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Abb. 1: Vergleich der Wildeinfluss-Bundesergebnisse der Perioden 2004 bis 2006 und 2010 bis 2012 für die Fichtenwälder © BFW

Wildeinflussmonitoring 2012

Ein Artikel von Dr. Heimo Schodterer, Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) | 09.04.2014 - 08:17
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Abb. 1: Vergleich der Wildeinfluss-Bundesergebnisse der Perioden 2004 bis 2006 und 2010 bis 2012 für die Fichtenwälder © BFW

Das Wildeinflussmonitoring (WEM) liefert seit 2004 österreichweit statistisch geprüfte Ergebnisse über den Wildeinfluss auf die Waldverjüngung. Es wurde vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) im Konsens mit der Jägerschaft und den Landesforstdiensten entwickelt. In der BFW-Praxisinformation 33 sind die Hauptergebnisse der Erhebungsperioden 2004 bis 2006, 2007 bis 2009 und 2010 bis 2012 nach Bundesländern getrennt übersichtlich dargestellt.

Ziel des WEM

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Abb. 2: Vergleich der Wildeinfluss-Bundesergebnisse der Perioden 2004 bis 2006 und 2010 bis 2012 für die Fichten-Tannen-Buchen-Wälder © BFW

Hauptziel des WEM ist die Beobachtung von Höhe und Entwicklung des Wildeinflusses in den Bezirken. Da sich positive und negative Entwicklungen in den Bezirken gegenseitig aufheben, wenn man ein durchschnittliches Landes- oder Bundesergebnis berechnet, ist es sinnvoller, die aktuelle Wildeinflusssituation in Österreich folgendermaßen darzustellen:
    Fast zwei Drittel der Bezirke Österreichs zeigen ein hohes Wildeinflussniveau (über 50 % der Flächen mit starkem Wildeinfluss).Fast ein Viertel der Bezirke weist ein sehr hohes Wildeinflussniveau auf (über 75 % der Flächen mit starkem Wildeinfluss).Die Tendenz ist im Vergleich zur Erhebung 2007 bis 2009 steigend. In einem Drittel der Bezirke hat sich das Ergebnis signifikant verschlechtert, in einem Fünftel signifikant verbessert.
Die einzelnen Bezirke und Bundesländer unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Waldausstattung (Bewaldungsprozent) und der Verteilung der Waldgesellschaften (Abb. 5). Daher ist ein direkter Ergebnisvergleich zwischen Ländern oder Bezirken problematisch. Für einen Österreichüberblick ist es besser, die Waldteile mit gleicher natürlicher Waldgesellschaft zusammenzufassen, da diese in allen Bezirken ökologisch besser vergleichbar sind. Im Folgenden werden die vier wichtigsten Waldgesellschaften (beziehungsweise Waldgesellschaftsgruppen) dargestellt. Die Ergebnisse zeigen vor allem eine Zunahme des Wildeinflusses in den Bergwäldern.
Oberösterreich und Vorarlberg haben sich am WEM 2007 bis 2009 nicht beteiligt, deshalb können nur die Bundesergebnisse der Perioden 2004 bis 2006 und 2010 bis 2012 miteinander verglichen werden.

Veränderungen in den Waldgesellschaften

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Abb. 3: Vergleich der Wildeinfluss-Bundesergebnisse der Perioden 2004 bis 2006 und 2010 bis 2012 für die Buchenwälder © BFW

Der montane und der subalpine Fichtenwald zeigen hinsichtlich des Wildeinflusses fast das gleiche Ergebnis, sodass sie zusammengefasst werden können. In den natürlichen Fichtenwäldern sind nur wenige andere Baumarten, wie etwa Lärche, Bergahorn oder Eberesche, den Fichtenbeständen beigemischt und auch reine Fichtenbestände kommen von Natur aus vor. Die Fichte ist von allen Baumarten beim Wild am wenigsten als Äsung beliebt und so weist der Fichtenwald von allen Waldgesellschaften den geringsten Wildeinfluss auf. Allerdings kann ein starker Wildeinfluss auf 40 % der Flächen unter Umständen in sensiblen Hochlagen oder im Schutzwald mehr schädliche Auswirkungen haben als ein höherer Wildeinfluss in tieferen Lagen und in stabileren Waldgesellschaften, wie zum Beispiel dem Buchenwald.
Auf etwa einem Fünftel der Flächen entspricht die Verjüngung des natürlichen Fichtenwaldes den Sollvorgaben. Der Anteil der Flächen mit starkem Wildeinfluss liegt über einem Drittel der Flächen und hat gegenüber der ersten Erhebung um sechs Prozentpunkte, jener mit mittlerem Wildeinfluss um zwei Prozentpunkte zugenommen. Das bedeutet eine Verschlechterung auf nicht ganz einem Zehntel der Flächen. Die Veränderung ist statistisch deutlich signifikant.

