13992879167241.jpg

Durch Nachverdichtungen wird der Holzbauanteil der europäischen Baulandschaft gesteigert © Team Rooftop

Zehnkampf in Versailles

Ein Artikel von Birgit Koller | 05.05.2014 - 13:08
Der Wettbewerb findet seinen Ursprung 2002 im US-Department für Solarenergie. Studententeams aus aller Herren Länder werden dabei aufgerufen, innerhalb von zwei Jahren ein Haus zu entwerfen und zu fertigen. Der Solar Decathlon findet seither alle zwei Jahre statt – 2013 konnte das Team der TU Wien rund um Projektleiterin Univ.-Prof. Dr. Karin Stiehldorf mit seinem Solarhaus L.I.S.I. den Sieg nach Österreich holen (s. Holzkurier-Heft 48/13, S. 24–25).

Paradebeispiele mit Sonnenenergie

13992879167241.jpg

Durch Nachverdichtungen wird der Holzbauanteil der europäischen Baulandschaft gesteigert © Team Rooftop

2010 wurde das Konzept des Bewerbes adaptiert und zusätzlich der Solar Decathlon Europe ins Leben gerufen, um Pilotprojekte nach Europa zu bringen. Die Kernaufgabe liegt darin, ein kleines Wohnhaus zu entwickeln, das ausschließlich mit Sonnenenergie versorgt wird. Im Sommer werden insgesamt 20 Prototypen aus 16 Ländern für die zwei Wochen dauernde Ausstellung nach Versailles transportiert, vor Ort aufgebaut und dort betrieben.

Über den Dächern Berlins

13992879154292.jpg

Der Entwurf für den Dachgeschossausbau des deutschen Teams © Team Rooftop

Das Team Rooftop aus Deutschlands Bundeshauptstadt hat sich die im Wettbewerb geforderte Nachverdichtung des urbanen Wohnraums groß auf die Fahne geschrieben und geht dafür durch die Decke auf das Dach eines Bestandshauses. Dort nutzt man die charakteristischen Berliner Brandwände zur natürlichen Begrenzung des Hauses und schafft Wohnräume in einer eindrucksvollen Form.

Tragwerk komplett aus Holz

„Wir waren uns schnell einig, dass unser Projekt niemals auf einer der letzten kostbaren Freiflächen Mitteleuropas gebaut werden dürfe – vor allem nicht, wo es doch exemplarisch sein soll“, beschreibt Organisator und Teamleiter Alessandro Jänicke die erste Intention seines Teams. Das „Core-Modul“ ist das Herzstück des Hauses. Um die Bauzeit auf dem Dach minimal zu halten, wird es in der Werkshalle vorgefertigt und anschließend auf die frei gewordene Ebene gesetzt. Um das Modul herum werden die Bauteile einfach zusammengeführt. Diese Bauweise senkt auch Installationskosten, ohne Abstriche bei der Qualität machen zu müssen. Für die Vorfertigung kam nur ein leichter Baustoff infrage: „Das Tragwerk besteht komplett aus Holz, inklusive des Fundaments und der aussteifenden Wände. Gedämmt wird ebenfalls mit Holz“, erzählt der Projektleiter.

Holzhaus „Made in Italy“

13992879182483.jpg

Prototyp: Die Universität RomaTre unter der Leitung von Dr. Chiara Tonelli vertraut auch in diesem Jahr wieder auf das Know-how und die Produktionskapazität von Rubner Haus aus Südtirol © Rubner Haus

Das Team „RhOME for denCity“ der Universität RomaTre unter der Leitung von Dr. Chiara Tonelli vertraut auch in diesem Jahr wieder auf das Know-how und die Produktionskapazität von Rubner Haus, Kiens/IT, um sich mit einem unter technologischen und bautechnischen Gesichtspunkten äußerst wettbewerbsfähigen Prototyp auf dem Austragungsgelände des solaren Zehnkampfes zu präsentieren. Schon beim Solar Decathlon Europe 2012 in Madrid erwies sich diese Partnerschaft als siegreich. Mit dem Projekt „Med in Italy“ errang das RomaTre-Team damals die Bronzemedaille und die Goldmedaille in der Kategorie Nachhaltigkeit. Wie Rubner informiert, wurde der Prototyp von Februar bis März in nur zwei Monaten am Hauptstandort Südtirol montiert.
„Dort haben unsere Ingenieure alle Phasen der Abnahmeprüfung, der Funktionstests und der Energieeffizienzmessungen des ‚RhOME‘ überwacht. Es soll dann demontiert, nach Versailles transportiert und dort wieder aufgebaut werden“, heißt es vonseiten des Unternehmens.