Energiewende braucht Biomasse

Ein Artikel von Martin Höbarth, Kasimir Nemestothy | 31.10.2014 - 13:07

Kein Vorkaufsrecht zum niedrigsten Preis

Die Kampagne der Papierindustrie (s. Link) gegen Holz als wichtigsten heimischen Energieträger wird entgegen zahlreicher Beteuerungen weitergeführt. Mittlerweile holt man sich dafür die Unterstützung des Umweltbundesamtes (UBA). Dieses gibt in einer Auftragsstudie den identen Wortlaut der nicht haltbaren Argumente der Papierindustrie wieder. Folgendes zur UBA-Studie „Kaskade versus Nutzung“:
Erst durch Maßnahmen zur dringend notwendigen Energiewende wurden Industrierundholz und Sägerestholz von einem „Entsorgungs“- zu einem marktfähigen Produkt. Unter dem Begriff „kaskadische Holznutzung“ wird jetzt offensichtlich versucht, für ausgewählte Akteure ein exklusives Vorkaufsrecht zum niedrigsten Preis für das benötigte Holz durchzusetzen. Was sonst verbirgt sich hinter der Empfehlung einer „Versorgungsstrategie“?

Auf Importe angewiesen

Es mutet eigenartig an, wenn eine Industrie, die auf ihre enorm hohe Exportquote zu Recht stolz ist, die wesentlich geringere Importquote beim Rohstoff negativ darstellt. Dem Import einen derart negativen ökologischen Touch umhängen zu wollen, kann sehr rasch zum Schuss ins eigene Knie werden. Faktum ist, dass bei den derzeitigen Kapazitäten die gesamte Holz verarbeitende Industrie auf einen gewissen Importanteil beim Rohstoff angewiesen ist.
Die Papierindustrie hat schon immer hohe Mengen an Holz aus den Nachbarländern importiert – auch in Zeiten geringeren Verbrauches und bei reichlichem Überangebot im Inland.

Win-win-win-Situation ist gefragt

In Österreich werden 80 % des Frischholzes der stofflichen Verwertung zugeführt. Der überwiegende Teil des Holzes geht an die Sägeindustrie, die das „Herz“ des kaskadischen Holzflusses darstellt. Über deren Sägenebenprodukte deckt die Papierindustrie einen Großteil ihres Holzbedarfes. Es wäre daher wesentlich intelligenter, wenn sich die Papierindustrie anstelle sündteurer Negativkampagnen stärker an der Bewerbung des Holzbaues im Rahmen von FHP beteiligen würde. Je höher der Holzbauanteil, desto größer der Anteil an Koppelprodukten für die Papierindustrie und die energetische Verwertung. Besser kluges „Win-win-win“ statt verkrampftes „Lose-lose-lose“.

Keine Wende möglich

Eine Energiewende ohne energetische Nutzung von Holz ist derzeit nicht machbar. Die regionalen Versorgungskonzepte mit Energieholz sind hocheffizient und leisten – im Gegensatz zur hochriskanten Versorgung mit Erdgas und Erdöl – einen wichtigen Beitrag zu Versorgungssicherheit und Wertschöpfung im Inland. Ein großer Teil der im Ökostromregime geförderten Anlagen für feste Biomasse befindet sich an Standorten der Holzindustrie und trägt zu deren Standortsicherung bei.
Als eine der negativen Effekte befürchtet das UBA unberechtigterweise eine „drohende Übernutzung des Waldes“. Spätestens hier sollte sich die Papierindustrie fragen, ob sie nicht mithilft, den Begehrlichkeiten bezüglich Nutzungseinschränkungen Vorschub zu leisten, und die Bemühungen der gesamten Wertschöpfungskette in Richtung Holzmobilisierung konterkariert.