Tanne und Buche bevorzugt verbissen

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Abb. 4: Vergleich der Wildeinfluss-Bundesergebnisse der Perioden 2004 bis 2006 und 2010 bis 2012 für die Eichenwälder © BFW

Im natürlichen montanen Nadel-Laub-Mischwald – dem Fichten-Tannen-Buchen-Wald – ist das Niveau des starken Wildeinflusses höher als im natürlichen Fichtenwald, da Tanne und Buche sowie die Mischbaumarten Bergahorn, Esche und Ulme bevorzugt verbissen werden. Ein positiver Soll-Ist-Vergleich wurde auf etwa einem Zwanzigstel sowie der Verlust von Ziel- und Mischbaumarten durch Verbiss auf etwa einem Zehntel der Flächen festgestellt.
Der Anteil der Flächen mit starkem Wildeinfluss liegt über zwei Drittel der Flächen und hat gegenüber der ersten Erhebung um vier Prozentpunkte zugenommen. Das bedeutet eine Verschlechterung auf nicht ganz einem Zwanzigstel der Flächen. Die Veränderung ist statistisch deutlich signifikant.
Die natürlichen Buchenwälder der collinen Höhenstufe liegen im Wildeinflussniveau knapp unter dem montanen Mischwald. Einzig in dieser Waldgesellschaft hat sich die Situation gegenüber der Ersterhebung um vier Prozentpunkte verbessert. Erfreulich ist auch der Anstieg der Flächen mit positivem Soll-Ist-Vergleich um zehn Prozentpunkte auf nunmehr 28 %. Ein Verlust von Ziel- und Mischbaumarten kam nur auf 3 % der Flächen vor. Die Veränderung ist statistisch signifikant.
Die Eichenwälder der collin-planaren Höhenstufe sind am stärksten vom Wildeinfluss betroffen. Über vier Fünftel der Flächen weisen starken Wildeinfluss auf, die Tendenz ist immer noch leicht steigend. Positiver Soll-Ist-Vergleich wird nur auf 3 % der Flächen ausgewiesen, ein Verlust von Ziel- und Mischbaumarten ist auf 7 % der Flächen zu beobachten. Die Veränderung ist statistisch nicht signifikant.

Wald-Wild-Situation richtig einschätzen

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Abb. 5: Verteilung der Waldgesellschaften in den Ländern © BFW

Ein Blick auf die Verteilung der Waldgesellschaften in den Bundesländern macht deutlich, warum sich die WEM-Ergebnisse der Länder teilweise stark unterscheiden. Je höher der Anteil an den anfälligeren Waldgesellschaften, wie Fichten-Tannen-Buchen-Wald oder Eichenwald, ist, desto höher muss auch das absolute Niveau des starken Wildeinflusses ausfallen. Das absolute Niveau des Wildeinflusses muss daher richtig interpretiert werden: Es unterliegt mehreren Einflussgrößen, wie beispielsweise der Waldausstattung und Waldstruktur, und nicht zuletzt den festgelegten Soll-Werten, also nicht allein dem Wildeinfluss. Das absolute Niveau des Wildeinflusses ist aber auch nicht völlig nebensächlich: Es macht doch einen erheblichen Unterschied aus, ob sich zum Beispiel bei 90 % starkem Wildeinfluss 5 % Verbesserung ergeben oder bei 30 % starkem Wildeinfluss 5 % Verschlechterung. Die WEM-Ergebnisse dürfen nicht losgelöst von anderen verfügbaren Informationen über Wald und Wild gesehen werden, erst in der Zusammenschau mit diesen wird es zum wertvollen Informationsinstrument für alle Akteure. Es soll helfen, die Wald-Wild-Situation in den Bezirken aufgrund einer objektiven Datengrundlage richtig einzuschätzen und zu verbessern.