Holz eingeklagt
Klausner hat Nordrhein-Westfalen am Landgericht Münster auf Einhaltung der nach Kyrill abgeschlossenen Lieferverträge für Rundholz geklagt. Überdies verlangt man Schadenersatz wegen des nicht gelieferten Rundholzes 2009 und auch betreffend der Schließung des Werkes in Adelebsen. Kolportiert wird eine Gesamtsumme von 120 Mio. €. Stephan will diese Zahlen nicht kommentieren, weil es sich um ein schwebendes Verfahren handelt. Er betont jedoch, „dass es uns in Zeiten wie diesen primär um das Rundholz und die Vertragserfüllung geht. Pacta sunt servanda – Verträge sind einzuhalten“.
„Das Land Nordrhein-Westfalen versucht, sich der Lieferverpflichtung mittels eines Gutachtens und der EU-Kommission zu entledigen, obwohl durch das Oberlandesgericht Hamm bereits die Gültigkeit der Verträge bestätigt wurde“, führt Stephan im Holzkurier-Interview weiter aus.
Mitte Oktober hatten überdies die, in der sogenannten Initiative „Holz und Arbeit NRW“ zusammengeschlossenen Sägewerke eine Beihilfebeschwerde bei der EU-Kommission eingebracht. Bisher gab es von der EU-Kommission noch keine Information über diese Anfragen. Mit einer solchen sah sich Klausner bereits in Bayern konfrontiert – auch damals gab es fixe Lieferverträge mit den Bayerischen Staatsforsten (BaySF). Klausner bekam nach sieben Jahren letztlich recht. „Solange werden die Gerichte dem Rechtsstreit allerdings aber wohl keinen Aufschub geben, zumal Klausner bereits in Münster zwei Mal Recht bekam“, meint Stephan.
Bedarfsanstieg daher US-Start
Die Krise in der Holzbranche begann 2007. Stephan ist nicht wirklich überzeugt, dass es nur bei den sieben mageren Jahren bleibe. Seiner Einschätzung nach werden sich die Rundholzpreise in Mitteleuropa auch im kommenden Jahr nicht wesentlich verändern. Der Einschlag wird weiter sinken, allenfalls konstant bleiben. „Die Schnittholzpreise in dieser Region bleiben mit Sicherheit weiter unter Druck und da stellt sich die Frage: ,Wer wird das aushalten?‘“, erinnert er an Hiobsbotschaften aus der Branche, vor allem in den vergangenen Wochen, und erklärt: „Auch wenn unsere beiden Standorte in Deutschland nicht in den Höchstpreisregionen des Rundholzes liegen, ist es eine große Herausforderung, die Sägewerke wirtschaftlich zu betreiben.“ Seine Conclusio: „In Mitteleuropa kommt es zu einer weiteren Rücknahme oder einem Abbau von Kapazitäten – und das nicht nur in der Sägewerksbranche!“
Doch es ist nicht nur der Rundholzpreis, der Klausner nach Amerika lockt. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass der Welt-Schnittholzpreis weiter ansteigen wird. Wenn die Levante und Asien nur annähernd den Pro-Kopf-Verbrauch von Europa hätten, gäbe es heute schon einen riesigen Bedarf“, führt Stephan aus. „Die Nachfrage aus diesen Regionen stieg in den vergangenen Jahren überproportional an. Klausner hat die Zeichen der Zeit schon lange erkannt und betreibt dort seit Jahren Vertriebsbüros.“
US-Projekt ausfinanziert
Doch der mit Spannung erwartete Ausgang des NRW-Prozesses hat, anders als jüngst kolportiert, keinen Einfluss auf Klausners Baupläne in den USA. „Ganz im Gegenteil. Unser Businessplan hat unsere Finanziers eindeutig überzeugt. Das Projekt ist ausfinanziert“, tritt Stephan anderslautenden Gerüchten entschieden entgegen. Im Businessplan ist das Wort „Super-Cycle“ (Anm.: gleichzeitig starke Baunachfrage in den USA und in China) ebenfalls eingearbeitet. „Wir sind uns aber bewusst, dass es noch einige Zeit dauern kann, bis dieser eintritt.“Seit einigen Wochen laufen die Bauarbeiten für das erste USA-Projekt in Suwannee County (Florida), in einigen Monaten startet dann auch der Bau eines weiteren Sägewerks im Süden der USA. Für ein drittes Werk liegen ebenfalls Genehmigungen vor.
„Suwannee County gilt als eine der ärmsten Regionen Floridas. Die Regierung rollte uns den roten Teppich aus. Nicht nur die örtlichen Unternehmen und die öffentliche Hand erhoffen sich wirtschaftliche Impulse, Klausner schafft auch Hunderte von Jobs. Die Regierung hat bereits die ,site preparation‘ durchgeführt und rund 63 ha an Klausner überschrieben. Nicht nur die Baumaschinen sind in Florida aufgefahren, die Personalsuche läuft ebenfalls“, führt Stephan im Interview aus.
Schnäppchenkauf Domat/Ems
In den USA wird die Linck-Linie des früheren Mayr-Melnhof Swiss Timber-Sägewerks in Domat/Ems montiert werden. „Uns gelang es 2011, das Werk um 17 Mio. € zu erwerben. Für uns war das ein Glücksfall, da wir faktisch ein komplettes Sägewerk samt Hobelwerk und Fuhrpark erhielten.“Die Adaptierung der Maschinen an die US-Bestimmungen sei keine große technische Herausforderung, betont Stephan. Geht es nach Klausner, fallen bereits im kommenden Jahr die ersten Bretter in den USA vom Band.