Ingenieure und Holzbau

Ein Artikel von ÖLV | 30.12.2014 - 08:25
Name, Vorsitzender und Ausrichtung sind neu. Der Österreichische Ingenieurholzbau-Verband hat sich auf der Generalversammlung am 14. November in Wels eine Modernisierung verordnet. Folgendes wurde beschlossen:
    Michael Bauer, Geschäftsführer von Graf Holztechnik, Horn, übernimmt die Verantwortung. Er folgt als Vorsitzender auf Bernhard Egert, der 2014 aus der Geschäftsführung von Rubner Holzbau, Obergrafendorf, ausschied.Statt „Österreichischer Holzleimbau-Verband“ lautet der Name „Österreichischer Ingenieurholzbau-Verband – Holzleimbau-Verband“. Die Abkürzung ÖLV wird beibehalten. Man sieht sich als „Zusammenschluss sämtlicher führender Betriebe des österreichischen Ingenieur­holzbaus und Holzleichtbaus“.Eine „Holzbauplattform“ soll als Zusammenschluss aller mit dem Holzbau betrauten Sektoren unterstützt werden. Der Verband sieht sich als Kontakt- und Servicestelle für Bauherren, Planer, Konstrukteure und Zimmermeister.Technische Kompetenzen werden verstärkt, aufbereitet und in die Interessenvertretung eingebracht.

Forschungsprojekte zu Flachdach und Dachelementen

Der Verband stellt sich der Fachöffentlichkeit bei einer Festveranstaltung am 22. Mai in der Technischen Universität Wien vor. Vorerst aber zurück nach Wels. Der neue Chef kennt den Verband gut. Bauer war zuvor bereits stellvertretender Vorsitzender. Die Strategiesitzung vom 26. Juni in Linz und die darauf initiierte Neuausrichtung des Verbandes waren die heurigen Kernthemen. Die Diskussionen bezeichnete Bauer als „sehr gut und intensiv“.
Der Verband bleibt beim Fachverband der Holzindustrie angesiedelt. Ziel ist es, Marktanteile beim Ingenieurholzbau und Holzleichtbau zu gewinnen. Künftige Themenschwerpunkte sind etwa:
Standardisierung und Vereinfachung von Fassaden- und Wandelementebau
Qualitätssicherung gemäß Eurocode 5 und Ausführungsnormen
Informationen zu Wartung
Im Jahresbericht sprach Bauer über Forschungsvorhaben, an denen der ÖLV beteiligt war. Dazu zählen das Projekt „Flachdach II“ und die Aufnahme von Dachelementen in die Wissensplattform dataholz.com. Beim Flachdach wurden Laborerkenntnisse ergänzt und Fragestellungen zur Anbringung der Dämmung bei teilgedämmten Flachdächern in den Forschungsumfang aufgenommen. Gut verkauft sich die EC5-Kompaktbroschüre. Schon 890 Exemplare sind im Umlauf.
Neben der strategischen Neuausrichtung stand auf der Generalversammlung das 50-jährige Jubiläum im Fokus. Helmut Stingl fasste als Ehrenmitglied und langjähriger Vorsitzende das halbe Jahrhundert unter dem Titel „Rückblick und Vorausschau“ zusammen. proHolz-Obmann Hans-Michael Offner beteiligte sich auf der Generalversammlung mit einer „Hommage an den Holzleimbau“ und an dessen Möglichkeiten.

Spardruck nimmt die Freude

Drei Gastredner waren in Wels geladen, um über Leimholz, dessen Entwicklung und Einsatz sowie über das Spannungsfeld „Kunst am Bau“ zu referieren. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Schickhofer fasste die Meilensteine in Forschung, Entwicklung und Anwendung von Brettschichtholz zusammen. Der Leiter des Instituts für Holzbau und Holztechnologie wies in diesem Zusammenhang auf die erfolgreiche Holzbauforschung an der Technischen Universität Graz hin.
Der Dornbirner Architekt Konrad Merz zeigte den ÖLV-Mitgliedern, wie sich der Holzbau vom Stab zur Platte und darüber hinaus entwickelte. Genannte Beispiele waren Brettsperrholz, die Vorfabrikation von Raumzellen, hybride Konstruktionen, selbstbohrende Schrauben, großvolumige Bauten oder Holzwerkstoffe aus Hartholz.
Kritische und philosophische Worte fand die oberösterreichische Architektin Romana Ring. Sie referierte zum Spannungsfeld von Holzbaukunst versus Holzbaumarkt. Einige Architekten und Bauträger sehen den Holzbau stark mit Kunst verbunden. Holz sei das richtige Material, um kunstvolle Bauwerke umzusetzen. Kunst am Bau sei mitunter auf Holz angewiesen. Trotzdem werden Bauvorhaben zunehmend an den Billigstbieter vergeben. Die Konzentration auf möglichst geringe Kosten stoppe die Freude am Tun. Insbesondere beim sozialen Wohnbau sei das kritisch. Dort könne der Holzbau seine Stärken ausspielen. Holz schlage andere Baustoffe bei ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit.
Die Architekturkritikerin betonte auch die Potenziale bezüglich Ästhetik. Konstruktionen sollen schlank und schön sein. Hier könne Holz punkten. Man vertraut ihm. Es ist warm und anmutig.