Freiwillig wurde Produktion rausgenommen, weil ein geringeres Angebot die Preise heben sollte.
Unfreiwillig schnitt man aber auch weniger, weil der Rundholzzufluss in die Werke spätestens seit Mitte Juni etwas abnahm.
Wo geringeres Mengenangebot etwas bewirkte, war bei 17 mm-Seitenware in Italien. Der Holzkurier erhob ein Preisniveau von 131 bis 137 €/m3 frei Grenze (bei Großmengen). Das ist ein Anstieg um 3 €/m3 gegenüber Mai. Wobei in Italien gilt: Palettenware geht schlechter (Binnenmarkt) als Sortimente für die Kistenerzeugung (Export).
Dauerthema Zahlung
Neben einem verringerten Bedarf monieren Marktexperten weiterhin die schleppende Zahlung. Symptomatisch ist Folgendes: Der italienische Staat hat seine Rechnungen noch immer nicht beglichen – obwohl dafür angeblich 20 Mrd. € bereitgestellt sind. Dieses Geld fehlt der italienischen Wirtschaft.Zum Abschluss des 1. Halbjahres gab es für viele Unternehmen Steuervorschreibungen. Auch dieses Geld fehlt am Ende den Lieferanten. „Ich mache lieber 50 % weniger Umsatz, als weitere Risiken einzugehen“, erklärte ein italienischer Importeur auf Holzkurier-Anfrage. Selbst die gute alte Ratenzahlung erlebt derzeit eine Renaissance: Monat für Monate stottern italienische Abnehmer ihre Verbindlichkeiten ab.
Im Juni musste bei Rohhoblern in Italien eine Preisreduzierung festgestellt werden: –2 % auf eine Preisspanne von 228 bis 243 €/m3. Hierfür gibt es zwei Hauptgründe. Der in den Vorjahren immer noch leicht gewachsene Renovierungssektor (2011: +0,5 %) gibt heuer nach – und das sogar deutlich. Diese Entwicklung konnte von Steuererleichterungen auf Sanierungsmaßnahmen (–36 bis –50 % auf zehn Jahre) nicht kompensiert werden. Ein zweiter Grund für rückläufige Rohhoblerpreise ist das stärkere und günstige Angebot aus Schweden.
Schwedische Aktionen
Im BSH-Absatz gab es in Italien im Juni einen weiteren Rückschritt. Mit einer Preisspanne von 387 bis 394 €/m3 (Ankunft Norditalien, Großmengen) sind die Anbieter weit vom Zielniveau von 420 €/m3 entfernt. Der Mengenrückgang in Italien wird abermals nach oben revidiert und soll um die 25 % unter Vorjahr liegen. Der Juli ist eigentlich prädestiniert für einen Lageraufbau. So kam es in den Vorjahren häufiger zu einem Preisanstieg. Davon geht heuer aber niemand aus. Das Preisniveau dürfte im Juli halten.
Gehöriges Marktvolumen fehlt
In der zweiten Junihälfte gab es aber in Deutschland einen höheren Auftragseingang. Trotzdem dürfte das 1. Halbjahr mengenmäßig um 10 % unter dem Vorjahr liegen.
In Deutschland gibt es zwei neue BSH-Produktionsanlagen: eine modernisierte Kommissionierung und ein Erweiterungsbau. Erstere ist im Probebetrieb, zweiterer wird diesen im Spätsommer aufnehmen.
Beim Lamellenpreis gab es im Juni in Deutschland eine Seitwärtsbewegung: 196 bis 199 €/m3 (frisch, franko, Großmengen). Der Wunsch der Sägewerke von über 200 €/m3 wurde noch nicht realisiert. Schnittholz-Angebote aus Schweden deckeln ebenfalls die Erhöhungswünsche.
Wirklich erfreulich entwickelte sich absatzmäßig im 1. Halbjahr die Levante. Seit dem Jahresbeginn legte der Schnittholzpreis um 15 bis 20 €/m3 zu und die Mengennachfrage war ebenfalls stark. Ägypten und Libyen haben Nachholbedarf nach den politischen Veränderungen 2011. Mit dem aktuellen Rundholzpreis (s. Preisbild S. 4) erwarten sich österreichische Sägewerke weitere Preissteigerungen im Levante-Absatz. Ob das möglich ist, entscheiden einmal mehr schwedische Anbieter mit (diese mussten schon zum dritten Mal im Artikel erwähnt werden).
Klimatisch bedingt, sind die heißen Sommermonate in der Levante immer schwierig. Schon wird über den Ramadan gesprochen. Doch gibt es keine großen Befürchtungen für das zweite Halbjahr. Ein hoher Zementpreis in Algerien soll dort die Bautätigkeit verlangsamen – wovon indirekt Holz betroffen ist.