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Gut besucht: Bis auf den letzten Platz gefüllt war der große Saal in der Wirtschaftskammer Oberösterreich - der Dialog Holzbau bot unter dem Titel "Mehr Wohlstand mit weniger Ressourcenverbrauch" ein spannendes Thema © Birgit Koller

„Problem bei Wurzel packen“

Ein Artikel von Birgit Koller | 17.02.2014 - 14:01
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Mahnend: Univ.-Prof. Dr. Ulrich von Weizsäcker in seinem Referat über den "Faktor Fünf" © Birgit Koller

Der Biologe und Physiker Univ.-Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker gilt als einer der wichtigsten Vordenker des Konzeptes einer nachhaltigen Entwicklung. Als Mitglied des Club of Rome, einer Organisation, die schon 1972 mit ihrem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ große Beachtung erlangte, will er Menschen rund um den Erdball wachrütteln und zu einer „Effizienzrevolution“ bewegen. Weizsäcker kennt die Formel für nachhaltiges Wachstum und machte am 11. Februar damit in der Wirtschaftskammer Linz Station.
Auf Einladung von proHolz Oberösterreich war er wohl der beeindruckendste Gastreferent beim diesjährigen Dialog Holzbau. Die Rechnung ging voll auf: Mit knapp 300 Teilnehmern war der Veranstaltungssaal bis auf den letzten Platz gefüllt. Unter den Gästen waren auch Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und Vertreter des Landtages.
„Oberösterreich bietet mit 42 % Waldanteil große Möglichkeiten für den Holzbau, die noch nicht entsprechend ausgeschöpft werden. Jährlich wächst mehr Holz nach, als genutzt wird. Das Potenzial für eine verstärkte Bauholznutzung ist vorhanden, ohne dabei an die Grenzen der nachhaltigen Rohstoffverfügbarkeit zu gelangen“, weiß Pühringer. Gleichzeitig berichtete der Landeshauptmann von regelrechten „Streitkonferenzen“ für die Reform der Bauordnung – „wir alle gegen die Betonierer“, stellte er klar. „Es schien fast schon so, als sei ein Kompromiss nicht möglich.“ Doch eine Änderung der Regelungen fiel im Vorjahr schließlich doch zugunsten des Holzbaus aus.

Mit gutem Beispiel vorangehen

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Gut besucht: Bis auf den letzten Platz gefüllt war der große Saal in der Wirtschaftskammer Oberösterreich - der Dialog Holzbau bot unter dem Titel "Mehr Wohlstand mit weniger Ressourcenverbrauch" ein spannendes Thema © Birgit Koller

„Der Holzbau ist mit Sicherheit die wirtschaftlich wertvollste Art der Nutzung der Wälder“, ergänzte Biologe Weizsäcker. Man müsse nur endlich aus einer alten Logik ausbrechen und eine Balance zwischen Kapital und öffentlichen Gütern finden. Laut Weizsäcker ist eine Verfünffachung der Ressourcenproduktivität möglich. Um den Prozess in Gang zu bringen, schlägt Weizsäcker ein „Pingpong“ zwischen Erhöhung der Ressourcenproduktivität und der Ressourcenpreise vor (in Analogie zum „Pingpong“ zwischen Arbeitsproduktivität und Löhnen). Damit traf der Vordenker den Nerv der Veranstaltungsteilnehmer. „Man müsse das Problem mit dem Klimaschutz endlich bei der Wurzel packen. Das sind wir unseren Nachkommen schuldig“, ergänzte Johannes Hanger, Obmann der Fachgruppe Sägeindustrie Oberösterreich.
„Städte, wie Zürich oder München, liefern Beispiele für die Forcierung des Baustoffes Holz in klimapolitischen Modellen. Aber auch ein aktuelles Leuchtturmprojekt in Steinbach am Ziehberg zeigt das erstaunliche Potenzial von Holz. Neben reinen Holzbauten sollte in Oberösterreich verstärkt auch wieder die Holzmischbauweise forciert werden“, appellierte Georg Adam Starhemberg, Obmann von proHolz OÖ.
Aktuelle Holzbauprojekte „made in Oberösterreich“, wie der neue Kinderhort in der Linzer Spaunstraße von den Architektinnen Karin Grabner und Christine Konrad, boten deshalb einen willkommenen Rahmen für die angeregten Diskussionen.

162 % mehr regionale Wertschöpfung

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Beschenkte Gastreferenten: Aigner (Holzbau Aigner), Huber (FH Kuchl), Starhemberg (Obmann proHolz OÖ), Weizsäcker, Lancaster (Bgm. Steinbach am Ziehberg), Hable (LIM Holzbau OÖ) und Architektin Konrad (v. li.) © Birgit Koller

Ganz groß raus kam an diesem Abend vor allem die 828-Seelengemeinde Steinbach am Ziehberg.
Dass sich der kleine Ort im Bezirk Kirchdorf an der Krems mittlerweile einen Namen in der Holzbaubranche gemacht hat, ist seiner engagierten Bürgermeisterin zu verdanken. Bettina Lancaster rührte auch an diesem Abend wieder kräftig die Werbetrommel für den nachhaltigsten Baustoff, „der sich immer auszahlt“, wie sie anmerkte.
Die regionalwirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen durch den Bau eines Vollholz-Feuerwehrhauses wurden dort erstmals gemessen. Die Ergebnisse sind selbst für Experten erstaunlich: Im Vergleich zu einem mineralischen Standardbau blieb durch den Massivholzbau um 162 % mehr Bruttowertschöpfung in der Region. „Für mich stellt sich deshalb nicht mehr die Frage nach den Mehrkosten eines Holzbaus. Viel wichtiger ist mir, dass unsere Betriebe profitieren. Zudem ersparen wir uns in der Zukunft einen teuren Rückbau des Gebäudes“, sagte Lancaster.