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Blanca Mayer steht zu ihrem Sägewerk: "Wir punkten mit speziellen Sortimenten" © Martina Nöstler

Mut und Durchhaltevermögen

Ein Artikel von Martina Nöstler | 15.12.2014 - 09:37
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Blanca Mayer steht zu ihrem Sägewerk: "Wir punkten mit speziellen Sortimenten" © Martina Nöstler

Noch vor ein paar Monaten glaubte Blanca Mayer, Inhaberin des Sägewerkes Mayer in Neckarbischofsheim/DE, dass nach dem Brand 2012 und dem Wiederaufbau der Einschnittlinie bald alles wieder seine gewohnten Wege gehen werde und man sich im Betrieb wieder auf das konzentrieren könne, was man gelernt hat: Rundholz kaufen, einschneiden, Schnittholz verkaufen.
Doch am 13. Juni kam wieder alles anders. „Meine Mutter weckte mich gegen Mitternacht: ,Es brennt.’“, erinnert sich Blanca Mayer wenige Monate zurück. Betroffen waren die Weiterverarbeitung mit Zuschnitt- und Kappsäge sowie Hobelmaschine, eine 2500 m² überdachte Lagerhalle, drei Trockenkammern, sechs Stapler, zwei Lkw, die Werkstatt sowie die Heizungsverteilung. „Lange war in der Nacht nicht klar, ob die Feuerwehr das Büro retten kann. Also haben wir alles ausgeräumt: Server, Computer, Unterlagen“, erzählt die leidgeprüfte Sägerin. Aber es kam Entwarnung. Der unermüdliche Einsatz der Feuerwehr, der Abstand von Lagerhalle zum Büro sowie eine Ziegelmauer konnten das Schlimmste verhindern. Diese Mauer steht auch jetzt noch – quasi als „Mahnmal“.
Brandursache war ein technischer Defekt in einem Lkw. Die Ermittler stellten einen Kurzschluss im Kabel zwischen Batterie und Anlasser fest. Die Schadenshöhe schätzt Mayer auf über 2 Mio. €.

War die Betriebsschließung eine Option?

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Die Brandruine der Lagerhalle wurde bereits beseitigt - an die Mauer links soll ab nächstem Jahr ein Produktionsgebäude anschließen © Martina Nöstler

„Natürlich stand die Betriebsschließung schon 2012 im Raum“, meint Blanca Mayer ehrlich. „Aber viele Dimensionen, die unsere Kunden benötigen, können wir nicht zukaufen. Nur den Handel weiterzuführen, wäre schwierig. Mit einem eigenen Sägewerk kann man auf die Kundenwünsche flexibel reagieren. Außerdem hängen neben Herzblut auch Arbeitsplätze an dem Betrieb.“ Also baute sie wieder auf. Nach dem Sägewerksbrand vor zwei Jahren laufen die Anlagen seit April wieder. Nach und nach erreicht man die gewünschte Einschnittmenge. Im Juni wurde eigentlich nicht mehr viel über andere Optionen nachgedacht. „Man macht einfach weiter“, sagt sie. Aufzuhören wäre wirtschaftlich das größere Problem. Dankbar ist sie über die Unterstützung von allen Seiten: Sägerkollegen, Mitarbeiter, Maschinenlieferanten und Hausbank. Die Stammkunden sind ihr treu geblieben. Derzeit führt Mayer noch die Verhandlungen mit den Versicherungen. Der Um- beziehungsweise Neubau ist so gut wie unter Dach und Fach. Im nächsten Jahr sollen die Bauarbeiten für die beiden neuen Hallen in Angriff genommen werden. Die entsprechenden Pläne liegen bereits vor.

Bauliche Trennung von Lager und Produktion

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Um die Fertigware zu schützen, wurde vorübergehend eine Zelthalle aufgestellt © Martina Nöstler

Beim Neubau des Sägewerkes vor einem Jahr installierte Mayer für die Produktion eine Sprinkleranlage. „Leider reicht die Wasserkapazität nicht aus, um sämtliche Hallen am Gelände zu versorgen“, erklärt Mayer. Darum wird jetzt baulich getrennt: Die Produktion mit Zuschnitt und Hobelung wird an die Sägehalle angegliedert. Diese rund 1000 m² große Halle wird an die Sprinkleranlage angeschlossen und mit einer Brandschutzmauer vom Lager abgetrennt. Auf der anderen Seite des Betriebsgeländes fasst man die Lagerfläche zusammen. Hier soll eine Brandmeldeanlage installiert werden.
Die Genehmigung für die Lagerhalle liegt bereits vor. Die Produktionshalle soll bis Ende 2015 stehen. Geplant sind Hallen mit Betonstützen. Die Dächer sollen mit Leimbindern realisiert werden. Nach Möglichkeit will man auch wieder Holzverschalungen realisieren. „Das hängt aber von den Versicherungsvorschriften ab“, sagt Mayer.

