Wie ein Uhrwerk

Je komplizierter und filigraner die Holzbaukonstruktion ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit einer Lignamatic von Krüsi, Schönengrund/CH, abgebunden wurde. Visionäre Holzbauten, wie das Centre Pompidou in Metz, das Tamedia-Gebäude in Zürich oder der Golfclub Nine Bridges in Südkorea, wären ohne diese präzisen CNC-Anlagen nicht möglich gewesen. Solche Bauten bestehen aus mehreren Hundert Einzelteilen, wo kaum eines dem anderen gleicht.
Leimholz präzise zu bearbeiten, hat sich einst Fritz Krüsi auf die Fahnen geschrieben. Der Schweizer war genialer Entwickler der ersten CNC-Abbundanlage in den 1970er-Jahren.

Ein Referenzkunde nach dem anderen

Wer nach Schönengrund im Kanton Appenzell Ausserrhoden fährt, passiert unbewusst eine ganze Reihe von Krüsi-Anlagen. Etwa jene Lignamatic bei Blumer-Lehmann, Gossau, die das Centre Pompidou in Metz oder das Tamedia Gebäude in Zürich abgebunden hat. Der Massivholzelemente-Hersteller Lignatur, Waldstatt, hat unlängst eine neue Lignamatic bestellt. Wenige Kilometer später findet sich ein Krüsi-Kunde erster Stunde: Blumer BSB, Schwellbrunn, war dank des Masterminds Hermann Blumer die Brutstätte modernen Ingenieurholzbaus. Die eleganten und leistungsfähigen Blumer-System-Binder (BSB) brauchen aber millimetergenauen Abbund. Mit der Lignamatic entwarf Krüsi 1986 die erste CNC-Abbundanlage für diese Zwecke. Der Rest ist Geschichte.
Mittlerweile verantwortet Krüsis Schwiegersohn Urs Iseli die Geschicke des Betriebes. Sein Unternehmen positioniert er als Nischenanbieter. Nicht Masse zählt, sondern Qualität und Flexibilität. Das zeigt sich am besten an der Lignamatic. Am patentgeschützten Maschinenkonzept hat sich seit 1986 nichts geändert. Ein fixes Fünfachsportal bearbeitet Holzelemente, die auf bis zu sechs verfahrbare Wagen montiert sind. Ob da jetzt zwölf simple Sparren oder ein mehrfach verdrillter Freiform-BSH-Träger bearbeitet werden, ist der Maschine egal.
Trotz des bewährten Konzepts werden die Anlagen stetig verbessert. Neuerdings verwendet die Lignamatic Planetenantriebe. Diese sind noch präziser als klassische Stirnradaggregate. „Wir arbeiten mit Genauigkeiten von Winkelsekunden“, spezifiziert Iseli. Diese Maßeinheit entspricht 1/3600 Grad. Eine solche Präzision ist nötig, damit selbst bei einem 1 m-Sägeblatt kein Grat bei abgesetzten Fugen entsteht. Fehler wären teuer. Der südkoreanische Golfclub wurde in der Schweiz abgebunden. Da kann man nicht schnell ein falsches Element nachliefern (und das war auch nicht notwendig)

Swatch-Wurm mit Schweizer Präzision

Das nächste Holzbau-Prestigeobjekt in der Schweiz ist so anspruchsvoll, dass es ebenfalls auf einer Krüsi-Lignamatic abgebunden werden wird. Holzbau-Stararchitekt Shigeru Ban hat für Swatch einen wurmartigen Vorbau für die Unternehmenszentrale entworfen. Die filigrane Kon-struktion wird sich an der Nine-Bridges-Konstruktionsweise orientieren. Das heißt: mehrere Tausend Leimholzelemente, die mehrfach gekrümmt sind und auf Zehntelmillimeter genau passen müssen. „Wir können das“, sagt Iseli, der sich auf dieses Projekt spürbar freut, zuversichtlich.
Die Lignamatic ist die Königsklasse. Mit der Krüsimatic bauen die Schweizer aber auch eine Anlage für stabförmigen Abbund, insbesondere für den Blockhausbau. Das kommt weltweit gut an. 60 % der Anlagen gehen ins Ausland. Zuletzt ging eine „Chaletbaumaschine“ (=schweizerisch für Blockbau) sogar nach Neuseeland.

Krüsi Maschinenbau – Facts

Gründung: 1961
Geschäftsleitung: Urs Iseli
Standort: Schönengrund/CH
Sortiment: Lignamatic (CNC-Abbund), Krüsimatic (NC-Zimmereiabbund), Chaletbaumaschine (Blockhausfertigungsanlage), Längskreissägen, Schwalbenschwanz- und Zapfenfräsen
Mitarbeiter: 25