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Karl-Heinz Schneider, Präsident Zentralverband des deutschen Dachdeckerhandwerks, hofft auf einen kurzen Winter 2013/14 © Birgit Koller

„Wir lassen das Holz in Kölle“

Ein Artikel von Birgit Koller | 28.10.2013 - 08:13
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Karl-Heinz Schneider, Präsident Zentralverband des deutschen Dachdeckerhandwerks, hofft auf einen kurzen Winter 2013/14 © Birgit Koller

Die Stadt Köln bietet mehr als die bekannten Architekturperlen Kölner Dom, Peter Zumtors „Kolumba“ oder Renzo Pianos „Weltstadthaus“. Seit 2010 – damals gastierte die internationale Branchenmesse Dach + Holz das letzte Mal in der Rheinmetropole – hat sich viel getan. Architekten, Zimmerer und Dachdecker haben seither gemeinsam spannende Projekte realisiert, die fixer Bestandteil eines jeden Sightseeing-Programms sein sollten. Die Auswahl der Projekte reicht vom Kirchen-, Wohnungs- und Bildungsbau über Bürogebäude bis hin zu Bauen im Bestand.
Gelegenheit dazu hätte man wieder von 18. bis 21. Februar, wenn die Messe für Holzbau, Dach, Fassade und Ausbau erneut in Köln gastiert. Der Run auf die besten Standflächen hat bereits begonnen. Weit mehr als 450 Aussteller haben sich zur Planungshalbzeit angemeldet, wie die Messeverantwortlichen im Rahmen einer Pressekonferenz am 22. Oktober am neuen WU Campus Wien berichteten. „Das Interesse der Industrie an der Dach + Holz ist groß und wir liegen noch gut in der Zeit. Ich bin zuversichtlich, dass wir an die guten Zahlen aus 2012 in Stuttgart anknüpfen können“, ist sich Dieter Dohr, Vorsitzender der GHM (Gesellschaft für Handwerksmessen), sicher.
Als Zeitpunkt für die Messe habe man extra den Februar gewählt, da dieser Monat gerade für das Dachdeckerhandwerk kaum Aufträge mit sich bringen würde. Auf einen weiteren Rekordwinter, wie 2012/2013, können alle Beteiligten allerdings verzichten. Der Dauerfrost hätte große Aufholarbeit nach sich gezogen, die aktuell und trotz vieler Überstunden kaum bewältigbar sei: „Dem deutschen Dachdeckerhandwerk geht es gut. Die Betriebe stehen allerdings unter enormen Druck. Der späte Saisonstart hat uns schwer zu schaffen gemacht und wir müssen die entgangenen Aufträge unter Volldampf wieder einarbeiten“, gibt Karl-Heinz Schneider, Präsident Zentralverband des deutschen Dachdeckerhandwerks, offen zu. Die wichtigsten Auftraggeber seien weiterhin Privathaushalte. 2012 lag der Umsatz des deutschen Dachdeckerhandwerks bei 8,4 Mrd. € (–6,7 % zu 2011). Im Vergleich dazu erwirtschaftete das deutsche Holzbaugewerbe rund 6,2 Mrd. € (+2 % zu 2011).

Zukunft liegt im urbanen Holzbau

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Ullrich Huth, Vorsitzender von Holzbau Deutschland, sieht die Zukunft des Holzbaus im urbanen Bereich und bei Aufstockungen © Birgit Koller

„Für den Holzbau ist es besonders wichtig, immer am Ball zu bleiben. Messen wie die Dach + Holz sollten für unsere Mitglieder daher ein Fixpunkt sein, um mehr über Produktneuheiten und aktuelle Trends zu erfahren“, betonte Ullrich Huth, Vorsitzender von Holzbau Deutschland. Er rührte an diesem Tag gemeinsam mit Othmar Berner, Bundesinnungsmeister der Dachdecker, Glaser und Spengler, ebenfalls kräftig die Messewerbetrommel. Für Huth liege die Zukunft des Holzbaus im urbanen Bereich. Anbauten, Baulückenschließungen, Modernisierung und Aufstockungen seien künftig interessante Betätigungsfelder für Holzbaubetriebe. Dieser Entwicklung trägt auch die Dach + Holz Rechnung – die Produkttiefe rund um das Thema Aufstockung wird 2014 einen größeren Stellenwert auf der Messe einnehmen. „Auf einer Fläche von 12.500 m² geben die über 70 Aussteller in der schwerpunktmäßig auf Holz ausgerichteten Halle 7 einen unabhängigen Materialüberblick. Das Produktangebot ist zu 100% auf die Bedürfnisse der Zimmerer und Holzbauunternehmen ausgerichtet“, erklärte Dohr. Holz in der Stadt spielt auch beim Architektentag am 20. Februar eine wichtige Rolle, der unter dem Motto „holzhochdrei“ steht. Renommierte Planer aus dem In- und Ausland, wie zum Beispiel Prof. Rosso Prodi (Via Cenni), werden dabei über ihre Erfahrungen mit Holz(hoch)häusern sprechen.
„Die deutsche Holzbaubranche erwartet nach ihrer bisherigen Umsatzsteigerung auch in 2014 ein Wachstum in der Größenordnung von 2%“, versicherte Huth und begründete seine Prognose mit dem Aufschwung im Wohnungsbau und der kontinuierlich steigenden Holzbauquote. „Im 1. Halbjahr wurden über 110.000 Wohnungen genehmigt. Das sind 11% mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres“, weiß Huth.

Branchen brauchen dringend Nachwuchs

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Othmar Berner, Bundesinnungsmeister der Dachdecker, Glaser und Spengler, wünscht der Branche mehr gut ausgebildetet Lehrlinge © Birgit Koller

Worauf es deshalb in beiden Branchen besonders ankommt, ist gut ausgebildeter Nachwuchs. Die Messe soll 2014 verstärkt junges Publikum anlocken und zeigen, dass Handwerk noch immer goldenen Boden hat: „Gerade uns Dachdecker verfolgt noch immer ein Negativimage. In vielen Köpfen wird der Beruf mit zahlreichen Gefahren verbunden, was aber überhaupt nicht stimmt. Im Gegenteil, der Berufsstand achtet sehr genau auf Sicherheit. Es mangelt allerdings an guten Lehrlingen, die einem Betrieb längerfristig erhalten bleiben. Aus diesem Grund müssen wir Plattformen, wie die Dach + Holz, nutzen, um das Interesse der Jugend auf unseren Beruf zu wecken“, betont Berner. Laut Berner sollten Betriebe für ihren Nachwuchs schnell Tickets nach Köln buchen.