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Ein wahrlich gigantischer Turm: Die Konstruktion für den Baumturm auf der Ostseeinsel Rügen wurde mit dem Statikprogramm von Dlubal berechnet © Dlubal

Stabilität ins Projekt bringen

Ein Artikel von Birgit Koller (für Timber-Online bearbeitet) | 13.01.2014 - 14:19
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Ein wahrlich gigantischer Turm: Die Konstruktion für den Baumturm auf der Ostseeinsel Rügen wurde mit dem Statikprogramm von Dlubal berechnet © Dlubal

Man nennt sie auch „Aussichtswunder für Adleraugen“ oder „Nestturm“ - die neue hölzerne Touristenattraktion auf der deutschen Insel Rügen. Nördlich des malerischen Ostseebades Binz erhebt sich inmitten des dichten Küstenwaldes von Prora der imposante Holzturm des Naturerbezentrums. Gleichsam wie in einem Adlerhorst sollen sich dort die Besucher im Baumturm fühlen, der mit einer Höhe von 40 m einen grandiosen Weitblick über die Küste verspricht. Dabei schraubt sich der Fußweg über mehrere Etagen spiralförmig in die Höhe und umrundet dabei zunächst den massiven Stamm und dann die ausladende Krone einer sehr alten und 30 m hohen Buche.

Den Baumturm und den 16 m hohen Einstiegsturm fertigte das oberösterreichische Ingenieurholzbau-Unternehmen Wiehag aus 480 m³ Brettschichtholz in Lärche beziehungsweise Douglasie sowie 230 m3 Kantholz-Douglasie. Insgesamt 24 Parallelbinder (Hauptstützen) wurden dafür im CNC-Fertigungswerk in Altheim produziert. Die Statiksoftware für das Projekt kam von Dlubal, Tiefenbach/DE.
„Die Konstruktion des Turms besteht aus einem äußeren Ring aus zwölf senkrechten Brettschichtholz-Trägern. Diese sind in einem Winkelunterschied von jeweils 30° rotationssymmetrisch aufgestellt und bilden so eine polygonale räumliche Kon­struktion. Die Stützen lagern über Stahlträger auf Einzelfundamenten. Der Baumturm wird durch ein enges Netz an Stahldiagonalstäben sowie horizontal verlaufende Ringkonstruktionen stabilisiert“, weiß Andreas Hörold, Marketingverantwortlicher bei Dlubal. Die Statikprofis betreiben gemeinsam mit FEM consulting aus Brünn/CZ seit zehn Jahren Forschungsarbeit auf dem Gebiet der finiten Elemente und legen für die Programmkonzeption und -entwicklung viel Wert auf einfache Benutzbarkeit.„Das obere Drittel des Turmes wurde mit zwölf BSH-Bögen versehen, um einen Adlerhorst nachzuempfinden. Die Bögen sind an der Oberseite an der auskragenden Stahlplattform befestigt und an der unteren Seite an den BSH-Stützen. Der Außendurchmesser des Baumturms beträgt 24 m, im Bereich des ‚Adlerhorstes‘ 36 m“, erklärt Hörold. An den Aussichtsturm ist ein 1250 m langer begehbarer Baumwipfelpfad angeschlossen. „Das ausgezeichnete Preis-Leistungs-Verhältnis und der umfangreiche Service machen die Dlubal-Programme zu unverzichtbaren Werkzeugen für jeden, der mit Statik und Dynamik zu tun hat“, meint man bei Wiehag.

Unverzichtbar schien die Expertise des Softwareanbieters auch bei einem weiteren Mammutprojekt: dem wahrscheinlich höchsten Holzaussichtsturm der Welt am Kärntner Pyramidenkogel. Inklusive der Spitze ist der Turm 100 m hoch. Er besitzt eine geschlossene und drei frei begehbare Aussichtsplattformen, die einen atemberaubenden Blick über den Alpen-Adria-Raum und die Seenlandschaft Kärntens bieten. Die von den Architekten Klaura + Kaden, Klagenfurt, gewählte Spiralform steht symbolisch für Wachstum und Entwicklung. Ein weiteres Highlight des Turms ist die mit fast 52 m höchste überdachte Rutsche Europas. Sie befindet sich im Inneren der Konstruktion. Auf ihr werden Geschwindigkeiten bis zu 25 km/h erreicht. Die statische Berechnung dieses spektakulären Bauwerks wurde ebenfalls mit dem Statikprogramm RSTAB von Dlubal erstellt.