Rascher Start

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"Mahnmal": Diese Mauer sowie der unermüdliche Einsatz der Feuerwehr schützten das dahinterliegende Büro © Martina Nöstler

Bereits wenige Wochen nach dem jüngsten Feuer konnte Mayer eine provisorische Produktion in der Weiterverarbeitung aufnehmen. „Weinig und Dimter waren sehr bemüht und konnten uns sehr rasch Ersatzmaschinen zur Verfügung stellen. Das Schlimmste war, keine Kappanlage zu haben“, berichtet Mayer. Mittlerweile konnte die Weinig-Gruppe schon die „Originalmaschinen liefern“: einen Powermat 2400 XL sowie eine OptiCut S 60. Diese stehen im Moment noch in der Lagerhalle. Sobald das neue Produktionsgebäude fertiggestellt ist, werden diese übersiedelt.
Ebenfalls schon in Betrieb sind zwei neue Trockenkammern von Mühlböck. „Ob wir noch eine dritte installieren, hängt von Platz und Gesamtkonzept ab“, sagt die Sägewerksbesitzerin. Zum Teil vergibt Mayer die Trocknung noch in Lohnarbeit, vor allem große Chargen. Sondersortimente oder Aufträge, die schnell abgewickelt werden müssen, werden in Neckarbischofsheim getrocknet.

Gut aufgestellt

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"Allem gewachsen": Der Leitspruch des Sägewerkes bewahrheitet sich © Martina Nöstler

Trotz aller Schwierigkeiten sieht sich Blanca Mayer mit ihrem Sägewerk und der Weiterverarbeitung gut aufgestellt: „Die Monate Oktober und November sind recht gut verlaufen.“ Schwierigkeiten würde die Rundholzbeschaffung verursachen. „Mein Vater pflegt aber schon über viele Jahre sehr gute Kontakte zu den Waldbesitzern. Das kommt uns jetzt zugute“, erzählt sie.
Sehr zufrieden ist Mayer mit den Installationen im Sägewerk: Sie hatte sich für eine geneigte Blockbandsäge mit Vor- und Rückwärtsschnitt von EWD, Altötting/DE, entschieden. Die Nachschnitt- und Besäumkreissäge KSM 200 sowie die Mechanisierung stammen von H.I.T., Ettringen/DE, die Entsorgung ist von Karré, Lendorf. Das Besondere an dem Sägewerk: Die umfangreiche Mechanisierung macht es möglich, dass jedes Stück Holz quasi an jede Stelle der Produktion gefördert werden kann. Der Grund für diesen aufwändigen Transport liegt in der Flexibilität. In der näheren Umgebung gibt es nicht mehr viele kleine Sägewerke, welche die Zimmereien und die Verpackungsindustrie rasch bedienen können. „Und genau das ist unsere Stärke“, verdeutlicht Blanca Mayer. Das Unternehmen hat sich vor allem auf Sondersortimente spezialisiert, wie astreine Kiefernseitenware oder Blockware. Eine weitere Besonderheit ist der Einschnitt von Douglasie, mit der man punkten kann.
Zudem habe das Sägewerk ein vorteilhaftes Einzugsgebiet: Es liegt im Dreieck Heilbronn/Mannheim, Karlsruhe und Heilbronn. In dieser Region sind viele Industriebetriebe angesiedelt. Den Hauptlieferradius gibt Mayer mit 60 km an. Das bringe hinsichtlich der Verpackungsware Vorteile. Gleichzeitig ziehen aber genau diese Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter ab.
Dieser unermüdliche Einsatz der jungen Unternehmerin und Mutter war Grund, das Sägewerk Mayer zum „Sägewerk des Jahres 2015“ zu wählen. Binnen kurzer Zeit solche Rückschläge zu meistern und sich in der harten Branche durchzusetzen, verdient unserer Meinung nach eine Würdigung – in Zeiten wie diesen umso mehr.

Holz Mayer

Gründung: 1980 (als GmbH); Betrieb besteht seit acht Generationen
Standort: Neckarbischofsheim/DE
Inhaberin: Blanca Mayer
Mitarbeiter: 28
Einschnitt (Ziel): 30.000 fm/J
Holzarten: Fi, Kie, Lä, Dou
Produkte: sämtliche Sortimente für Zimmereien, Schreinereien und Verpackungsindustrie
Absatz: regional