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Das Podium diskutierte am 22. Oktober die Forderungen der Wertschöpfungskette Holz an die Politik (v. li.: Barbara Kronester, Dr. Rudolf Freidhager, Bernhard Weiler, Norbert Harrer, Christine Weinmüller, Florian Lichtblau) © proHolz Bayern

Holz in Bayerns Landtag

Ein Artikel von Hannes Plackner | 10.11.2014 - 15:15
Wenn sich eine ganze Wertschöpfungskette geschlossen an die Politik wendet, wird sie eher gehört, als wenn das jeder Verband einzeln macht. Repräsentiert diese Branche noch dazu 190.000 Arbeitsplätze in Bayern und 38 Mrd. €/J Umsatz, trifft das umso mehr zu. So geschehen ist es am 22. Oktober im Bayerischen Landtag. Anlässlich der mobilen Ausstellung „schauholz“ organisierte proHolz Bayern gemeinsam mit den Organisationen des Cluster Forst und Holz einen parlamentarischen Abend.
Unter dem Motto „Holz bewegt ländliche Räume“ diskutierten Branchenvertreter und Abgeordnete über die Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft. Der Cluster stellte sich daher geschlossen hinter das Prinzip „Schützen und nutzen auf ganzer Fläche“. Wissenschaftler und Unternehmensvertreter zeigten den Abgeordneten ein realitätsnahes Bild von den ökologischen, ökonomischen und sozialen Leistungen ihrer Branche. Die Bedeutung der Forstwirtschaft für das Klima und die Beschäftigung im ländlichen Raum waren die wichtigsten Themen.

Nutzen „auf ganzer Fläche“

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Das Podium diskutierte am 22. Oktober die Forderungen der Wertschöpfungskette Holz an die Politik (v. li.: Barbara Kronester, Dr. Rudolf Freidhager, Bernhard Weiler, Norbert Harrer, Christine Weinmüller, Florian Lichtblau) © proHolz Bayern

Schon am Vormittag stellte Staatsminister Helmut Brunner im Landwirtschaftsausschuss die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur (BWI3) vor (s. Holzkurier Heft 42, S. 4 bis 5). Die Branche sieht sich von den Inventurergebnissen bestätigt. Diese Gewissheit muss nun kommuniziert werden. „Trotz der eindrucksvollen Bestätigung durch die BWI3 sind die Branche und die Politik gehalten, aufzuklären und das Thema zu versachlichen“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Gerd Wegener, Sprecher der Clusterinitiative. Die Themen kommen offenbar an. Bei der Eröffnung zeigte sich Angelika Schorer, Vorsitzende des Agrarausschusses, verständig für die Bedeutung des Holzbaus bei Klimaschutz, Wohngesundheit und Beschäftigung.
Mit einer Vielzahl an Beschäftigten und einem enormen Umsatz ist der Cluster vor allem für Bayerns rurale Gebiete von Bedeutung. „Ich setze mich für einen starken Holzbau gerade im öffentlichen Bereich genauso ein wie für eine aktive Forstwirtschaft auf ganzer Fläche“, sagte Schorer. Das war ein Bekenntnis gegen Flächenstilllegungen (und es sollte nicht das letzte bleiben).

Wald bleibt kontrovers

Das Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Waldbewirtschaftung aus globaler Sicht beschrieb Univ.-Prof. Dr. Reinhard Mosandl von der Technischen Universität München. „Der integrative Ansatz des Schützens und der Nutzung im Rahmen einer nachhaltigen, multifunktionalen Forstwirtschaft funktioniert. Die Artenvielfalt ist höher als bei Stilllegungen“, konstatierte der Wissenschaftler. Trotzdem wird Bayerns Forstwirtschaft kontrovers diskutiert. Wald ist im Visier von Erholungsuchenden, Naturschützern, Holzverarbeitern, Förstern und Waldbesitzern.

Podiumsdiskussion über Holz

In einer Podiumsdiskussion äußerten die Vertreter der Wertschöpfungskette ihre Ansprüche in Richtung Politik. Bewirtschaftungsauflagen und Flächenstilllegungen, die von Naturschutzverbänden gefordert werden, würden Motivation und Eigeninitiative der Waldbesitzer hemmen, erfuhr man dort. „Wie die BWI3 zeigt, brauchen wir nicht mehr ,Staat in den Wäldern‘, sondern gesicherte Eigentumsverhältnisse“, erklärte Bernhard Weiler, Waldpräsident des Bayerischen Bauernverbandes. Das ist auch ein Argument in der Diskussion um einen möglichen Nationalpark Steigerwald in Nordbayern. Dr. Rudolf Freidhager, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Staatsforsten, stellte sich bei der Diskussion um den Einfluss der Naturschutzverbände auf die Seite der Holznutzung: „Die Wissenschaft untermauert, dass unser integratives Konzept aus Schützen und Nutzen der richtige Weg ist.“
Heimisches Holz bringt regionale Arbeitsplätze. „Die Produktion von Holz erfolgt auf kurzen Wegen. Arbeit und Wertschöpfung bleiben damit in der Region“, betonte Forstunternehmer Norbert Harrer im Gespräch mit Abgeordneten.
Um Bayerns Holzvorräte braucht man sich indes keine Sorgen zu machen. Im Freistaat wächst pro Sekunde rund ein Kubikmeter mehr Holz nach, als geerntet wird. Dennoch sind Versorgung und „Aktivierung“ der Waldbesitzer heiße Themen. „Für uns ist die regionale und nachhaltige Versorgung mit Durchforstungsholz, insbesondere Nadelschwachholz, lebensnotwendig“, stellte Helfried Müller, Einkaufsverantwortlicher für UPM-Papierwerke, klar. Müller setzt dafür auf Kommunikation mit den Waldbesitzern.
Es gab auch selbstkritische Stimmen: „Wir Sägewerker werden uns weiterhin Gedanken über zukunftsfähige Geschäftsmodelle und Produkte machen müssen“, erklärte Christine Weinmüller, Sägewerksinhaberin aus Igling.

Energiewende und Klimaschutz

Die Nutzung ist nicht auf stoffliche Produkte beschränkt. Die Branche hält eine bedeutende Energiequelle in Händen. „Holz ist für die Energieversorgung in Deutschland bedeutender als Fotovoltaik, Wind- und Wasserkraft zusammen. Gerade Pellets sind für den Wärme- und Heizungsmarkt besonders effizient und emissionsarm“, berichtete der Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pelletverbandes, Martin Bentele. „Wir müssen mit unseren Botschaften in die Gesellschaft und die Politik. Deshalb unterstützen wir proHolz Bayern“, so Bentele weiter.
Abschließend betonte Architekt Florian Lichtblau die hohe Klimaschutzleistung sowohl der Forstwirtschaft als auch des Bauens mit Holz: „Uns bleibt zukünftig nichts Anderes übrig, als vermehrt mit Holz zu bauen und dafür unsere Wälder sinnvoll zu nutzen. Einen anderen Weg können wir uns aus Klimaschutzgründen gar nicht mehr leisten.“