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Bunt gemischt: Jegliche Sägereste finden Verwendung in der Verbrennung © Dinah Urban

Einfach rein damit

Ein Artikel von Dinah Urban | 22.08.2014 - 13:57
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Der österreichische Anlagenhersteller Urbas bekam den Zuschlag, weil er eine kostengünstige Maßlösung anbieten konnte © Urbas

Je größer das Schnittholzangebot, desto unterschiedlicher ist auch die Beschaffenheit der anfallenden Sägenebenprodukte. Bei BSW Latvia, Stopi?u novads/LV, reicht diese Spannbreite von kammergetrockneten Kleinpartikeln bis hin zu frischer Rinde. Um Wärmenergie, etwa für die Trocknung des Schnittholzes, selbst herzustellen, werden die Holzreste des Sägewerks in eine Heißwasserkesselanlage eingespeist.
Die Flexibilität hinsichtlich der Materialzusammensetzung gab den Ausschlag zugunsten des Biomassekessels von Urbas, Völkermarkt, für den sich die Geschäftsführung der BSW Timber-Unternehmensgruppe in Earlston/UK entschied. Brennstoffanteile bis 100% Fichtenrinde oder Hackgut sowie bis 30% Späne stellen keine Probleme dar. Der Wassergehalt des Brennmaterials kann ohne Schwierigkeiten zwischen 30 und 60 Gewichtsprozenten schwanken. Somit verwertet die Heißwasserkesselanlage alle hölzernen Nebenprodukte des Unternehmens. Die maßgeschneiderte Lösung überzeugte außerdem preislich, wie Miks Odins, BSW-Verantwortlicher für den Neubau, verriet. Es ist die erste Urbas-Anlage in Lettland, die Ende Februar 2014 bei BSW in Betrieb genommen wurde.

8 MWth Nennleistung

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Bunt gemischt: Jegliche Sägereste finden Verwendung in der Verbrennung © Dinah Urban

Um die thermische Nennleistung von 8 MW zu erreichen, bedarf es einer Brennstoffzufuhr von 6700 kg/h. Das dabei entstehende Rauchgas (35.700 mB3/h) wird mit einem Multizyklon gereinigt. Dieser ist einem Wärmetauscher und einem Luftvorwärmer nachgeschaltet. Nach dem Abscheidevorgang wird das Reingas über ein Saugzuggebläse, die Rauchrohrleitung und den Kamin in die Atmosphäre ausgeblasen. Die abgeschiedene Flugasche des Multizyklons wird über eine Zellenradschleuse und eine Ascheschnecke in den Entaschungs-Trogkettenförderer transportiert und anschließend in einem Aschecontainer gesammelt. Der Heizwert (Hu) beträgt 1,6 bis 3,3 kWh/kg. Der Kessel ist ausgelegt auf eine maximale Betriebstemperatur von 130° C bei einem Höchstdruck von 6 bar. Er toleriert einen Aschegehalt von bis zu 5 Gewichtsprozenten.

Runter von der Insel

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Miks Odins und Guntis Dreija (re.) bedienen die neue Heißwasserkesselanlage von Urbas seit sechs Monaten © Dinah Urban

Mit BSW Latvia wollte der größte britische Sägekonzern näher am Rundholz agieren. Die Nähe zu Russland und Litauen, aus denen der Hauptanteil des Rohstoffs bezogen wird, sowie die Lage am Hafen von Riga machten den neuen Standort attraktiv. 2000 nahm man das Werk in Betrieb. Mittlerweile ist es Arbeitsplatz für 170 Angestellte. 120.000 m³/J Fichten- und Kiefernschnittholz von 3 bis 6 m Länge verlassen das Gelände vor den Toren Rigas. Das meiste gelangt nach Japan und ins europäische Ausland. Für die kommenden Jahre plant der Mutterkonzern, die Kapazität des lettischen Ablegers zu verdoppeln. Unter anderem sollen die Energiegewinnung und -speicherung aus Restholz weiter optimiert werden.

Weiteres Projekt im Baltikum

Im November soll bereits die nächste Urbas-Anlage in Lettland in Betrieb genommen werden. Einer der größten Pelletsproduzenten Europas orderte ein Biomassekraftwerk mit einer Leistung von 11,3 MWth und 4 MWel.