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Alfred Jechart, Präsident Europäischer Sägewerksverband © Mayr-Melnhof Holz

Ferne Hoffnungsschimmer

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 19.06.2012 - 11:47
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Alfred Jechart, Präsident Europäischer Sägewerksverband © Mayr-Melnhof Holz

Die europäische Sägeindustrie durchlebt schwierige Zeiten. Die leichte Erholung 2010 verlangsamte sich im Vorjahr – und heuer gab es keine weiteren Fortschritte“, so lautet die Zusammenfassung der Generalversammlung der Europäischen Sägewerksvereinigung (EOS), die am 15. Juni in Riga stattfand.

Produktion rausnehmen

„Die Produktionsrücknahmen sind unumgänglich und werden auch schon durchgeführt – es gilt, das Angebot der Nachfragesituation anzupassen“, analysiert EOS-Präsident Mag. Alfred Jechart im Holzkurier-Interview. So wird für heuer eine Minderproduktion von 2,4 % im EOS-Raum erwartet. Zurückzuführen ist das auf die Reduktionen in Deutschland, Österreich, Lettland und Schweden. „In Skandinavien werden die Sommerferien verlängert, in Mitteleuropa gibt es vermehrt Schichtrücknahmen.“
Deutschland bleibt heuer mit 21,6 Mio. m³ das größte EOS-Mitgliedsland (27 % Anteil). Es folgen Schweden mit 16,5 Mio. m³, Finnland mit 9,7 Mio. m³und Österreich mit 9,45 Mio. m³.

Italien verliert stark

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Nadelschnittholz-Produktion in den EOS-Staaten von 2000 bis 2012 © EOS

Den Bedarfsrückgang in den EOS-Mitgliedsländern erhob man 2012 mit 0,8 %. „Die Eurokrise wirkt heuer in Spanien und Griechenland nicht verstärkend – dort war es schon im vergangenen Jahr sehr schwierig. Viel stärker trifft uns die Entwicklung in Italien. Dort könnte es heuer passieren, dass der Bedarf um 15 bis 20 % zurückgeht“, prognostiziert Jechart. „Im Mai konnten wir Preiserhöhungen durchsetzen. Diese befinden sich aber noch nicht am gewünschten Level.“
Den EOS-Präsidenten freut es daher umso mehr, dass der Bedarf in Nordafrika sowie im Nahen und Mittleren Osten weiter zunimmt. „Dort gibt es eine positive Markt- und Preisentwicklung.“

China wird immer interessanter

Andere kleine Hoffnungsschimmer finden sich weiter entfernt. „In China stiegen die Baubeginne nach 2 Millionen Einheiten 2010 auf 2,2 Millionen Einheiten im Vorjahr. Heuer werden schon 2,3 Millionen Einheiten erwartet“, informiert Jechart. Mittelfristig wird mit dem Versiegen des Käferholzaufkommens auch das Nadelschnittholz-Angebot aus Kanada abnehmen. Dann sieht Jechart neue Chancen für die Europäer.
Auch die USA hätten die bauliche Talsohle offenbar durchschritten: 700.000 Hausbau-Beginne werden vorhergesagt. „In den vergangenen Wochen gab es eine äußerst erfreuliche Preisentwicklung“, ergänzt er.
In Japan haben sich die Bauzahlen ebenfalls gut entwickelt. „Also steigen in Japan, den USA und auch in Europa die Nachfrage vom etwas – das muss für den Bedarf positiv sein“, resümiert Jechart.

Erschwerte Versorgung

Der Rundholzpreis ist zuletzt in Skandinavien etwas gesunken, hieß es auf der EOS-Sitzung. In ganz Europa wird auch die unzureichende Rundholzversorgung bemängelt.

Buchen-Exporte minimieren

Heftig beklagt wurden die Buchen-Rundholzexporte aus Europa. Diese verursachen große Probleme für die Hartholzverarbeiter, heißt es. Die Exporte verknappen das Angebot für die europäischen Verarbeiter sehr stark.
Trotzdem stieg im Vorjahr noch die Laubschnittholzproduktion in Europa um knapp 5 %. Die bisherige Entwicklung lässt für heuer aber einen Rückgang um 2,6 % erwarten. Die Hauptproduktionsländer sind Rumänien und Frankreich, die jeweils rund ein Viertel des EOS-Outputs repräsentieren. Während im Vorjahr der Laubschnittholz-Bedarf noch bei 6,8 Mio. m³ lag, dürfte sich dieser heuer um 3,6 % reduzieren.

Europaweite Holzwerbung

In Riga wurde beschlossen, eine europäische Holzwerbekampagne zu initiieren. Bis September werden Werbeagenturen Vorschläge erarbeiten. Die Kampagnen können dann in den einzelnen Ländern lanciert werden.