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2-by-4 Real- und Nominalmaß von Schnittholz in Amerika © Holzkurier

Wo der Holzbär steppt

Ein Artikel von Johannes Plackner | 19.05.2014 - 10:36
Das globale Wachstum der Sägeindustrie geht primär auf Großkonzerne zurück. Laut Erhebungen der International Wood Markets Group, Vancouver, in Kooperation mit dem Holzkurier wurden im Vorjahr 298 Mio. m³ Nadelschnittholz erzeugt. Das sind um 2 % oder 5,8 Mio. m³ mehr als 2012. 60 % des Wachstums stammen vom sogenannten „Billion-Boardfeet-Club“. Diese Liste führt Unternehmen, die über eine Milliarde Boardfeet (zwischen 1,6 und 2,36 Mio. m³/J - s. Kasten) Nadelschnittholz erzeugen. Dabei haben diese Unternehmen nur 17 % Weltmarktanteil. Doch vor allem nordamerikanische Konzerne legten im Vorjahr ordentlich zu.
Billion-Boardfeet-Club 2013
Rang 2012Rang 2013UnternehmenLandProduktion 2012Produktion 2013Anzahl Standorte²je SägewerkDiff. i. %
11West FraserCA7.9508.270263184 
22CanforCA6.9587.618194019,5
33WeyerhaeuserUS6.1466.548183646,5
44Stora EnsoFI4.5924.930192597,4
65Sierra PacificUS3.1003.184122652,7
56Tolko CA3.1693.1058388–2
77AraucoCL2.5882.865931811
118InterforCA2.1682.7541321227
129Georgia-Pacific¹US1.8972.5711616136
810Hampton Affiliates¹US2.5682.5447363–0,9
911Ilim TimberRU2.3412.40054802,5
1012Resolute FPCA2.3142.375161482,6

West Fraser ist Nummer 1

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© Timber-online

Mit 8,27 Mio. m3 behielt West Fraser im Vorjahr die Krone des weltweit größten Schnittholzproduzenten (Interview mit Executive Chairman Hank Ketcham s. Link 1). Seine 26 Sägewerke erzeugten im Schnitt um 4 % mehr als 2012. Deutlich stärker gewachsen ist Canfor, dessen Zen­trale sich ebenfalls in Vancouver befindet. 9,5 % Zuwachs in einem Jahr bringen Platz 1 in Kanada und insgesamt 7,62 Mio. m³ Nadelschnittholz. Der einst größte Konzern, Weyerhaeuser, Federal Way/US, wuchs um 6,5 % auf 6,55 Mio. m³.
Größter Säger außerhalb Nordamerikas ist Stora Enso, Helsinki. Die Finnen erzeugten mit 4,93 Mio. m³ im Vorjahr um 7,4 % mehr Nadelschnittholz.

Massives Wachstum in Süd-USA

Die größten Sprünge gelangen im Vorjahr Interfor aus Vancouver (+27 %) und Georgia-Pacific aus Atlanta (+36 %). Beide Betriebe sind stark im Südosten der USA vertreten und profitierten von der anziehenden Baunachfrage bei gleichzeitig guter Rundholzverfügbarkeit. Zudem haben beide in den vergangenen Monaten kräftig zugekauft. Georgia-Pacific übernahm etwa Temple Inland und Interfor Ilim Timbers US-Tochter Tolleson Lumber.

Größte Sägewerke besitzt Ilim

Zurück nach Kanada: West Fraser erzeugt nicht nur am meisten, der Konzern besitzt auch die größte Anzahl an Sägewerken: 26. Das ergibt einen durchschnittlichen Output von 318.000 m3/J je Werk.
In einer anderen Liga spielt Ilim Timber. Vor allem die beiden ehemaligen Klausner-Sägewerke in Deutschland (Wismar und Landsberg) heben die Schnittholzproduktion auf 480.000 m3/J je Werk - Rekord in der Bestenliste. Anders sieht es bei Resolute Forest Products aus. Das frankokanadische Unternehmen (früher als Abitibi-Bowater bekannt) hat mit 148.000 m3/J die geringste Standortmenge im Billion-Boardfeet-Club.

Holzhauptstadt ist Vancouver

Die Landkarte zeigt deutlich, wo der hölzerne Bär steppt. In der Olympiastadt Vancouver haben drei der Top 12-Konzerne ihre Zentralen. Zudem sind Tolko, Weyerhaeuser und Hampton Affiliates in wenigen Stunden erreichbar.
Europas Pendant zu Vancouver ist Helsinki. Neben Stora Enso haben auch die Metsä Group und UPM ihre Zentralen dort. Und St. Petersburg (Ilim Timber) liegt dreieinhalb Zugstunden entfernt.

Kopfschmerzen mit Boardfeet?

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2-by-4 Real- und Nominalmaß von Schnittholz in Amerika © Holzkurier

Das an absonderlichen Einheiten reiche „imperiale“ Messsystem in Nordamerika findet seine Krönung beim Holz. Bretter werden in Boardfoot gemessen. Das ist ein Quadratfuß (30,48 cm mal 30,48 cm) mit einem Zoll (2,54 cm) Dicke. Man nehme den Taschenrechner, der sagt: Tausend Boardfeet sind 2,36 m³ Schnittholz. Richtig? Meistens leider nicht.

Der Großteil des Nadelschnittholzes wird in Nordamerika als „Dimensional Lumber“ an Holzbauunternehmen verkauft. Früher war das ungehobelte Ware, in der Regel mit 2 mal 4 Zoll Querschnitt. Als man zu gehobelter Ware wechselte, wurde auf jeder Seite ein Viertelzoll Hobelbeigabe abgezogen. Nominal heißt das Produkt immer noch 2-by-4, misst aber in Realität nur 1,5 mal 3,5 Zoll – also um 35 % weniger. Tausend Boardfeet von diesem Dimensional Lumber sind nur 1,55 m3. Bei 2-by-6 (in Realität 1,5-by-5,5) beträgt der Unterschied zwischen Nominal- und Realmaß 31 %. Bei 2-by-10-Ware werden immerhin noch 29 % Luft verkauft.

Für die Umrechnung von Boardfeet auf Kubikmeter gibt es also keinen eindeutigen Faktor. Er variiert für 1000 BF zwischen 1,6 m³ (meist gültig für nordamerikanische Bauholzsägewerke mit schmäleren Dimensionen) und 2,36 m³ (Umrechnungsfaktor für europäisches Schnittholz).
Apropos: Nicht minder verwirrend sind die verwendeten Abkürzungen für die Boardfeet:
    1 Boardfoot kann als FBM (foot, board measure), BDFT oder BF gekennzeichnet sein.1000 Boardfeet werden als MFBM, MBFT oder MBF geführt.1.000.000 Boardfeet heißen dann MMFBM, MMBFT oder MMBF (die Schreibweise in Kleinbuchstaben ist ebenfalls möglich).