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Abstzindikator September 2013 © Holzkurier

Japans Hoch ist vorbei

Ein Artikel von Gerd Ebner | 02.10.2013 - 07:59
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Abstzindikator September 2013 © Holzkurier

Wohl dem, der derzeit pelletiert, KVH- oder BSH-Rohware erzeugt sowie bis vor Kurzem nach Japan lieferte. Das sind die Renner der Saison. Diese Sortimente sind in Ihrem Portfolio? Dann können Sie auch vom Anstieg des Absatzindikators profitieren. Dieser kletterte im September um 2,2 % auf 113 %. Alle Sortimente*, die zur Berechnung herangezogen werden, sind im Plus.

Markt des Jahres – Japan

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Relation Absatzindikator zu Rundholzpreis September 2013 © Holzkurier

Der Schnittholzmarkt des Jahres dürfte aus österreichischer und rumänischer Sicht sicherlich Japan werden. So viel kann in den kommenden Monaten gar nicht mehr passieren, dass sich diese Wertung noch verändert. Bis Anfang Juli legte der österreichische Export nach Japan um 56 % zu. Über Händler hatten heuer selbst kleine und mittelgroße Sägewerke die Möglichkeit, vom Nachfrageboom und den damit verbundene Preissteigerungen zu profitieren. Doch jetzt scheint die Party vorbei zu sein.
Stora Enso und die Holzindustrie Schweighofer sind traditionell die Hauptlieferanten Japans. Sie sind auch in schlechten Zeiten vor Ort und haben auch jetzt eine Sonderstellung. Mancher andere Japanversorger wird auch noch Geschäfte machen, für den Rest schaut es in den nächsten Monaten aber mager aus.

Starker Preisrückgang in Japan

Eine echte Zäsur steht – wie es scheint – in Japan bevor: So abrupt die Nachfrage ansprang, so schnell ist sie jetzt wieder weg. „Japan hat sich überfressen“, lautet ein Urteil. Damit fielen die Preise im September um 30 bis 40 €/m3. Ein Einzelfall mit –100 €/m3 macht ebenfalls die Runde. Bleiben wir beim Prämieren von Märkten, so muss auch Deutschland heuer bedacht werden. Für die Sägewerke sehr erfreulich ist die starke Nachfrage der dortigen Leimholzerzeuger. Sowohl KVH- als auch BSH-Rohware liegen auf sehr hohem Niveau. Ware für den konstruktiven Bereich läuft – völlig konträr zu Italien – sehr gut.

Weniger Verpackungsnachfrage

Im September gab es aber einen Nachfragerückgang vonseiten der deutschen Verpackungsindustrie. Große Palettenhersteller sollen ihre Produktion reduziert haben. Ist der Anlass noch nicht so gravierend, so läuten bei manchen dadurch die Alarmglocken: Die Verpackungsindustrie ist ein Lackmus-Test: Schwächelt deren Nachfrage, gibt die Industrienachfrage nach und eine Konjunkturabschwächung ist die Folge. Die Levantenachfrage schätzen die meisten Exporteure als stabil ein. Ein Abwertungsdruck wird wahrgenommen, ihm wird aber noch standgehalten.

Rückzug aus Italien

„Nur noch 100.000 Baubeginne, 10.000 baunahe Unternehmen in Insolvenz“ – diese Horrorzahlen präsentierte Domenico Cora am Holztag in Pörtschach (s. Link). Eine Folge ist der verminderte Bedarf: Österreichs Exporte brachen im 1. Halbjahr um weitere 22 % ein, die deutschen in den ersten sieben Monaten um 10 %.

Wer gewinnt Lotterie?

Doch nicht alleine die schwache Nachfrage mindert die Laune, nach Italien zu liefern, vielmehr ist es die stetig zunehmende Unsicherheit. „In Italien zu verkaufen, gleicht einer Lotterie – bekommt man das Geld oder nicht?“, umschreibt einer. Händler wundern sich, dass die Österreicher weiter für ihr Vertreternetz sorgen und „dieses günstiger bedienen als uns. Wir garantieren eine gesicherte, prompte Bezahlung und halten das Preisniveau oben.“ Ein anderer fasst es so zusammen: „Mit kleinster Marge in einen Hochrisikomarkt zu liefern – das schaffen auch nur wir. Die italienischen Kunden sind uns kaufmännisch weit überlegen.“ Die Situation hat viele Lieferanten auf Vorauszahlung umstellen lassen. Auch zahlreiche kleinere Italienspezialisten hätten sich zu diesem Vorgehen entschlossen. „Es gibt keinen mehr, der in Italien noch nie Geld verloren hat“, merkte ein Interviewpartner an.

Leichte Steigerungen umgesetzt

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Preisbild Schnittholz September 2013 © Holzkurier

In Italien ist man unvermindert bemüht, die Nadelschnittholz-Preise anzuheben. Es geht, wenn auch sehr mühsam. Bei 17 mm-Seitenwaren gab es im September einen minimalen Anstieg von 1 €/m3 auf nun 138,5 bis 143 €/m3 (frei Grenze). Rohhobler notieren gegenüber August unverändert bei 231 bis 242 €/m3 (frei Grenze).

Geringeres Angebot

Der Einschnitt der meisten österreichischen Sägewerke war heuer deutlich reduziert. Entsprechend führt nun nicht mehr jedes Telefonat eines italienischen Kunden zur prompten Auslieferung. Das nimmt Druck aus dem Markt und sorgt für die nötige Balance. Das Rundholzangebot besserte sich im September (s. Seite 4). Wie sich eine allfällige Mehrproduktion auswirkt, werden wir sehen.
Das Einschnittverhalten der österreichischen Säger wird als „sehr unterschiedlich“ eingeschätzt. Wie viel geschnitten wird, hängt neben der Versorgung mit den Absatzmöglichkeiten zusammen.

Sägerestholz legt zu

Bei Hackgut gab es in Österreich zuletzt keine preisliche Veränderung. Man stand zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe in den Startlöchern für die Quartalsverhandlungen. Erbringen diese leichten Erhöhungen (etwa 50 Cent/srm), würde das die Erwartungen erfüllen. Nicht ganz so klar ist die Preisrichtung bei den Spänen. Hier gibt es immer noch ein günstigeres Ostösterreich.

* In die Berechnung des Absatzindikators fließen ein: Pelletspreis Österreich, Pelletspreis Deutschland, Konstruktionsvollholz (Deutschland, Österreich, zwei Schnittholzsortimente Italien, BSH-Lamellen Deutschland, Hackgutpreis Österreich, Spänepreis Deutschland, Brettschichtholz Italien, Brettschichtholz Deutschland, 2-by-4-Preis USA.