14120850777920.jpg

Gut besucht war die Versammlung der bayerischen Säger am Nockherberg © Johannes Plackner

Euer Profit, unser Verlust

Ein Artikel von Hannes Plackner | 30.09.2014 - 16:33
Dass die Erträge zwischen Forst und Sägeindustrie ungleich verteilt sind, darüber war man sich bei der Mitgliederversammlung der Bayerischen Säger am 26. September einig. Eingeladen hatte der Verband der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayern/Thüringen (VHK). Die akuten Problemfelder lauten:
    Die Margen sind gering, auch weil in Bayern die „weltweit höchsten Rundholzpreise“ (VHK-Vorsitzender Peter Fickler) gezahlt werden. Die könnten sogar weiter steigen, während Preise in Baden-Württemberg und Österreich sinken.Die Holzmobilisierung im Kleinwald läuft schleppend.Sägewerke beteiligen sich kaum an der Finanzierung von proHolz Bayern.Sägewerke mit Stromverbrauch unter 1 GWh (alle kleineren und mittleren) werden benachteiligt, weil sie nicht in den Genuss der EEG-Befreiung kommen.Zimmerer kaufen zunehmend BSH und KVH über den Holzhandel anstatt klassisches Bauholz.

Allgäuer Einschnitt halbiert

14120850739996.jpg

„Wir haben zwei Nationalparke in Bayern und die reichen vollkommen aus“, sagte Bayerns Forstminister Helmut Brunner am Sägertreffen. © Johannes Plackner

Wohin die schwierige Lage führt, zeigt die Statistik. Im Allgäu sank die Zahl der Sägewerke seit 2002 von 40 auf 29. Statt 400.000 fm/J werde nur mehr knapp die Hälfte eingeschnitten, zitierte Fickler eine kürzlich fertiggestellte Bachelorarbeit. Umso wichtiger sei es, dass weitere Verschlechterungen abgewandt werden. Das scheint im fränkischen Steigerwald gelungen zu sein, wo ein Nationalpark derzeit keine politische Chance auf Umsetzung hat. Die ansässige Bevölkerung lehnt den Park ebenfalls ab (s. Kasten). Forstminister Helmut Brunner machte klar: „Wir haben zwei Nationalparks in Bayern und die reichen vollkommen aus.“ Der fachlich tadellos vorbereitete Politiker umriss seine Vorstellungen für die bayerische Forst-Holz-Branche: Der Klimawandel sei evident, die Wälder müssten darauf vorbereitet werden. Nichts hält er vom 100 %-Fokus auf Laubholz. Fichte habe zwar fast überall eine Existenzberechtigung, aber die Waldgesellschaft gehört durchmischt. Tanne, Douglasie und Lärche sollen ebenso forciert werden. Die BaySF gehen mit 720.000 ha an klimatoleranten Wäldern voran. Die Entwicklung neuer Produkte für die alternativen Holzarten will der Freistaat fördern. Brunner nannte Buchen-BSH als Beispiel.
Laut Forstminister muss es auch künftig Platz für kleine und große Säger geben. Brunner bekannte sich als Fan des „Dorfsägewerks“, wenngleich es industrielle Leuchtturmbetriebe brauche. Aber „spätestens bei der nächsten Kalamität sind wir froh, wenn man Rundholzmengen flächendeckend absetzen kann“.

„Ihr macht Gewinn, wir Verlust!“

14120850777920.jpg

Gut besucht war die Versammlung der bayerischen Säger am Nockherberg © Johannes Plackner

Trotz aller Fachkenntnis: In der Diskussion wurde Brunner als der oberste Eigentümervertreter im BaySF-Aufsichtsrat kritisiert. Ein Kiefernverarbeiter klagte, dass der Staatsforst „Riesengewinne macht, während die Sägewerke massive Verluste einfahren“. Er bezog sich dabei auf die Holzkurier-Bilanzanalyse in Ausgabe 16. Sein Appell: „Verzichten Sie auf die Preiserhöhung. Es müssen ja nicht 10 €/fm sein, welchen den BaySF als Profit bleiben.“ Darauf folgte Applaus aus den hinteren Reihen, die vorwiegend mit Sägewerkern besetzt waren. Aber: Was Preisgestaltung angeht, will sich der Minister keinesfalls einmischen. Nun kam der Applaus vom forstdominierten vorderen Teil des Saals.

2015er-Verträge schon signiert

14120850757891.jpg

"Rundholzpreise von 100??/fm hat es schon mehrmals gegeben. Die jetzige Situation ist also nur eine Wiederholung - und zwar ohne Inflationsausgleich", meinte BaySF-CEO Dr. Rudolf Freidhager in München. © Johannes Plackner

Es lag an BaySF-Vorstandsvorsitzendem Dr. Rudolf Freidhager, auf die Preise genauer einzugehen. Die Anstalt des öffentlichen Rechts sei sich ihrer Größe und Marktmacht bewusst, betonte er. 100 €/fm habe Rundholz bereits 1990 oder 1999 gekostet. Kurz vor der Jahrtausendwende habe er in Tirol einen Preis von 1390 ATS/fm ausgehandelt, erinnerte es. „Das ist alles schon mal da gewesen und vom Zinsausgleich seit damals rede ich auch gar nicht.“
Absatzprobleme haben die BaySF jedenfalls nicht. Die Staatsforsten werden ihren Hiebssatz ausnutzen. Die rund 5 Mio. fm für das nächste Geschäftsjahr seien komplett vergeben. Die Menge lande fast ausschließlich in Bayern, obwohl es genug „unmoralische Angebote“ aus dem Ausland gebe, etwa Rundholz per Schiff donauabwärts zu verkaufen – ohne Erfolg. „Da haben wir nicht einen Sündenfall begangen“, stellte Freidhager klar.
Kritik formulierte der BaySF-Chef bezüglich der Finanzierung von proHolz Bayern. Je 128.000 € steuern die Privatwaldbesitzer und die Staatsforsten bei. Seitens der Sägewerke gebe es aber noch keine Zusagen. Als Beispiel eines fehlenden Engagements nannte er eine große Holzindustrie. „Für so ein Unternehmen sind 10.000 € keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.“ Man müsse daher nachdenken, warum dieser Betrieb keine derart vernachlässigbare Summe beisteuern will. „Sind die Dienstleistungen von proHolz Bayern nicht gefragt, dann werden wir das beheben. Aber eine Diskussion um ein paar Tausend Euro zu führen, finde ich an der Grenze zur Peinlichkeit.“ Zum Vergleich: Entlang der Wertschöpfungskette Holz werden in Bayern 38 Mrd. €/J umgesetzt.

RVR: „Jetzt zickt die Forstseite“

Im letzten Moment ins Stocken geraten ist die Einigung über die Rahmenvereinbarung für den Rohholzhandel (RVR). Eigentlich waren die Verhandlungen über die Nadelholzregelung schon abgeschlossen, doch es kam bislang nicht zur Umsetzung. „Das ist eine unendliche Geschichte. Seit 2008 wird verhandelt. Es steht eine Einigung bevor, nachdem zunächst von der Holzseite blockiert wurde. Jetzt stehen wir 1 cm vor der Einigung – und jetzt zickt die Forstseite.“