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Xaver A. Haas © Haas Group

Wieder auf Kurs

Ein Artikel von Gerd Ebner | 27.08.2013 - 20:58
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Xaver A. Haas © Haas Group

Was macht man, wenn sich die Rahmenbedingungen verändern? Man passt sich an! Das war zumindest die Antwort der Haas Group auf neue Herausforderungen am tschechischen Unternehmensstandort.

Versorgung komplett geändert

„Mit dem Beginn der Finanzkrise 2009 erkannte die tschechische Regierung, wie viel Geld man im Rundholz verdienen könnte. Schon im Jahr darauf gingen 50 % des Einschlags in den Export. Damit wurde das Holz knapp und damit teurer. Der Rundholzpreis erhöhte sich von 60 €/fm auf mittlerweile knapp 100 €/fm“, resümiert Xaver A. Haas, Geschäftsführer der Haas Group (s. dazu auch Link 1). „Das änderte für Chanovice vieles. Sämtliche Weiterverarbeitungsanlagen vor Ort und in der Gruppe bekamen das Holz ausschließlich aus dem eigenen Sägewerk.“
Rückblende: Chanovice hat eine lange Tradition als tschechischer Holzverarbeitungsstandort. „Das Holz kam immer aus einem Umkreis von maximal 80 km. Genauso konnten wir uns bis vor drei Jahren versorgen. Im Spitzenjahr schnitten wir 400.000 fm“, erläutert Haas.

Zukauf wurde billiger

Doch mit dem stark gestiegenen Rundholzpreis sanken rasch die Margen der nachgelagerten Produkte „Der Höhepunkt war dann Mitte 2012 erreicht. Der Holzpreis war auf seinem Höchststand, sodass die Verarbeitung zugekauften Schnittholzes eine wirkliche Alternative darstellte und wir das selektiv auch taten“, erinnert sich Haas.

Turnaround eingeleitet

Die Maßnahmen, die Haas einleitete, waren ein Zurückfahren des Einschnitts auf 220.000 fm/J und der verstärkte Einsatz von Kiefer (20 %). Das Sägewerk produziert nun angepasst. „Das geht, weil in unserem voll integrierten Standort die Fixkosten anders verteilt werden können als in einem Standardsägewerk“, weiß Haas. „Umgekehrt war es nie eine Option, das Sägewerk völlig stillzulegen.“
Als einer der wenigen bietet Haas festigkeitssortierte, markierte Lamellen an – für die eigenen Tochtergesellschaften, aber auch am freien Markt.

Anpassungen

Mit der Produktionsrücknahme ging ein 30-prozentiger Personalabbau einher. „Unsere gut ausgebildeten Leute sind flexibel und können an mehreren, verschiedenen Anlagen eingesetzt werden“, erklärt Haas.
Die Einschichtplatten-Produktion wurde eingestellt und in weiterer Folge wurde die BrettsperrholzProduktion in Chanovice reduziert.

Kleinserien statt Masse

„Der Standort konzentriert sich auf die Produktion von Stangenware, die Kommission von KVH und BSH und den professionellen Abbund. Diese Produktionsanpassungen werden durch eine neue K2-Abbundanlage von Hundegger sowie eine neue Kommissionierstation möglich. Außerdem stehen 3-SchichtPlatten, wie die Climaprotect-Platte, mit formaldehydarmer Verleimung, Verlegeplatten, keilgezinkte Latten im Produktionsfokus.

Investition in Chanovice

In Chanovice hat man heuer in ein Biomasse-Heizkraftwerk investiert. Eine Anlage für 14 MWth und 3,8 MWel liefert seit Juni die Systemenergie. Getrocknet werden unter anderem die Späne für die 60.000 t-Pelletsproduktion. Letztere wird ausgebaut.

Wieder positiv

„Mit all diesen Maßnahmen haben wir heuer den operativen Turnaround am Standort geschafft – im II. Quartal waren wir in Chanovice wieder positiv“, freut sich Haas.
Die zweite große Veränderung ist der Ende 2012 eingeleitete Werksvertrieb in der Sparte Holzprodukte. „Wir forcieren einen konsequenten Vertrieb von den Werken. In Bayern arbeiten wir verstärkt an einem Vertrieb an den Verarbeiter und bieten ein insgesamt angepasstes Serviceportfolio zu unserer Marke Timbory. Das Angebot umfasst unter anderem die Planung, die Kommissionierung und den Abbund für Zimmerer, den Holzbau und Bauunternehmen“, erklärt Haas.
Außerhalb Bayerns setzt man, wie gewohnt, auf den Vertrieb via Handel an Systemkunden. „Das Konzept funktioniert schon seit Längerem auf dem französischen Markt sehr gut“, erklärt Haas.

Teuerungen nicht verrechnet

„Wir sind in einer Branche tätig, in der steigende Einkaufspreise teilweise nicht schnell genug an Kunden weitergegeben werden. Holz ist nachgefragt, dem Holzbau geht es sehr gut“, resümiert Haas mit Blick auf die eigenen Timbory-Verkaufszahlen oder die Meldungen des BDF. „BSH ist wohl das schwierigste Produkt von allen. Keiner traut sich, dort die Preise zu verlangen, die nötig wären.“

Zulassung für Buchen-BSH

Mittlerweile hat Haas die Zulassung für Buchen-BSH. Geforscht wird am kombinierten Aufbau Fichte-Buche. „Die Buche überzeugt mit hoher Druckfestigkeit und Rohdichte. Das kann man nutzen“, meint Haas.
„Unserem Anspruch als Topanbieter in Deutschland, Österreich und Tschechien werden wir auch weiter gerecht“, erklärt Haas. „In den Bereichen Landwirtschafts- und Gewerbebau werden wir uns noch stärker engagieren, um das Potenzial auch außerhalb des Einfamilienhausbaus voll auszuschöpfen. Vor allem den mehrgeschossigen (voluminösen) Holzbau betrachten wir als ein zentrales Marktfeld der Zukunft.“

Frische Ideen

Sämtliche eingeleiteten Maßnahmen werden von der Unternehmerfamilie gemeinsam getragen. „Natürlich ist es unsere Aufgabe als Juniorengeneration, die jetzt die Verantwortung für das Unternehmen übernommen hat, uns den aktuellen Herausforderungen zu stellen. Wir scheuen uns nicht, neue Wege zu gehen“, schließt Haas.