Wenn selbst die Köpfe der Experten über der aktuellen Normgebung rauchen, Architekten, im Sinne der Eigenverantwortung, auf eine Einhaltung der Regelungen schlichtweg pfeifen und Chemiker bei der Einführung neuer Produkterichtlinien die Welt nicht mehr verstehen – dann heißt es: willkommen in der Welt des Holzschutzes. Das Fachgebiet trifft in der Bevölkerung auf sensible Ohren, die EU reagiert mit Maßnahmen, die oft ihren Zweck übersteigen.
Im Rahmen der Wiener Holzschutztage, von 28. bis 29. November, kam man deshalb zu dem simplen aber auch eindeutigen Ergebnis: „Schluss mit Überregulierung.“
Im Rahmen der Wiener Holzschutztage, von 28. bis 29. November, kam man deshalb zu dem simplen aber auch eindeutigen Ergebnis: „Schluss mit Überregulierung.“
Normen schießen übers Ziel hinaus
Abschätzung von Gefahr und Risiko
„Mit der Einführung des Begriffs ‚Risiko‘ verfolgt man heute das Ziel, Gefahren berechenbar zu machen. Diese Entwicklung hat in der Chemikalienpolitik zur Folge, dass Gesetze immer kleinteiliger werden. Für die Industrie bedeutet dies einen enormen Aufwand bei Administration und Kosten. Innovationen und neue Stoffe müssen zahlreiche Hürden nehmen, um einer Einführung am Markt gerecht zu werden“, weiß Rössler. In Verordnungen wie der REACH (Registration, Evaluation and Authorisation of Chemicals) oder der BPD (regelt die Bereitstellung von Biozidprodukten) sieht der Chemiker nicht nur Chancen für die Umwelt, sondern befürchtet auch Verwirrung beim Endkunden: „Laufende Änderungen bei der Kennzeichnungspflicht setzten schon ein enormes Detailwissen voraus.“
In Summe gesehen dürfe man laut Rössler bei aller Bedeutung der Umweltgefahr durch Schadstoffe nie die Gefahr einer Einschränkung der Innovationskraft und die Bedeutung der Wertschöpfung der Industrie und des Gewerbes vergessen. „Sinkt diese nämlich, weil der Industrie im Netz der Überregulierung die Luft zum Atmen ausgeht, wird letztendlich der Spielraum für die Untersuchung derartiger Aspekte immer kleiner“, warnt Rössler.
Umstrittene DIN 68800
Die Wiener Holzschutztage informierten aber nicht nur über aktuelle Entwicklungen in den relevanten Normen und Gesetzen. Sie präsentierten neueste Forschungsergebnisse zur Vorhersage der Gebrauchsdauer und Dauerhaftigkeit von Holzbauwerken und gaben detaillierte Einblicke in verschiedene Anwendungsbereiche von Holz, wie Fassaden, Terrassen, Fenster und Flachdächer mit praxisorientierten Lösungsansätzen für die moderne Architektur.