllung ökologischer Aspekte auch Voraussetzung für einen Neubau der Unternehmenszentrale. Das Projekt wurde vom Forschungsprogramm „Haus der Zukunft“ des Bundesministeriums für Verkehr begleitet und unterstützt. Eröffnet wurde im Juni.

Simpel konzipiert, durchdacht im Detail

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Unternehmenszentrale von Windkraft Simonsfeld - ganz in Holz © Architekturbüro Reinberg

Entsprechend den speziellen Ansprüchen des Auftraggebers, entwarf das Wiener Architekturbüro Reinberg eine funktionell optimierte Lagerhalle und einen sehr freiflächig gestalteten Bürokomplex als Plus-Energie-Haus. So simpel der Bürobau architektonisch angelegt ist, so ökologisch durchdacht und effektiv ist er in der Detailplanung.
Zunächst zur Konstruktion: Die Lagerhalle ist aus Brettsperrholz von KLH gefertigt, der Bürokomplex ebenso. Decke, Dach und Zwischendecke liegen auf tragenden Holzwänden auf, die innenseitig mit Lehm verputzt sind. Die Südwand ist gläsern, die Mittelwand und einzelne quer aussteifende Wände sind aus mit Lehm verputztem Beton.

Windkraft, die sich um die Sonne dreht

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Eine gläserne Südwand sorgt für eine flächeneffiziente Solarenergienutzung © Architekturbüro Reinberg

Ganz zentral ist das Lichtkonzept im Projekt verankert. Sämtliche Büros sind von Norden her direkt belichtet und erhalten zusätzlich von Süden diffuses Licht. Durch diese beidseitige Lichteinwirkung ist kein Sonnenschutz notwendig. Eine möglichst hohe Flächeneffizienz für Solarnutzung war von Beginn an im Architekturkonzept vorgesehen. Das Bürogebäude ist mit 637 m² Fotovoltaikelementen ausgestattet, davon 193 m² an der Fassade und 444 m² am Dach. Die Höchstleistung beträgt knapp 50 kWp.
Zusätzlich wurden das Dach des Lagers sowie jenes über den Pkw-Stellplätzen so präpariert, dass bei Bedarf noch 800 m² PV-Elemente angebracht werden könnten. Simulationsergebnisse belegen bereits, dass alleine mit der Fotovoltaikgrundausstattung ein Netto-Plus-Energie-Gebäude geschaffen wurde, führt Architekt Georg W. Reinberg aus.

Windrichtung umweltfreundlich

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Die Lichteinwirkung ist ein zentrales Thema des Projektes © Architekturbüro Reinberg

Außerdem verfügt das Bürogebäude über 34 m² thermische Kollektoren und einen 3000 l-Pufferspeicher. Wärme- und Kühlleistung werden über elf Tiefenbohrungen dem Erdreich entzogen. Sogar die Kühlung des Computerservers erfolgt mittels des Grundwassers, wobei die Pumpe von einem langsam laufenden Windrad unterstützt wird. Eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist ebenfalls in das Konzept integriert.
Optimale Wärmenutzung wird durch die Verwendung qualitativ hochwertiger Fenster und einer Dämmung aus Zellstoff und Schafwolle erzielt. Viele weitere Ökokomponenten, wie die Sommernachtkühlung oder das konsequente Wechselspiel von Belüftung und Luftdichtheit, reduzierten den Einsatz von Technik auf ein Minimum. Die effektive Nutzung des Sonnenlichts in den Büroräumlichkeiten, die künstliche Beleuchtung selten nötig macht, und der Gebrauch der Sonnenenergie als Energiequelle tragen maßgeblich dazu bei. Windkraft Simonsfeld lässt also die Sonne rein – und das mit (Energie-)Erfolg.