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Frisch verleimter BSH-Binder kommt aus der HF-Presse - dank des Thermoassistenten muss die Verleimqualität nicht per Bohrmethode nachgewiesen werden © Türmerleim

Lückenlose Leimfugenanalyse

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 03.10.2014 - 07:16
Die Brettschichtholz-Herstellung ist bereits heute stark automatisiert. Das ist auch nötig, denn der Konkurrenzdruck ist hoch und die normativen Anforderungen sind streng. Alles, was zur Prozessoptimierung und Kostensenkung beiträgt, bringt Wettbewerbsvorteile.
Nach drei Jahren Entwicklungszeit präsentieren BASF und Türmerleim, Ludwigshafen, nun eine Lösung, mit der BSH-Hersteller neue Potenziale nutzen können: den Thermoassistenten.

Assistent der zweiten Generation

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Frisch verleimter BSH-Binder kommt aus der HF-Presse - dank des Thermoassistenten muss die Verleimqualität nicht per Bohrmethode nachgewiesen werden © Türmerleim

Mit dem Einsatz des bewährten Leimassistenten trugen die Ludwigshafener bereits zur Kosten- und Prozessoptimierung bei. Mittels optimierter Leim-Härter-Mischungsverhältnisse und reduzierter Auftragsmengen konnten Leimholzhersteller die Effizienz bereits verbessern, argumentiert man bei Türmerleim. Das habe zu signifikanten Kosteneinsparungen geführt.
Nun bekommt der Leimassistent mit dem Thermoassistenten einen innovativen Partner, der seinerseits weitere Prozess-, Zeit- und damit Kostenoptimierungspotenziale für hochfrequenzbeheizte Takt- oder Durchlaufpressen verspricht.

Durchgängige thermografische Prüfung

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Die Visualisierung zeigt die Temperatur in jeder Leimfuge - im Graustufenbild sind wärmere Bereiche heller dargestellt © Türmerleim

Der Thermoassistent wurde von den Entwicklern zum Patent angemeldet. Das Bildverarbeitungssystem kombiniert eine durchgängige thermografische Prüfung aller Fugentemperaturen der produzierten Bauteile mit einer speziell für diesen Zweck entwickelten Software (s. Infokasten). Durch die Kombination aus Leim- und Thermoassistenten entsteht eine Funktionsvielfalt. Die soll neben einem kräftigen Zuwachs in Prozessüberwachung und -sicherheit auch für beträchtliche neue Potenziale sorgen. Türmerleim und BASF sehen diese beispielsweise in der Steigerung des Durchsatzes an der Presse und in einer Senkung des Energieverbrauchs.

Arbeitsweise des Thermoassistenten im Überblick

1. Eine hochauflösende Wärmebildkamera detektiert die Bauteile direkt nach dem Pressvorgang und erfasst so lückenlos die Leimfugentemperatur an der Oberfläche.

2. Diese Daten wertet ein Algorithmus permanent aus und visualisiert die Leimfugentemperaturen für den Bediener in Echtzeit.

3. Für jeden Leimgang und jedes Bauteil wird eine lückenlose Dokumentation im elektronischen Leimbuch archiviert.

4. Die Rückmeldung zum Leimassistenten ermöglicht die Anpassung des Härteranteils und somit ein prozessoptimiertes Mischungsverhältnis der Leimflotte.

5. Die Prozessparameter können ebenfalls auf die Solltemperatur der kältesten Stelle im Pressgut ausgerichtet werden.

6. Bei Temperaturabweichungen von den vordefinierten Grenzwerten gibt der Thermoassistent entsprechende Warnmeldungen aus.

7. Eine integrierte Fehlstellendetektion warnt bei eventuell fehlenden oder zu geringen Temperaturabschnitten in der Leimfuge.

MPA: Bohrprüfungen können entfallen

Mit seiner eingebauten Intelligenz sei der Thermoassistent ein vollständiger Ersatz für die Bohrmethode, attestiert die Materialprüfungsanstalt (MPA) Stuttgart. Diese Methode ist sonst zur Kontrolle der Klebstofftemperatur bei Flächenverklebung von Brettschichtholz mittels HF-Technologie vorgeschrieben. „Wird der ‚Thermoassistent‘ zur Kontrolle und Dokumentation der Klebfugentemperaturen bei der Flächenverklebung von Brettschichtholz verwendet, kann auf die ‚Bohrmethode‘ verzichtet werden“, heißt es.
Diese Nachricht aus berufenem Munde dürfte die technischen und kaufmännischen Leiter von BSH-Produktionen aufhorchen lassen, da die Bohrmethode bisher die einzige anerkannte Methode zur Produktionskontrolle war.

Handfeste Vorteile am Horizont

Die Bohrmethode ist zeitaufwändig und ausführungsabhängig. Deren vollständiger Ersatz mit dem Thermoassistenten kann laut der Ludwigshafener Unternehmen die Produktivität und Prozesssicherheit in der Leimholzindustrie steigern.
Mit der Automatisierung der vorgeschriebenen Prüfung, der integrierten Optimierung von Mischungsverhältnissen der Leimflotte und der elektronischen Dokumentation sowie Archivierung im System entwickelt sich ein neues und praxissicheres Verfahren. Das sehen übrigens nicht nur MPA-Experten so, sondern das wird auch von der Industrie bestätigt.

Härtetest bestanden

Der Thermoassistent wurde bei der Theurl Holz in Assling als gemeinsames Pilotprojekt auf Herz und Nieren getestet. Dabei musste das System seine Eignung für die BSH-Herstellung bei einem der Technologieführer beweisen. Das Urteil von Theurl-Betriebsleiter Prokurist Hannes Ganner fällt positiv aus: „Der Thermoassistent unterstützt uns in unserem Bestreben nach Optimierung des Produktionsprozesses an der Presse. Außerdem kann die von der MPA geforderte Kontrolle zuverlässiger und unabhängig vom Bediener durchgeführt werden“, bestätigt er. „Die vollständige Integration des Leim- und Thermoassistenten in unser System erhöht unsere Wettbewerbsfähigkeit, weil es uns besser, schneller und prozesssicherer macht“, heißt es aus Assling.