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Rudolf Freidhager © BaySF

Knackpunkt Versorgung

Ein Artikel von Gerd Ebner | 27.08.2013 - 17:45
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Rudolf Freidhager © BaySF

Mit den derzeit laufenden Preisverhandlungen möchten wir die Preise um 2 bis 3 €/fm erhöhen“, informiert Dr. Rudolf Freidhager, Vorstandsvorsitzender Bayerische Staatsforsten. „Dann würden wir bei rund 112 €/fm frei Werk liegen.“ Frei Waldstraße darf man damit rund 100 €/fm annehmen, im Süden sind es in kleinen Einzelverträgen auch 106 €/fm.
Die Vertragsverhandlungen sind noch im Gange, einzelne Abschlüsse mit Großkunden gibt es bereits.

Am Käufermarkt Menge am wichtigsten

In Bayern herrscht, wie in ganz Mitteleuropa spätestens seit Mitte 2009 ein Verkäufermarkt. Freidhager bestätigt dies indirekt, als derzeit „weniger über Preise, aber viel über Mengen gesprochen wird“. Die Preiserhöhung sieht er eher als Anpassung: „Die Inflation muss ersetzt werden. Ich weiß, die Lage ist für Säger nicht wirklich gut. Sie hat sich gegenüber dem Vorjahr aber etwas verbessert, daher sollten die neuen Preise für alle bezahlbar sein. Die Schere Rohstoff- zu Schnittholzpreis hat sich verkleinert.“

3 Mio. fm Nadelstammholz, aber …

Ist der Einschnitt in Österreich seit Jahren rückläufig, so steigt er in Bayern beständig. Von den BaySF dürfen die Käufer im laufenden Geschäftsjahr bei einem Gesamteinschlag von 5,1 Mio. wieder knapp 100.000 fm pro Woche in allen Sortimenten erwarten – aber auch nicht mehr.
„Wir planen, wieder über 3 Mio. fm/J Nadelstammholz zu ernten. Das Fichtenangebot muss aber aus waldbaulichen Gründen erneut um 50.000 bis 60.000 fm/J zurückgenommen werden. Wir reizen unsere Möglichkeiten beim Nadelholz (Fi/Kie) voll aus, jeder ökologisch erntbare Festmeter kommt auf den Markt“, beteuert Freidhager (s. letzter Absatz).

Entwarnung beim Käferholz

Mit Käferholz werden die BaySF den Holzhunger der Säger nicht befriedigen können. „Im Vorjahr gab es so wenig Käferholz wie überhaupt noch nie. Heuer wird es das dritt- oder viertbeste Jahr werden.“ Schadholz – wie Schneebrüche – gehen zu einem großen Teil direkt ins Zentrum für Energieholz: „Dort erzielen wir 100 €/tatro – und haben auch Erlöse für früher unverkäufliche Stammteile, wie die Wipfel.“
Das neue Geschäftsjahr läuft seit Anfang Juli. In diesen acht Wochen werden die 800.000 fm „zu einem sehr guten Durchschnittspreis verkauft“, freut sich Freidhager. Holzauktionen im Internet lehnt er ab: „Wir verkaufen das Holz auch so. Unser direkter Kundenkontakt fördert die Partnerschaft, die wir haben möchte.“

„Holz måchen brauch i ned“

Die Versorgungssituation in Bayern verschärfte sich auch deshalb, weil aus dem bayerischen Kleinprivatwald immer weniger kommt. Dieser wird laut Freidhager erneut weniger einschlagen als im Vorjahr (s. Link). „Bei den tiefen Zinsen geht nur der in den Wald, der Geld benötigt.“
Erschwert wird die Nutzung der Rohstoffquelle in Bayern durch die Atomisierung der Waldflächen – 500.000 davon sind kleiner als 3 ha. „Schon gibt es Appelle der Politik an die Eigentümer: Vererbt die Wälder bitte nicht an alle Kinder“, erklärt Freidhager.

Import aus Tschechien hilft

Wenn schon aus den BaySF-Wäldern nicht mehr zu ernten ist und der Privatwald immer weniger Holz nutzt, so gibt es doch eine Entlastung: den Import. Aus Tschechien kamen im 1. Halbjahr 735.000 fm nach Deutschland. Das sind um 18 % mehr als 2012. 2008 waren es im Gesamtjahr noch 770.000 fm gewesen. Zum Vergleich: Österreich importierte bis Ende Mai 890.000 fm (+30 %) aus Tschechien.
Ein Gutteil des BaySF-Sägerundholz-Angebotes wird über die nun verhandelten Langfristverträge abgewickelt. Die Quote für die Direktvermarktung der Einzelforstbetriebe an die lokalen Sägewerke soll 2013/14 wie in den vergangenen Jahren bei 26 % bleiben.

Nadelindustrieholz boomt

„Angespannt“ (Freidhager) ist die Versorgung bei Nadelindustrieholz. Als Resultat haben zuletzt die Atro-preise um zweistellige Eurobeträge angezogen.
Zum Zeitpunkt des Interviews (23. August) wurden die ersten Gespräche wegen der Laubstammholz-Preise erst geführt. Bei der Buche erhoffen sich die BaySF stabile bis leicht steigende Preise. Durchschnittlich erlöst man bei der Buche 72 €/fm – bereits 60 €/fm sind es bei Brennholz, 50 €/fm bei Bu-Industrieholz.

Eiche könnte preislich zulegen

„Speziell im C-Sortiment erwarten wir uns bei der Eiche Preisverbesserungen“, gibt Freidhager die Linie vor. Durchschnittspreis-Steigerungen um 20 %, wie sie der österreichische Großprivatwald anpeilt, seinen aber nicht realistisch (s. Link).

Nicht außer Nutzung stellen

Die Wildnisromantik wird in Deutschland im Vorwahlkampf stärker. „Außernutzungstellungen, das sind die ganz großen Probleme für Forst- und Holzwirtschaft. Hier müssen wir uns gemeinsam wehren“, fordert Freidhager.
Die deutsche Energiewende unterstützen die BaySF mit bisher 30 Windrädern. Nicht ganz uneigennützig, sind die Pachterlöse doch beachtlich. Daher sollen auch im laufenden Geschäftsjahr bis zu 30 weitere hinzukommen. Bis 2020 wünscht sich der bayerische Landwirtschaftsminister, Helmut Brunner, bis zu 1000 Windräder. Als Eigentümervertreter ist das ein Auftrag an Freidhager.

Holzerntekosten –30 %

Stolz ist Freidhager, die Holzerntekosten von rund 22 €/fm 2005 auf nunmehr rund 16 €/fm gesenkt zu haben. „Unser transparentes Ausschreibungsverfahren war ein Schlüssel dafür“, glaubt er. Den eigenen Maschinenpark wird er bis auf wenige Spezialmaschinen zurückfahren. „Drei bis vier Raupenharvester für die Ernte über der Verjüngung und einige Seilkräne für das Gebirge brauchen wir zumindest.“

Permanente Inventur

Der Hiebsatz wird bei den BaySF mit zumindest 4000 permanenten Stichproben je Forstbetrieb kon-trolliert. Das ergibt bis zu 180.000 Stichprobenpunkte. So kann man – im Vergleich zu den üblichen Forsteinrichtungen – das Geschehen im Wald fast schon online beobachten. Eine Tendenz zeigt sich überall: Die Fichte verliert Anteile. ‹