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Dr. Georg Erlacher © OEBf

Wieder auf Plan

Ein Artikel von Gerd Ebner | 19.08.2014 - 08:20
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Dr. Georg Erlacher © OEBf

Relativ entspannt geht man bei den ÖBf in den heurigen Herbst. Durch Langfrist-Verträge abgesichert, hat man heuer die preisliche Abwärtsbewegung in Südösterreich nicht mitmachen müssen. Und auch mengenmäßig ist mittlerweile alles wieder am Planniveau, freut sich Dr. Georg Erlacher, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Bundesforste im Interview.

Erntesteuerung wird verbessert

Abweichungen zum Plan gab es im I. und II. Quartal, als man die gute Witterung nutzte. „Man weiß ja nie, wie das Wetter morgen ist. Plötzlich war zu viel Holz an der Waldstraße“, erläutert Erlacher. „Das wird uns nicht mehr passieren. Wir haben unsere interne Kommunikation verbessert. Jetzt ist eine feinere Produktionssteuerung möglich“, bekräftigt er eine interne Optimierung.
Mittlerweile sei der Lagerstand an produziertem Rundholz „eher unterdurchschnittlich“. 100.000 fm sind sonst in der ÖBf-Produktions-Pipeline, 70.000 fm sind es aktuell. Zum Preis: 78 €/fm erlöste man durchschnittlich im Geschäftsjahr 2013/14 über alle Sortimente. Derzeit geht man davon aus, dass die ÖBf-Erlöse 2014/15 die 80 €/fm-Marke überschritten werden könnte.

MM-Belieferung unverändert. Noch?

Größe ÖBf-Kunde an Sägerundholz ist die Mayr-Melnhof Holz AG. Jedes vierte Fi-/Ta-Säge-Rundholzbloch der ÖBf wird unter anderem in Leoben verschnitten. „Deren Mengenabnahme ist auch nach dem Verkauf unserer Beteiligung unverändert“, widerspricht Erlacher anderslautenden Gerüchten. „Ich hoffe, das bleibt auch so. Würde es allerdings zu Veränderungen kommen, nähme der Markt allfällige freie Mengen wohl gerne auf.“ Die ÖBf besaßen bis April 25 % der Mayr-Melnhof Holz AG.

Stabile Herbstaussicht

Die Schadholzmenge wird heuer bei rund 30 % liegen. „500.000 fm entsprechen dem langjährigen ÖBf-Schnitt.“ Auch deshalb erkennt Erlacher den Herbstmarkt preislich als „relativ stabil“.
Wie Erlacher überhaupt das Holzgeschäft in Relation zu anderen Baustoffen als berechenbar einschätzt. „Der Stahlpreis kann sich verdoppeln oder halbieren – dem kann und soll der Holzpreis nicht folgen. Ist diese Preisrelation – wie derzeit – ungünstig zu Konkurrenzprodukten, sollte nicht gleich Panik ausbrechen. Eine deutliche Preisveränderung beim Rundholz hat bis zum Endkunden – etwa bei Holzleisten – im Baumarkt nur Auswirkungen im Centbereich – dazwischen liegen Verarbeitung, Transport, Personal
und vieles mehr“, ist seine Einschätzung. „Holz ist auch diesbezüglich berechenbar.“

Inflation über Effizienz ausgeglichen

Rund 45 % der ÖBf-Ernte wird von der eigenen Forsttechnik erledigt. „Diese greift nun direkt auf die Daten der Einzelbetriebe zu. Das führt zu einer besseren Planbarkeit und Auslastung der Maschinen“, gibt Erlacher Einblick in ÖBf-Interna. Selbst betreibt man Forsttechnik, die „nicht überall verfügbar ist“. Als Beispiel sei der Seilharvester genannt. 50 % der ÖBf-Ernte verlangt Seilung. „Daher bin ich mit 25 €/fm Erntekosten zufrieden. Das hatten wir schon in den 1990er-Jahren. Wir sind aber mittlerweile in schwierigeren Lagen tätig und haben die gesamte Inflation seit damals kompensiert – das alleine erforderte 30 % Effizienzsteigerung“, kalkuliert Erlacher. Die ÖBf-Forsttechnik ist das größte Holzernteunternehmen Österreichs.
Durch eine ganze Reihe an Gründen ist der Faserholzbedarf heuer geringer als üblich, und das Angebot etwa durch die Eisbruchkalamitäten vice-versa höher. Von diesem Marktungleichgewicht ist laut Erlacher in Purkersdorf aufgrund von Langfristverträgen weniger zu spüren. „Wir haben Mengen und Preise langfristig festgelegt. Außerdem kann man den Mengenanfall auch steuern. Wir produzieren nur das, was verkauft wurde.“
Das Waldhackgut-KWK-Werk in Simmering ist einer der wichtigsten Nachfrager in Ostösterreich. Die Auswirkungen am Energieholzmarkt waren von Bayern bis Rumänien zu spüren, als ein technisches Gebrechen für drei Monate Stillstand sorgte. „Trotz des Stillstandes werden wir mit dem Heizwerk auch heuer ausgeglichen bilanzieren, wie noch in jedem Jahr seit dem Start“, ist Erlacher wichtig zu betonen. Mittlerweile erfolgt die Wärmeauskopplung ganzjährig (Stichwort: Fernkälte) – das verbessere die Situation. „Übers Jahr fahren wir Wirkungsgrade von 80 %.“
Kurz vor Start der Laubholzsaison ist Erlacher ernüchtert hinsichtlich der Situation beim Buchen-Stammholz: „Nichts hat sich verbessert. Hier muss uns bald was einfallen. Mit LVL gibt es konstruktiv eine Alternative, für den Wohnbereich fehlt noch was. Außerdem könnte man eine Buchen-Hybridbauweise andenken?

Punktuell Rotwildproblem

Jagdlich sieht Erlacher, „dass wir beim Schalenwild schon weitergekommen sind. Unter anderem durch acht zusätzliche Berufsjäger seit 2013. Punktuell gibt es beim Rotwild Handlungsbedarf.“
Seit Januar 2013 versteigern die ÖBf Holz im Internet. 150 Unternehmen haben sich dafür angemeldet. Nach 20 Monaten weiß man: „Für Spezialsortimente passt diese Vermarktungsform.“